Fundamentale Nachricht
17:40 Uhr, 19.02.2020

Türkei: Neue Währungskrise im Anmarsch?

Die Notenbank bleibt Erdogans Liebling. Die CBRT hält ihren Zinssenkungskurs aufrecht. Präsident Erdogan dürfte Beifall klatschen, Ökonomen befürchten Schlimmes.

Erwähnte Instrumente

  • USD/TRY
    ISIN: XC000A0C31T3Kopiert
    Kursstand: 6,08205 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Ankara (Godmode-Trader.de) - Erneut hat die türkische Notenbank CBRT Hand an die Zinsen gelegt. Der einwöchige Satz wurde am Mittwcoh um 50 Basispunkte auf 10,75 Prozent zurückgenommen. Es ist die sechste Zinssenkung in Folge. Seit Mitte 2019 hat die Notenbank ihren Zins ausgehend von 24 Prozent damit mehr als halbiert.

Der heutige Schritt wurde als Reaktion auf die anhaltende Desinflation bezeichnet. Außerdem sollen niedrigere Zinsen eine stärkere wirtschaftliche Erholung befördern. Die Aktivität erhole sich trotz der sich abschwächenden globalen Wirtschaftsaussichten weiter, erklärte die Zentralbank in ihrem Statement zum Entscheid. Dennoch blieben Investitionen und die Beschäftigungsdynamik schwach. Auch die Entwicklungen in China und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft will die CBRT im Auge behalten. „Der jüngste Ausbruch der Epidemie wird hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Kapitalströme, den internationalen Handel und die Rohstoffpreise genau beobachtet“, hieß es.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Notenbank wiederholt zu niedrigeren Zinsen gedrängt und vergangenen Sommer sogar den Gouverneur austauschen lassen, weil dieser auf die Unabhängigkeit der Geldpolitik pochte. Fachleute warnen vor einer zu lockeren Geldpolitik, da die Inflation zuletzt wieder gestiegen ist. So liegt die Inflationsrate mittlerweile wieder über dem Leitzins - im Januar bei 12,15 Prozent - was bedeutet, dass der Realzins in den negativen Bereich abgerutscht ist. Möglicherweise gut für die Wirtschaft, aber schlecht für die Währung.

Geht es nach Goldman Sachs, wird der Leitzins in der Türkei noch im ersten Halbjahr 2020 in den einstelligen Bereich zurückgesetzt. „Die Verantwortlichen werden Wachstum erzeugen wollen und den Leitzins so weit wie möglich reduzieren", zitierte Bloomberg jüngst die Analysten. Für die Lira bedeute dies Unheil. „Die jüngste Inflationsdynamik und das Wachstum der Geldmengen erhöhen unserer Ansicht nach das Risiko neuer Lira-Volatilität“, so Goldman.

Der deutliche Anstieg der Inflation im Januar ließ den Kurs der türkischen Währung Anfang Februar unter 6 Lira je Dollar fallen. Aktuell notiert TRY/USD bei 6,079.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten