Kommentar
11:02 Uhr, 20.02.2017

Tradingpsychologie: Belohnen Sie sich!

Auch in meinem Leben gab es so manche Ereignisse, an die ich noch heute denke und mich darüber ärgere, damals nicht schneller gehandelt zu haben. Solche Momente können wir mitunter ein Leben lang nicht vergessen. Allein daran lässt sich erkennen, wie stark der „entgangene Gewinn“ emotional für uns war.

Der entgangene Gewinn gehört beim Traden zum Alltag. Schauen wir auf die Charts, sehen wir eine Vielzahl von entgangenen Chancen. Das eine mal haben wir eine Chartformation übersehen, dann einen Wert nicht mehr so im Auge gehabt. Mitunter reicht eine Kaffeepause, um danach festzustellen, dass der Markt genau das richtige Signal geliefert hätte. Doch dann ist es leider zu spät.

Und sicherlich kennen Sie ja den berühmten Gorbatschow-Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“. Aber natürlich kann das Leben uns gar nicht bestrafen. Das können nur wir selbst! Sie können das zum Beispiel tun indem Sie nach einer entgangenen Trading-Chance eilig in den Markt springen, um auf jeden Fall noch bei der Bewegung dabei zu sein.

Warum tun wir das?

Zuständig für dieses Verhalten ist ein Teil in unserem Gehirn, der sich limbisches System nennt. Dieses sogenannte „zweite Gehirn“ entwickelte sich bei den Säugetieren vor 200-300 Millionen Jahren. Das limbische System ist vor allem für die Verarbeitung von Emotionen wie z.B. Angst, Wut, Panik, Liebe zuständig. Das limbische System ist sozusagen der emotionale Motor des Menschen.

Sehen Sie nun auf Ihrem Chart eine entgangene Trading-Chance, entstehen durch das limbische System z.B. Verlustängste. Ausgelöst durch Gedanken wie: „Da hätte ich jetzt schon Geld verdienen können“, oder: „So ein Mist, immer passiert mir so etwas. Verdammt, jetzt rennt der Markt auch noch richtig los! Schnell einen Trade platzieren, diese Chance lasse mir jetzt aber nicht entgehen!“ (unbewußte Angst: „Ich bin kein Verlierer!“).

Die Grundproblematik eines solchen Verhaltens z.B. „Ich bin kein Verlierer“ liegt meist tiefer. Dennoch können Strategien helfen das eigene Verhalten zu ändern.

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So ein spontaner Trade kann natürlich gut gehen. Was allerdings noch fatalere Folgen haben könnte. Denn so trainieren Sie Ihrem Gehirn falsches Verhalten an. Gehören solche Trades nämlich nicht zu ihrem System, speichert Ihr Gehirn dennoch die positive Verknüpfung: „Positiver Trade = Geld verdient = wieder machen!“ Währenddessen schüttet Ihr Gehirn sogenannte Glückshormone wie Dopamin und Serotonin aus. Mag sein, dass sie mit solchen Trades mal Glück hatten und auch empfunden haben, doch das muss nicht heißen, dass es auch als profitables System funktioniert.

Im täglichen Tradingablauf kann sich dieses Verhalten dann als ständiges Fehlverhalten in Ihrem Handeln einschleichen das nur schwer wieder auszulöschen ist.

Selbsthilfe ist eine Möglichkeit.

Was können sie selbst tun, um sich vor solchen Fehlverhalten zu schützen? Auch in dieser Situation bietet sich ein bewusster „Unterbrecher“ an. Wenn sie spüren, dass der Drang in den Markt einzusteigen immer größer wird, obwohl es nicht Ihr gewünschtes, sauberes Handelssignal ist, dann verlassen Sie sofort den Computer, oder schalten ihn am besten für eine Zeit aus. Ihrem Gehirn muss jetzt antrainiert werden, dass Sie auf solche Situationen nicht mehr mit spontanen Trades reagieren. Sagen Sie sich dann beim Ausschalten des Computers am besten selbst laut: „Das habe ich gut gemacht! Ich handle nur mein System, wenn alles stimmt!“

Eine weitere Möglichkeit ist sich Verzicht im Alltag anzutrainieren. Diese alte Yogaübung heißt „Verhaltensfasten“ und ist hochwirksam. Sie verzichten zum Beispiel eine Woche lang auf etwas, was Sie sehr gerne mögen: Schokolade, Bier, Fernsehen etc.

Auf jeden Fall hilfreich ist zusätzlich eine Eintragung in Ihr emotionales Trading-Journal. Was haben Sie gedacht und gefühlt, als Sie die Situation erlebt haben. Schreiben sie es auf. Je häufiger Sie das tun, desto klarer wird Ihnen Ihr Verhalten. Der nächste Schritt: Eine hilfreiche Strategie entwickeln, die das nachteilige Geschehen verhindert. Manchmal mündet das in Aktionen, die so aussehen, als würde man schlecht mit sich umgehen. Doch genau das ist es, was Sie ihrem Gehirn beim Trading antrainieren müssen – bei schlechtem Verhalten unterbrechen Sie die Situation! Bei gutem Verhalten belohnen sie sich!

Norman Welz

Experte für angewandte Tradingpsychologie

Bettermind

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1 Kommentar

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  • Antifragiler
    Antifragiler

    Sehr schade! Ich hatte gehofft, dass es ein neuer Beitrag von Herrn Welz ist und er endlich wieder hier schreibt. Doch es ist nur ein drei Jahre alter Beitrag...

    https://www.godmode-trader.de/artikel/tradingpsychologie-belohnen-sie-sich,2223828

    09:48 Uhr, 21.02.2017

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Über den Experten

Norman Welz
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie

Norman Welz arbeitete 20 Jahre lang als Redakteur und Moderator für Rundfunk und Fernsehen. Die meiste Zeit war er beim NDR in Hamburg tätig. Hier moderierte er ca. 3000 Livesendungen im Bereich Unterhaltung und Talk.

Seine große Leidenschaft war immer der Mensch und die Börse. Zahlreiche Studien zum Thema „Sinn des Lebens“, „Neurowissenschaft“, „Erfolgs- und Motivationspsychologie“, „NLP“, „Hypnotherapie“ und zahlreiche Coachingverfahren mündeten in eine Privatpraxis für Psychotherapie in Hamburg.

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Ängste. Er arbeitete diesbezüglich als Fachtherapeut in einem Fachinstitut für Angstüberwindung und Leistungsoptimierung. Hier wurden Angstpatienten ebenso betreut wie Leistungssportler auf dem Weg zur Weltmeisterschaft oder zum Olympiasieg.

Norman Welz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Börse. Was einst mit dem Kauf von VW-Aktien begann, mündete in eine Ausbildung zum Börsenhändler bei einem professionellen Futuretrader. Heute handelt er täglich selbst nach Markttechnik mit Hilfe von Technischer Analyse im Kurzfristbereich (1 Min. und 5 Min.). Seine Basiswerte sind Dax, EUR/USD, Dow, Öl, Bund, EuroStoxx sowie diverse Einzelwerte aus dem Aktienbereich.

Norman Welz arbeitet heute neben seiner Privatpraxis für Psychotherapie als Tradingpsychologe, Coach, Trainer und Vortragsredner. 2007 gründete er das bettermind-Institut für mentalen Erfolg (bettermind.de).

Sein Trading-Motto lautet: „Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht!“

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