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13:34 Uhr, 05.12.2017

Türkei: Inflation klettert auf 14 Jahreshoch - Erdogan wettert weiter

Die Inflation in der Türkei erreicht neue Höchststände. In dieser Situation sind nach Einschätzung von Ökonomen höhere Zinsen gefragt, die die Teuerung in Schach halten könnten. Doch Präsident Erdogan kämpft dagegen. Er fürchtet, dass dann die Wirtschaft absäuft.

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Istanbul (Godmode-Trader.de) - Die Inflation in der Türkei ist auf den höchsten Wert seit 2003 gestiegen. Im Oktober lag die Jahresrate bei knapp 13 Prozent, wie das türkische Statistikamt mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat kletterte die Inflation im November um 1,49 Prozent. Die Zentralbank korrigierte ihre Erwartungen für 2017 erst kürzlich nach oben und rechnet nun mit einer Preissteigerungsrate von 9,8 statt 8,7 Prozent. Wahrscheinlich ist das schon wieder zu tief gegriffen.

In dieser Situation sind nach Einschätzung von Ökonomen höhere Zinsen gefragt, die die Teuerung in Schach halten könnten. In diesem Dilemma erhöhte die Zentralbank die Zinsen zwar längst auch - aber nur um 25 Basispunkte auf 12,25 Prozent. Das ist aber zu wenig, um nachhaltig Wirkung zu entfalten. Die Zentralbank hat einen großen Gegenspieler: Den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Entgegen der gängigen Schul-Ökonomie hält er hohe Zinsen nicht für ein Mittel gegen Inflation, sondern als deren Treiber. Er will das Wirtschaftswachstum nicht abwürgen, das im zweiten Quartal bei 5,1 Prozent lag. „Diejenigen, die das immer noch mit einer westlichen Geisteshaltung lösen wollen, können uns nicht verstehen", sagte er jüngst.

Erdogans Einfluss auf die Notenbank ist nicht der einzige Unsicherheitsfaktor für die Märkte. Am Sonntag hatte der Präsident seine Regierung aufgerufen, Schritte gegen Geschäftsleute zu unternehmen, die in der Türkei erzielte Gewinne ins Ausland schleusten. Schnell war die Rede von Kapitalverkehrskontrollen. Damit versuchen Länder den Abfluss von Kapital aus dem Land zu verhindern. Zwar betonte Erdogan am Montag, er müsse Aussagen „korrigieren", die eine Interpretation in diese Richtung ermöglicht hatten und bekräftigte: Jeder habe das Recht, sein Geld ins Ausland zu bringen. Doch die Worte sind nun einmal in der Welt und verunsichern. Auf diese Weise lässt sich das bei Auslandsinvestoren eh schon lückenhafte Vertrauen in die türkische Wirtschaft nicht zurückgewinnen.

Im Jahresvergleich verteuerten sich in der Türkei vor allem Kosten für Transporte (18,56 Prozent) und Lebensmittel (15,78 Prozent). Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek teilte auf Twitter mit, die Regierung rechne im Dezember mit einer niedrigeren Inflationsrate.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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