Modern Monetary Theory: Sind wir auf dem Weg zur Enteignung der Bürger?

Gastbeitrag von Dr. Christoph Bost, Experte auf Guidants (jetzt folgen!)

Er sieht darin den Versuch, die US-Notenbank zur Melkkuh einer Finanzierung neuer Sozialprogramme zu degradieren und befürchtet eine daraus resultierende Destabilisierung des gesamten globalen Finanzsystems. Seiner Auffassung nach wird eine derartige Entwicklung unweigerlich zu einer hohen Inflation führen, selbst bei einer endgültigen Umstellung der Marktwirtschaft auf eine Planwirtschaft.

Trotz seiner warnenden Worte ist es unübersehbar, dass immer mehr Politiker bis hin zum Internationalen Währungsfonds dazu tendieren, zumindest einige Aspekte dieser Theorie ins Kalkül zu ziehen. Man ist sich bewusst, dass die zuletzt hemmungslos aufgetürmten Schuldenberge nur noch durch Einsatz unorthodoxer Methoden managebar sein werden, zumindest für eine begrenzte Zeitspanne. Diese könnte dann genutzt werden, um endgültig das Bargeld abzuschaffen und der gesetzlichen Enteignung der Sparer Vorschub zu leisten.

Bei digitalem E-Geld und gleichzeitiger Abschaffung von Bargeld wird der Einzelne für den Staat völlig gläsern und steuerbar. Da dies, wie der IWF bereits erkannte, allerdings einen verstärkten Widerstand in der Bevölkerung auslösen dürfte, scheint es der einfachere Weg zu sein, vielleicht schon im Vorfeld der nächsten Krise QE4 einzuführen und in diesem Zusammenhang z.B. weltweit Staatsanleihen aufzulegen mit unbegrenzter Laufzeit und 0 % Zins. Damit ließen sich alle Sozialprogramme umsetzen, eine hohe Zufriedenheit in der Bevölkerung erreichen und damit die Basis schaffen politische Auswege für die Zeit danach vorzubereiten. Auch wenn die Bevölkerung bei dieser Entwicklung offen vor Augen geführt wird, dass an eine Rückzahlung der Staatsschulden nie mehr gedacht wird, wird sie auf Grund der dann anstehenden großen Wahlgeschenke dies ignorieren oder dieser Entwicklung zumindest keine wesentliche Bedeutung bei messen.

Man wird die Bevölkerung mit immer neuen Bequemlichkeiten ködern. So scheint zum Beispiel Apple eine Vereinbarung mit Mastercard getroffen zu haben, ein neues Zahlungssystem einzuführen, bei welchem im Falle der Zahlung mit dem Handy der Käufer sofort eine Gutschrift von bis zu 2 % auf dem Handykonto erhält. Ein reizvollerer Weg, um den Konsumenten E-Geld schmackhaft zu machen ist kaum vorstellbar.

Wohin letztendlich diese Entwicklung führen wird? Keiner weiß es, ein gutes Ende ist aber nicht wirklich absehbar. Wahrscheinlich haben die Kritiker der MMT recht, wenn sie befürchten, dass dieser Weg die größte Finanzkrise aller Zeiten zur Folge haben wird. Vielleicht gewinnt man mit der Umsetzung von MMT aber noch einige Jahre Zeit, bevor diese eintritt.

Auch wenn es bei den Edelmetallpreisen derzeit noch nach einem vielleicht letzten Rücksetzer aussieht, mittel bis langfristig führt an ihnen kein Weg vorbei. Dies haben bereits die Notenbanken erkannt und in extremen hohen Volumina im letzten Jahr Gold gekauft. Es überrascht lediglich, dass der allwissende Präsident Trump seinen Banken noch keine Anweisung gegeben hat, ihre manipulativen Eingriffe am Goldmarkt einzustellen, kommen die Russen und Chinesen doch dank dieser Eingriffe in den Genuss, große Mengen des Edelmetalls äußerst billig zu erwerben.

Ähnlich wie beim Umweltschutz wird die Bevölkerung zwar irgendwann reagieren, die Frage ist nur ob es da nicht schon zu spät ist.