Trading ist so einfach
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Albert Einstein sagte einmal: „Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.“ Diese Erkenntnis passt sehr gut zum Trading. Denn viele meinen gerade zu Beginn, dass Trading ganz einfach ist. Mal ein bisschen long gehen, mal short gehen. Also auf steigende und fallende Kurse setzen. Und fertig ist die Gelddruckmaschine. Das kann schnell zu einer teuren Falle werden.
Oft kommt der Neukunde eines CFD-Brokers über den klassischen Aktienhandel zum Kurzzeit-Trading. Sein Gehirn ist zu diesem Zeitpunkt meist noch auf die alten Verhaltensmuster eingestellt: Aktien kaufen, weil einem meist andere etwas empfohlen haben. Vielleicht waren es Freunde, Nachbarn, Kollegen, oder verlockende Tipps, die in den Medien standen. Manchmal auch nur die allgemeine Stimmung an den Finanzmärkten und die passenden Aussagen von Fernsehreportern: „Aktien muss man jetzt wieder haben!“.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie auch als Tradingeinsteiger ständig nach Informationen und Tipps anderer suchen, und wissen möchten was andere gerade über die Märkte sagen. Und sie ganz neugierig darauf sind zu erfahren, wohin die Kurse jetzt gehen. Diese Fähigkeit haben Sie sich aus Unsicherheit im Laufe der Zeit selbst antrainiert, weil Sie zwar nichts von den Verhaltensegeln der Börse verstanden haben, aber dennoch gerne Gewinne machen wollten. Das ist ganz natürlich und nachvollziehbar, aber für das professionelle Trading vollkommen zum Nachteil.
Um Lösungen zu finden, geht der Mensch oft den einfachsten Weg. In der klassischen Finanzpsychologie nennt man diese Herangehensweise auch, eine Entscheidung nach der „Daumenregel“ zu treffen.
Ich hatte kürzlich einen Klienten, der binnen weniger Wochen mit dem Trading 50.000 € verlor, weil er der Meinung eines Analysten gefolgt war. Der schrieb in seiner Analyse, der DAX werde jetzt massiv fallen. Seine Erklärungen dazu waren nachvollziehbar. Aber wie sich im Nachhinein zeigte, wollten die Händler etwas anderes. Tatsache war, der Dax stand zu diesem Zeitpunkt etwa am 50% Retracement des bestehenden Aufwärtstrends auf der großen Zeiteinheit. Die Händler kauften und kauften – der Dax stieg rasch bis über die alten Hochpunkte hinaus. Das Geld war verloren. Spätestens da hatte mein Klient die teure Erfahrung gemacht, dass man nicht alles glauben muss, was andere so denken! Und schon gar nicht sollte man sein schwer verdientes Geld auf so eine unprofessionelle „Strategie“ aufbauen. Ich sage immer: Wer die Wege anderer geht, der kommt nicht bei seinen Zielen an. Den Weg dorthin bezahle ich aber mit meinem Geld!
Der ungeübte Anleger macht typische Verhaltensfehler: Gewinneraktien werden zu früh verkauft, Verlustaktien gehalten, bis sie fast keinen Wert mehr besitzen. Einzig die Hoffnung auf Kurserholung berechtigt ihr Dasein noch im Depot. Dieses nachvollziehbare Verhalten wird dann auf das professionelle Trading übernommen und führt ins Chaos. Der Unterschied zu früher ist meist nur, dass das Geld jetzt schneller verloren geht. Auch eine Erkenntnis. Aber dafür darf man dann das Gefühl haben, dass man am großen Rad des Investmentbankings mit dreht. Es gibt billigere Hobbys!
Was viele nicht bemerken ist, dass wenn sie die Kurzfristtrading-Arena betreten, sie sofort in der Profiliga spielen. Es ist, als würden sie von der Hobbyfussballwiese direkt in ein Stadion der 1. Fußballbundesliga einmarschieren und sich von jetzt auf gleich mit all diesen Kickerstars im Bundesliga-Endspiel messen lassen und auch noch dafür bezahlen müssen.
Machen wir uns nichts vor. Fußballspielen ist letztlich auch nichts anderes als mit dem Fuß gegen den Ball zu treten und hin und wieder auch mal den Kopf einsetzen, wenigsten für einen Kopfball. Dennoch hat es bei mir nicht gereicht um in die Profiliga zu kommen. Komisch. Übertragen Sie das gerne mal auf das Trading!
Ob long, ob short – das Geld ist fort, wenn man nicht mehr beherrscht als lediglich die Grundkenntnisse. Das ist beim professionellen Börsenhandel nicht anders als beim Kickersport.
Als ich mich zum Profijournalisten ausbilden ließ, war einer meiner ersten Sätze meines Ausbilders: „Norman, einfach geht am Schwersten“. Wie schwer einfach ist erfuhr ich dann, als ich als Redakteur in der wohl renommiertesten Nachrichtensendung des deutschen Fernsehens Meldungen für die Stars der TV-Nachrichtenszene schrieb.
Viele Kollegen waren so mit dem Prinzip „einfach“ überfordert, dass sie die Vorlagen der Presseagenturen 1:1 übernahmen. Das ist auch der Grund weshalb selbst heute manche Meldung immer noch recht seltsam klingend daher kommt.
Ich habe diverse unterschiedliche Berufe in meinem Leben ausgeübt und immer wieder festgestellt. Es geht darum sich so viel Wissen wie möglich auf einem Gebiet anzueignen und dann den Mut zu haben das meiste wegzulassen. Ich selbst trade heute lediglich mit einem nackten Chart. Es gab aber auch mal Zeiten, in denen ich die Charts so vollgepinselt habe, dass man vor lauter Linien und Zahlen keine Kerzen mehr gesehen hat. Dass mehr nicht auch gleich mehr Sicherheit bedeutet, ahnte ich damals noch nicht. Auch nicht, dass es einen tieferen Grund hatte, das mein erster Computer, ein Apple war und ich auch diese Zeilen auf meinem geliebten Apple-Rechner schreibe. Ich mag die Einfachheit. Nicht nur beim Computer. In meinem aktuell erschienen Buch zum Thema Tradingpsychologie beschreibe ich den Moment, als ich mit meinem damaligen Tradingausbilder Christoph im Cafe saß und seine Freundin Tina dazu kam. Sie sah mein betrübtes Gesicht und fragte mich: „Na, Norman, wie läuft das Trading?“. Und ich ihr antwortete „Ich befürchte, Tina, Trading ist ganz einfach!“.
Ich hätte bloß den Mut haben müssen, dieses Wissen auf meinen Tradingstil zu übertragen, dann hätte ich mir viele Jahre Chartgebastel erspart. Aber, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!
Trading ist einfach! Aber man muss den Mut und die mentale Kraft haben die Dinge anders zu machen als bisher. Das ist in der Tat nicht immer einfach. Um die Wahrheit zu sagen – für einen Menschen ist dass das Schwerste! Das weiß ich aus meiner täglichen Arbeit mit meinen Klienten.
Beim Trading muss man sich die einfachsten Fragen vor einem Trade beantworten:
- Wie steige ich sinnvoll aus einem Trade wieder aus?
- Was heißt es „Gewinne sinnvoll laufen zu lassen“?
- Wieso muss ich verlieren können, um beim Trading ein Gewinner zu sein?
- Zu welchen Bedingungen darf ich Positionen nachkaufen?
- Woher weiß ich eigentlich, dass mein Handelssystem wirklich Geld verdient?
- Wieso fällt es mir so leicht anderen zu glauben – statt mir selbst?
- Warum ist Nichtdenken so schwer?
- Weshalb lasse ich es mir immer wieder von mir gefallen in meinem System zu meinem Nachteil einzugreifen?
Das ist enorm schwer, weil wir es nicht gewohnt sind so zu denken! Oder nicht den Mut haben uns diesen Fragen und deren Konsequenzen in der Tiefe zu stellen. Flexibilität ist bei diesem Geschäft auserordentlich wichtig. Gerade damit es einfach wird. Denn die Märkte selbst verlaufen einfach – aufwärts, abwärts, seitwärts.
Mehr zum Thema finden Sie auch hier:
Das Buch können Sie hier bestellen:
Norman Welz
Tradingpsychologie GodmodeTrader.de
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