Kommentar
18:01 Uhr, 02.05.2019

Totaler Wahnsinn: Was die Notenbanken so alles planen...

Werden die Notenbanken bald einfach Geld aus dem Nichts erzeugen und jedem Bürger überweisen? Werden sie andererseits durch extreme Negativzinsen dafür sorgen, dass mehr konsumiert und mehr investiert wird? Was alles möglich ist, zeigt dieser Artikel.

Die Geldpolitik wird immer extremer. Seit der Finanzkrise haben die Notenbanken zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, die vorher undenkbar waren. Zum Beispiel, in dem sie mit aus dem Nichts erzeugten Geld im Rahmen von QE-Programmen Wertpapiere wie Staatsanleihen und Hypothekenpapiere aufgekauft haben.

Doch es geht immer noch extremer. Da die Zinsen zum Beispiel in der Eurozone seit der Krise kaum gestiegen sind, werden bei der nächsten Krise wahrscheinlich auch die "unkonventionellen Maßnahmen" der letzten Jahre nicht mehr ausreichen, um die Konjunktur noch einmal anzukurbeln. Das liegt auch daran, dass durch die Stimulierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre immer mehr "Zombie"-Unternehmen entstanden sind, die bei höheren Zinsen gar nicht überlebensfähig wären.

Im Rahmen der sogenannten "Modern Monetary Theory" werden nun immer extremere Ideen diskutiert. Auch US-Starinvestor Ray Dalio, der Gründer der weltgrößten Hedgefonds-Gesellschaft Bridgewater Associates, hat sich Gedanken dazu gemacht, was die Notenbanken künftig so alles umsetzen könnten, um die Konjunktur noch einmal anzukurbeln, und seine Ideen in einem Blog-Post bei LinkedIn veröffentlicht. Ein leicht angepasstes und übersetztes Schema aus dem Blog-Post von Ray Dalio zeigt die folgende Grafik:

Totaler-Wahnsinn-Was-die-Notenbanken-so-alles-planen-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1

Bei Ray Dalio laufen die meisten Maßnahmen darauf hinaus, dass die Notenbanken Geld aus dem Nichts erzeugen und dieses Geld dann mehr oder weniger direkt in den Wirtschaftskreislauf pumpen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Kanäle: Die Notenbank kann das Geld entweder dem Staatshaushalt (öffentlicher Sektor) zur Verfügung stellen, so dass die Regierung zum Beispiel über gigantische Konjunkturprogramme die Wirtschaft ankurbeln kann. Oder die Notenbank kann das Geld sogar direkt dem Privatsektor, also Unternehmen und Haushalten, zur Verfügung stellen, damit die mehr Geld für Konsum und Investitionen ausgeben können. Natürlich ist auch eine Kombination beider Kanäle denkbar.

In der extremsten Ausprägung führen diese Ideen dazu, dass Geld aus dem Nichts erzeugt wird und direkt in den Wirtschaftskreislauf fließt. Auch bei den QE-Programmen wurde zwar von den Notenbanken Geld aus dem Nichts erzeugt. Dieses Geld wurde aber dazu verwendet, Wertpapiere den Banken abzukaufen. Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft waren nur indirekt und schwer zu fassen. Durch die Verzinsung von Überschussreserven durch die US-Notenbank Fed hat diese sogar dafür gesorgt, dass die Geschäftsbanken lieber mehr Geld bei der Notenbank parken, statt mehr in der Realwirtschaft zu investieren.

Zwei Zitate von Ludwig von Mises, Ökonom der österreichischen Schule, sollten aber zu Vorsicht mahnen:

  • "Durch Kunstgriffe der Bank- und Währungspolitik kann man nur vorübergehende Scheinbesserung erzielen, die dann zu umso schwererer Katastrophe führen muss. Denn der Schaden, der durch Anwendung solcher Mittel dem Volkswohlstand zugefügt wird, ist umso größer, je länger es gelungen ist, die Scheinblüte durch Schaffung zusätzlicher Kredite vorzutäuschen."
  • "Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll."

Auch der französische Philosoph Voltaire (1694-1778) warnte schon vor der Geldschöpfung aus dem Nichts, wie die folgende Aussage belegt: "Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null."


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47 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    solange das ganze hier von sowas primitivem wie Konsum abhängt, kann ich mir keinen positiven ausgang vorstellen, bei dem der mensch seine würde behält.

    13:50 Uhr, 03.05.2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    es wird alles immer schön geredet, egal wie schlecht es auch ist...allein die wahre Inflation soll ja in der BRD so 4-5% betragen....offiziell ist sie ja zwischen 1 und 1,5 % :-).. je nach ´Warenkorb-zusammensetzng kann man die manipulieren ohne gleich als Lügner dazustehen :-)

    12:42 Uhr, 03.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • grinder1337
    grinder1337

    wie ich mittlerweile schon öfter gelesen habe (was für mich ökonom-laie auch logisch klingt) ist, dass der start eines krachs nicht am tag selbst (oder sogar schon vorher) festgestellt werden kann. insofern: sind wir schon drin? fed, starke us wirtschaft? it's fake news! wie ich schon unter einem arikelt von herrn schmale pfostiert habe, ist u. a. das gdp gefaket. wer hätte das gedacht (vielleicht die fed-verbrecher nicht, wer weiß). weiterer interessanter artikel, wie es in der USA tatsächlich aussieht (nicht die frisierten fed-zahlen): http://alt-market.com/articles... anschnallen. es wird heftig!

    11:58 Uhr, 03.05.2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Ja, weil der Michel bis heute nicht verstanden hat was 2008 passiert ist. Er versteht nicht, dass die Bankkunden und Steuerzahler die gleichen Personen sind. Hätte man der "Markt regelt das schon" angewendet, hätte man Bankkunden mit >100k enteignen müssen. Nun gibt's die Enteignung schleichend für alle, auch und besonders für den kleinen Michel.

    08:49 Uhr, 03.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Die Eliten kommen nicht drum rum Helikoptergeld aka Grundeinkommen zu verteilen. Die Vermögenskonzentration ist soweit fortgeschritten, dass ein nicht kleiner Teil trotz Arbeit nicht davon leben kann. Ohne Umwege in die Altersarmut.

    Auf der anderen Seite spricht man von Industrie 4.0 und dennoch sollen die Menschen immer länger arbeiten, ergo die Produktivitätszuwachs kommt immer weniger bei der breiten Bevölkerung an.

    Und das in den reichen Industrieländern. Da kann man sich mal vorstellen wie es bei den wirklich Abgehängten in den Schwellenländern aussieht.

    Das Finanzsystem/ Kapitalismus in dieser Phase schadet nur noch der Realwirtschaft. Besserung nicht in Sicht.

    Ohne große Reformen geht es nicht. Aktuell zahlt der kleine Arbeiter den Preis.

    08:24 Uhr, 03.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Der Vorschlag ist bestechend, jedem ein Aktienportfolio zur Geburt, muss ja nicht groß sein, 100k vielleicht. Darin die teilverstaatlichten Papiere der Dax Unternehmen. Das ist ein Staatsfonds par excellence. Merci

    23:15 Uhr, 02.05.2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    wer weiss, vielleicht wird schon viele Jahre lang Geld gedrucktund vom Staat ausgegeben...wer will denn das nachkontrollieren :-)

    22:41 Uhr, 02.05.2019
    1 Antwort anzeigen
  • petar
    petar

    @Dragoslav 21:19

    Und das waren doch die, die die Gebutrstagsfeiern ausgerichtet haben.

    (Ganz besonders die mit der "marktwirtschaftlichen Demokratie")

    22:02 Uhr, 02.05.2019
  • petar
    petar

    @ Dragoslav :Stimmt, mehr oder weniger. Nur, wer hat diese "Scheiße" verur-sacht? Ich, als (Schicht)-Arbeiter und Kleinanleger bestimmt nicht. Das waren die "Ackermänner" und Goldmänner" et al.

    Und das waren keine "Planwirtschaftler".

    P.S.: Das Investmentbanking der DB macht Riesenverluste , und diese "Kaste"

    erhält siebenstellige Boni.

    "Leistung lohnt sich". Ihre CDU (Oh, hab besonders die FDP vergessen.)

    21:19 Uhr, 02.05.2019
    2 Antworten anzeigen
  • petar
    petar

    @ Prometheus 19:18

    Danke dass Sie sich mit Ihrem Kommentar selbst disqualifizieren.

    (Kann es sein, dass Sie zu den "Blaunen" eine verstärkte Symphatie haben)

    20:59 Uhr, 02.05.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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