Fundamentale Nachricht
12:53 Uhr, 13.06.2018

Steigende Volatilität bei Schwellenländeranleihen

Hauptauslöser für die steigender Volatilität bei Anleihen aus den Schwellenländern ist La-Française- Schwellenländeranleihenexperte Georges Farré zufolge zweifellos die Aufwertung des US-Dollars.

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Paris (GodmodeTrader.de) - Seit der zweiten Aprilhälfte sehen wir eine Phase steigender Volatilität bei Anleihen aus den Schwellenländern. Der Hauptauslöser für diese Korrektur ist zweifellos die Aufwertung des US-Dollars – neben den zehnjährigen US-Zinsen, die von 2,8 Prozent auf drei Prozent stiegen, wie Georges Farré, Head of Emerging Markets, Fixed Income bei La Française, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Es gebe sicherlich viele Gründe für die Erholung des US-Dollars, aber vor allem spiegle dies eine Desynchronisierung des US-Wachstums vom Rest der Welt wider. Tatsächlich seien die Wachstumserwartungen in Europa und in den Schwellenländern durch etwas schwächere Indikatoren beeinträchtigt worden, heißt es weiter. „Wir wissen, dass die Folgen eines starken US-Dollars für die Schwellenländer darin bestehen, dass die Lokalwährungen abgewertet werden – vor allem in Ländern wie Argentinien und Türkei, die fragile Bilanzen aufweisen“, so Farré.

Genau diese Konsequenz sehe man im Moment in Argentinien, dessen Lokalwährung seit dem 24. April um acht Prozent abgewertet worden sei. Die Zentralbank habe beschlossen, am Fremdwährungsmarkt einzugreifen und die Zinssätze um 300 Basispunkte erhöht. Vielleicht wäre das Gegenteil sinnvoller gewesen, da die Marktteilnehmer ihre Zweifel nicht abgelegt hätten und sich die Korrektur sogar beschleunigt habe. Die Zentralbank habe eingreifen müssen, indem sie fünf Milliarden US-Dollar an Reserven verkauft habe und den Leitzins um insgesamt 12,5 Prozentpunkte auf 40 Prozent angehoben habe, um etwas Stabilität zu erreichen, heißt es weiter.

„Letztendlich bat Argentinien den Internationalen Währungsfonds (IWF) am 8. Mai um Unterstützung. Auch die Lokalwährung in der Türkei wurde abgewertet und die Zentralbank beschloss, die Zinsen um 75 Basispunkte anzuheben. Dies reichte jedoch nicht aus, um die Verluste wieder auszugleichen. Wie so oft in Krisenzeiten werden die Zentralbanken der Schwellenländer sehr schnell auf die Probe gestellt und ihre Kreditwürdigkeit geprüft“, so Farré.

Eine Aversion gegenüber diesen Schwellenländeranleihen zeige sich am deutlichsten in auf US-Dollar und Euro lautende Hartwährungsanleihen. Dieser Markt habe seit 2017 eine sehr positive Entwicklung verzeichnet. Die durchschnittliche Risikoprämie (JPMorgan EM Global Diversified Index) sei von 295 Mitte April auf 338 Basispunkte am 8. Mai 2018 gestiegen und erreiche wieder das Niveau von Anfang 2017, heißt es weiter.

„Die starke Beschleunigung der Abwärtsbewegung, die sich in einem positiven makroökonomischen Umfeld mit höherem Wachstum und niedriger Inflation abzeichnet, deutet darauf hin, dass dies eine formale und vorübergehende Marktkorrektur ist. Außerdem konnten wir keine Neu-Allokation in die sicheren Häfen feststellen. Auch der lokale Anleihemarkt verhielt sich während der Spitze der Volatilität recht gut. Dieser Markt reagiert stärker auf Binnen-, Inflations- und Wachstumsthemen und sein Verhalten seit Jahresbeginn bestätigt unsere Einschätzung, dass die Marktkorrektur eher auf formalen als auf fundamentalen Faktoren beruht. Die Fundamentaldaten der Schwellenländer bleiben insgesamt sehr gut und wir haben auch keine Angst vor einer möglichen Abschwächung der Konjunktur in China, die diese Volkswirtschaften gefährden könnte“, so Farré.

Der IWF prognostiziere weiterhin ein durchschnittliches Wachstum in den Schwellenländern von 4,9 Prozent im Jahr 2018 und 5,1 Prozent im Jahr 2019. Diese Länder befänden sich noch immer am Anfang eines Erholungszyklus, und die in diesen Phasen beobachteten Kapitalabflüsse seien in der Regel vorübergehend. Folglich sollte Fundamentaldaten eine höhere Bedeutung als den formalen Aspekten beigemessen werden, heißt es weiter.

„Argentinien hat den IWF um finanzielle Unterstützung gebeten. Wir sind der Meinung, dass es angesichts der von der Macri-Regierung eingeleiteten Reformen sehr wahrscheinlich ist, diese Unterstützung vom IWF zu erhalten. Die Krise in Argentinien ist eine Folge des Vertrauens in ein Marktumfeld mit einer relativ hohen Übergewichtung der Investoren im Land. Die Regierung reagierte schnell, und die verabschiedeten Maßnahmen, einschließlich einer Zinserhöhung und einer beschleunigten Steueranpassung von 0,5 Prozent auf 2,7 Prozent für das laufende Jahr, spiegeln eine orthodoxe Herangehensweise wider, die Argentinien mit dem IWF die nötige Kreditwürdigkeit verleiht. Die Krise hat sich auch auf andere wichtige Länder wie Russland, Brasilien und die Türkei ausgeweitet. Die starke Beschleunigung der Korrelationen sind für diese Korrekturen typisch und erfolgen ohne besondere Unterscheidung“, so Farré.

Die La-Française-Überzeugungen bezüglich Schwellenländeranleihen im dritten Quartal 2018 blieben positiv. Der Bärenmarkt, den wir gerade beobachtet hätten, habe zu einer Wiederherstellung der Risikoprämien geführt, die jetzt wieder auf dem Niveau von Januar 2017 lägen. Jenseits der Fundamentaldaten sei der plötzliche Anstieg der Korrelationen typisch für einen eher formalen Ausverkauf. Eine weitere Stärkung des US-Dollars müsste wahrscheinlich genau beobachtet werden und würde zumindest kurzfristig Schutz bieten. Das Fondsmanagementteam behalte seine derzeitige Positionierung bei. Es werde erwartet, dass in Argentinien eine „Standby-Vereinbarung“ erzielt werde, mit Bedingungen, von denen wir in Kürze erfahren sollten, und die den gesamten Markt für Schwellenländeranleihen zugutekommen dürften, heißt es weiter.

„Wir sind der Meinung, dass die Risikoprämien angesichts der günstigen wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen der Schwellenländer weitgehend unterbewertet sind. Bei unseren direktionalen Strategien konzentrieren wir uns daher darauf, unsere Positionen in Hartwährungsanleihen zu halten, und wir werden möglicherweise bei sich ergebenen Möglichkeiten investieren, die ein attraktiveres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten. Darüber hinaus halten wir an unseren relativen Wertstrategien bezüglich der Abflachung der Credit-Spread-Kurven in Lateinamerika fest und bevorzugen die Positionen, die auf der Konvergenz der Risikoprämien zwischen staatlichen Unternehmen und dem entsprechenden Länderrisiko basieren. Auf dem Forex-Markt zeigt sich eine leicht negative Tendenz von Währungen, die unter den neu aufgekommenen Handelsspannungen zwischen China und den USA leiden würden“, so Farré.

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