Kommentar
09:05 Uhr, 15.05.2014

Tradingpsychologie: Belohnen Sie sich!

Ob bei einer entgangenen großen Liebe oder bei der zu späten Entscheidung beim Kauf des Traumautos. Immer wieder gibt es Situationen im Leben, bei denen wir im Nachhinein sagen „Hätte ich doch bloß!“

Auch in meinem Leben gab es so manche Ereignisse, an die ich noch heute denke und mich darüber ärgere, damals nicht schneller gehandelt zu haben. Solche Momente können wir mitunter ein Leben lang nicht vergessen. Allein daran lässt sich erkennen, wie stark der „entgangene Gewinn“ emotional für uns war.

Der entgangene Gewinn gehört beim Traden zum Alltag. Schauen wir auf die Charts, sehen wir eine Vielzahl von entgangenen Chancen. Das eine mal haben wir eine Chartformation übersehen, dann einen Wert nicht mehr so im Auge gehabt. Mitunter reicht eine Kaffeepause, um danach festzustellen, dass der Markt genau das richtige Signal geliefert hätte. Doch dann ist es leider zu spät.

Und sicherlich kennen Sie ja den berühmten Gorbatschow-Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“. Aber natürlich kann das Leben uns gar nicht bestrafen. Das können nur wir selbst! Sie können das zum Beispiel tun indem Sie nach einer entgangenen Trading-Chance eilig in den Markt springen, um auf jeden Fall noch bei der Bewegung dabei zu sein.

Warum tun wir das?

Zuständig für dieses Verhalten ist ein Teil in unserem Gehirn, der sich limbisches System nennt. Dieses sogenannte „zweite Gehirn“ entwickelte sich bei den Säugetieren vor 200-300 Millionen Jahren. Das limbische System ist vor allem für die Verarbeitung von Emotionen wie z.B. Angst, Wut, Panik, Liebe zuständig. Das limbische System ist sozusagen der emotionale Motor des Menschen.

Sehen Sie nun auf Ihrem Chart eine entgangene Trading-Chance, entstehen durch das limbische System z.B. Verlustängste. Ausgelöst durch Gedanken wie: „Da hätte ich jetzt schon Geld verdienen können“, oder: „So ein Mist, immer passiert mir so etwas. Verdammt, jetzt rennt der Markt auch noch richtig los! Schnell einen Trade platzieren, diese Chance lasse mir jetzt aber nicht entgehen!“ (unbewußte Angst: „Ich bin kein Verlierer!“).

Die Grundproblematik eines solchen Verhaltens z.B. „Ich bin kein Verlierer“ liegt meist tiefer. Dennoch können Strategien helfen das eigene Verhalten zu ändern.

So ein spontaner Trade kann natürlich gut gehen. Was allerdings noch fatalere Folgen haben könnte. Denn so trainieren Sie Ihrem Gehirn falsches Verhalten an. Gehören solche Trades nämlich nicht zu ihrem System, speichert Ihr Gehirn dennoch die positive Verknüpfung: „Positiver Trade = Geld verdient = wieder machen!“ Währenddessen schüttet Ihr Gehirn sogenannte Glückshormone wie Dopamin und Serotonin aus. Mag sein, dass sie mit solchen Trades mal Glück hatten und auch empfunden haben, doch das muss nicht heißen, dass es auch als profitables System funktioniert.

Im täglichen Tradingablauf kann sich dieses Verhalten dann als ständiges Fehlverhalten in Ihrem Handeln einschleichen das nur schwer wieder auszulöschen ist.

Selbsthilfe ist eine Möglichkeit.

Was können sie selbst tun, um sich vor solchen Fehlverhalten zu schützen? Auch in dieser Situation bietet sich ein bewusster „Unterbrecher“ an. Wenn sie spüren, dass der Drang in den Markt einzusteigen immer größer wird, obwohl es nicht Ihr gewünschtes, sauberes Handelssignal ist, dann verlassen Sie sofort den Computer, oder schalten ihn am besten für eine Zeit aus. Ihrem Gehirn muss jetzt antrainiert werden, dass Sie auf solche Situationen nicht mehr mit spontanen Trades reagieren. Sagen Sie sich dann beim Ausschalten des Computers am besten selbst laut: „Das habe ich gut gemacht! Ich handle nur mein System, wenn alles stimmt!“

Eine weitere Möglichkeit ist sich Verzicht im Alltag anzutrainieren. Diese alte Yogaübung heißt „Verhaltensfasten“ und ist hochwirksam. Sie verzichten zum Beispiel eine Woche lang auf etwas, was Sie sehr gerne mögen: Schokolade, Bier, Fernsehen etc.

Auf jeden Fall hilfreich ist zusätzlich eine Eintragung in Ihr emotionales Trading-Journal. Was haben Sie gedacht und gefühlt, als Sie die Situation erlebt haben. Schreiben sie es auf. Je häufiger Sie das tun, desto klarer wird Ihnen Ihr Verhalten. Der nächste Schritt: Eine hilfreiche Strategie entwickeln, die das nachteilige Geschehen verhindert. Manchmal mündet das in Aktionen, die so aussehen, als würde man schlecht mit sich umgehen. Doch genau das ist es, was Sie ihrem Gehirn beim Trading antrainieren müssen – bei schlechtem Verhalten unterbrechen Sie die Situation! Bei gutem Verhalten belohnen sie sich!

Norman Welz

Experte für angewandte Tradingpsychologie

P.S: Kennen Sie schon meine bettermind-CDs?

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen