Kommentar
23:08 Uhr, 20.02.2015

Steht die Welt vor einem großen Krieg?

"Der Krieg ist die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" (Carl von Clausewitz: Vom Kriege, I, 1, 24)

Wer sich in diesen Tagen mit aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Aspekten und deren möglichen Konsequenzen beschäftigt, der steht vor folgender Frage: Ist die verfahrene Lage in Griechenland mit einem drohenden Staatsbankrott der schwerwiegendere Konfliktherd oder die sich immer weiter zuspitzende Krise in der Ukraine? Pazifisten werden sich womöglich für die Ukraine-Frage entscheiden, während Geldsystemkenner die weitreichenden Konsequenzen einer Staatspleite in Griechenland als das Menetekel der aktuellen Zeit identifizieren könnten.

Was aber, wenn beide Konfliktherde gar nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, sondern auf fatale Weise miteinander verknüpft sind? Aus der Geschichte wissen wir, dass Kriege ein probates Mittel der Regierenden sind, von eigenem politischen Versagen abzulenken.

Fatalerweise zeigt sich politisches Versagen derzeit sowohl in der Ukraine-Frage, zuletzt mit dem gescheiterten Gipfel von Minsk, wie auch im Umgang der Politik mit der völlig desolaten Lage in Griechenland.

Konsequenterweise könnte man nun schlussfolgern, dass ein offensichtliches Scheitern der Eurorettungspolitik, ausgelöst durch einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, der entscheidende Funke sein könnte, der das Fass in der Ukraine zur Explosion bringen könnte: Die immer deutlicher Zutage tretenden Probleme unseres Geldsystem könnten die Politik dazu verleiten, mit der Ukraine-Karte von genau diesen Problemen abzulenken.

Der US-amerikanische Regierungskritiker Ron Paul bemerkte kürzlich, ohne die militärischen Planspiele in der Ukraine würde sich die Lage dort sofort beruhigen. Das Land sei längst pleite und müsse sich nach einem Abzug des Militärs in erster Linie um den Wiederaufbau seiner völlig am Boden liegenden Wirtschaft kümmern.

Genau darum müsste es gehen. Und zwar in Griechenland wie auch in der Ukraine. Doch die Realität sieht völlig anders aus:

Das SPD-Urgestein Egon Bahr, der in den 1970er Jahren die Ost-Politik der Bundesregierung unter dem Slogan „Wandel durch Annäherung“ beförderte, warnte vor einiger Zeit: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht immer um Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

Vor dem Hintergrund dieser Aussage ist die Entwicklung der Ukraine-Krise seit Ende 2013 ein Lehrstück interessengeleiteter Weltpolitik:

Ausgangspunkt der Destabilisierung des Landes war die Ablehnung des EU-Assoziierungsabkommens durch die demokratisch gewählte Regierung von Wiktor Janukowitsch Ende 2013. Diese hatte errechnet, dass die Ukraine in Folge des Abkommens durch die Einschränkung des Handels mit Russland 160 Milliarden US-Dollar verlieren würde.

Als „Entschädigung“ hatte die EU der Ukraine daraufhin die stattliche Summe von drei Milliarden Euro angeboten. Wenig überraschend platzte das Geschäft deshalb. Damit konnte Stufe zwei der Eskalation beginnen: Fünf Milliarden US-Dollar hatte die US-Regierung nach Aussage von Vicoria Nuland, Staatssekretärin im US-Außenministerium, seit 1999 investiert, um einen Staatsstreich in der Ukraine voranzutreiben:

Mit durchschlagendem Erfolg, wie wir heute wissen. In Kürze könnte der Ukraine-Konflikt die nächste Eskalationsstufe erreichen: Ab März wird ein ganzes Bataillon US-amerikanischer Fallschirmjäger ukrainische Soldaten ausbilden. Die Armee soll lernen, sich gegen „Artillerie- und Raketenangriffe“ effektiver zu verteidigen, so die offizielle Begründung. Was bereits in Vergessenheit geraten ist: Vor ziemlich genau einem Jahr wurden auffällige Bewegungen von Nato-Panzern Richtung Osten registriert.

Im Übrigen werden trotz anders lautender Bekundungen von Regierungsseite längst US-Waffensysteme in die Ukraine geliefert, wie man hier nachlesen kann. Das Beispiel zeigt sehr eindrucksvoll, welche Lügen uns im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise tagtäglich ins Haus flattern.

Dass gewisse Kreise hier ganz gezielt mit dem Feuer spielen, wird jeder erkennen, der die Ereignisse im Nachgang des Minsker Abkommens verfolgt hat: Wenn die Waffen sprechen, dann ist die Diplomatie schneller am Ende als Angela Merkel bis drei zählen kann.

Auch aus diesem Grund hat sich der frühere britische Auslands-Geheimdienstchef, Sir John Sawers, in dieser Woche gegen eine Bewaffnung der Ukraine durch den Westen ausgesprochen. Dies könne zum Krieg in ganz Europa führen.

Für Kinkerlitzchen auf die Straße...

Das bedeutet: Während Pegida- und die zahlreichen Gegendemonstranten medienwirksam für diverse Kinkerlitzchen auf die Straße gehen, steht die Welt am Abgrund einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den Großmächten USA und Russland.

Nebenbei bemerkt besitzt Russland 8.000 Atomsprengköpfe, während ein Großteil der 7.300 US-amerikanischen Kernwaffen in Deutschland stationiert ist. Die Schlussfolgerung lautet: Sollte der Westen Russland weiter provozieren und in die Enge treiben, und sollte es in der Folge zum Schlimmsten kommen, dann wäre Deutschland (!) die bevorzugte Kampfregion.

Sind wir eigentlich alle völlig verrückt geworden, dass wir diesem Treiben tatenlos zusehen? Wo bleiben die Massendemonstrationen für den Frieden in Europa? Wo bleiben wortgewaltige Stimmen, die laut und deutlich sagen, dass es Frieden und Wohlstand auf unserem Kontinent niemals gegen sondern nur mit Russland geben kann?

Ausgerechnet die Griechen könnten in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle spielen: Wäre ein „Grexit“ nämlich verbunden mit einer Annäherung der Griechen an Russland, dann könnten die Menschen in Europa endlich erkennen, dass ihr Nachbar im Osten nicht der teuflische Dämon ist, als der er in den westlichen Medien bevorzugt gezeichnet wird.

Könnte also ausgerechnet der Wiege der Demokratie zur Wiege des Friedens in Europa werden?

Es wäre uns allen zu wünschen...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

144 Kommentare

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  • Rüdiger..
    Rüdiger..

    Sorry - aber was Sie da schreiben ist totaler Schtuss!

    00:43 Uhr, 28.02. 2015
  • P_44
    P_44

    Verd****! Ich beginne, es zu bereuen, dass ich letztes Jahr eine weitere Eigentumswohnung in Deutschland gekauft habe. Denn der Autor hat recht. Die USA ist schon seit Jahrzehnten ein Kriegstreiber und nimmt dabei auf solche Nebensächlichkeiten wie die Zivilbevölkerung keine Rücksicht.

    08:02 Uhr, 23.02. 2015
  • 2 Antworten anzeigen
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Ich denke, es ist nicht wichtig, wo die meisten Raketen der usa stehen. Nur wichtig wo wichtige Bases in kurzerster Entfernung zum Ziel stehen, die im Fall einer echten militärischen Auseinandersetzung, die mehr als einen regionalen "Konflikt" darstellt, als potentielle Bedrohung natürlich auch ein auszuschaltendes Ziel sind. Das ist nunmal Richtung Ukraine D und ich koennte mir vorstellen ggf. In der Türkei. Ich denke auch, dass Putin selbst weiß, dass ein Atomkrieg nicht zu gewinnn ist, also so etwas nicht in Betracht ziehen wird. Aber die Gefahr, dass aus einem regionalen Konflikt, wenn sich die Nato einschaltet, ein Krieg in der Region entsteht und dann ggf. Eskaliert und nicht mehr kontrollierbar sein könnte, ist halt vorhanden. Viele Kriege u.a. die beiden Weltkriege sind aus solchen regionalen Konflikten entstanden. Das ist das Problem.

    19:21 Uhr, 22.02. 2015
  • 2 Antworten anzeigen
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    Griesgram........Also ich muß schon mal meine Bewunderung kundtun,mit welcher Ruhe Du hier mit Muttis Lieblingen umgehst,obwohl ich davon ausgehe,daß Du weist,daß es nichts bringt.

    19:09 Uhr, 22.02. 2015