Türkische Inflation außer Rand und Band
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Ankara (Godmode-Trader.de) - Im Zuge einer weltweiten Preisteuerng und verfehlenden nationalen Geldpolitik ist die Inflation in der Türkei außer Kontrolle geraten. Die Verbraucherpreise dort sind im März um 61,14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Das ist ein frisches 20-Jahreshoch. Zuvor befragte Analysen hatten im Schnitt eine Teuerungsrate von 61,6 Prozent erwartet, nachdem diese im Februar noch bei rund 54 Prozent gelegen hatte. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 5,46 Prozent.
Infolge der nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stark gestiegenen Energiepreise ist nicht davon auszugehen, dass der Inflationsdruck in Bälde nachlässt. Doch eine gehörige Mitschuld an der Preismisere trägt laut Experten die Zentralbank CBRT. Diese hat trotz der massiven Abwertung der Landeswährung Lira ihren Leitzins ab September vorigen Jahres schrittweise von 19 auf 14 Prozent gesenkt. Dabei hätte sie nach Einschätzung der allermeisten Ökonomen eigentlich eine Straffung vornehmen müssen, um mit höheren Zinsen die eigene Währung attraktiver zu machen. „Die Politik der Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation funktioniert einfach nicht", sagte Tim Ash von BlueBay Asset Management der Nachrichtenagentur Reuters. „Ich denke, der überwältigende Konsens ist, dass die unorthodoxe Politik der CBRT eine der Hauptursachen für die Inflation ist. Der Krieg in der Ukraine mache die Lage aber noch schlimmer, fügte Ash hinzu. Die Bank habe ihr jährliches Inflationsziel von 5 Prozen seit 2011 nicht mehr erreicht.
Präsident Recep Tayyip Erdogan vertritt seit langem die unübliche Ansicht, dass die Zinsen die Inflation verursachen. Die Regierung erklärte jüngst, dass die Inflation im nächsten Jahr im Rahmen ihres neuen Wirtschaftsprogramms auf eine einstellige Zahl sinken wird, wobei niedrige Zinssätze zur Ankurbelung von Produktion und Exporten oberste Priorität haben und ein Leistungsbilanzüberschuss erzielt werden soll.
Daten vom Montag zeigen jedoch, dass sich das Handelsdefizit im März im Vergleich zum Vorjahr um 77 Prozent auf 8,24 Mrd. Dollar ausgeweitet hat, wobei der Wert der Energieimporte um 156 Prozent gestiegen ist, was das Ziel der Leistungsbilanz zu gefährden droht.
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