Kommentar
10:37 Uhr, 28.06.2012

Sicherheit ist eine Illusion

Die Suche nach absoluter Sicherheit ist beim Trading der Anfang vom Ende. Denn wer mit dem Börsenhandel erfolgreich werden möchte muss akzeptieren, dass viele der scheinbar allgemeingültigen Regeln unserer Gesellschaft hier nichts taugen. Mehr noch – sie verhindern geradezu den Erfolg! Das scheint vollkommen absurd zu sein, da der Mensch der westlichen Welt ja vor allem danach zu streben scheint, Sicherheit zu schaffen. Was sind dann also die Gründe dafür, wie wir über Sicherheit denken und fühlen, dass es uns so nachteilig beim Traden beeinflusst?

Anfangs glauben wir, dass der Weg zur absoluten Sicherheit der Weg zum Profitrader ist. Aber wie so oft beim Börsenhandel ist genau das Gegenteil der Fall. Das bedeutet nicht, dass das eingehen von unbedachten Risiken die Lösung zum erfolgreichen Trading ist. Die Lösung ist das eingehen von sicheren Risiken und das Verkraften von natürlichen Verlusten.

Angst ist der ständige Begleiter unseres Lebens, und zentrales Thema beim Traden. Das größte Sicherheitsempfinden hatten wir im Bauch unserer Mutter. Wir wuchsen neun Monate lang sozusagen in einem Rundum-Sorglos-Paket heran. Mehr Sicherheit ging nicht! Unbewusst sehnt sich der Mensch auch heute noch nach dieser grenzenlosen Liebe und Geborgenheit. Marketingprofis wissen das und nutzen dieses Urbedürfnis für ihre Zwecke aus. Tagein tagaus werden wir geprägt, dass alles möglich ist um unser natürliches Sicherheitsbedürfnis zu stillen. Vielversprechende Werbebotschaften nähren diesen Glauben zusätzlich: „Sie leben – und wir kümmern uns um den Rest!“. Um den großen Durst nach Sicherheit zu stillen, überhebeln selbst Politiker unhaltbare Versprechen. Die Renten sind dann ebenso sicher wie die Spar-Einlagen aller Deutschen. Sicher ist, dass nichts sicher ist – soviel ist sicher. Da helfen selbst Superlative nichts. Doch die nach Sicherheit dürstenden Menschen verhalten sich nicht klüger. Sie sparen brav unzählige Milliarden Euro mit der Geldvernichtungsmaschine Sparbuch und zahlen jeden Monat für diverse Versicherungspolicen, um dem eigenen Leben die Sicherheit zu verleihen, die sie selbst nicht in sich tragen. Denn Sicherheit steht immer und überall in unserem Leben an erster Stelle. Es liegt in der menschlichen Natur, nach ihr zu streben. Und so deshalb ist so ziemlich alles, was wir tun, ist mit dem Wunsch nach ihr verbunden.

Spätestens beim Verlust des geliebten Partners oder des Arbeitsplatzes wird uns klar, dass Sicherheit nur eine Illusion ist, der man nicht soviel Glauben schenken sollte. Sie ist ein Hirngespinst unseres Verstandes und unerreichbar. Je größer unser eigenes Sicherheitsdefizit in uns ist, desto mehr suchen wir davon im Außen. Börse ist ein perfekter Ort um das zu begreifen, leider auch ein sehr teurer.

Normales Verhalten verursacht beim Traden oft genau das Gegenteil. Wir nehmen an, dass Kurse, die stark steigen, bald fallen müssen. Und Kurse, die stark fallen bald wieder steigen werden. Doch da vermischen sich allzu oft Wunschdenken und Wirklichkeit. Wir Trader glauben so etwas umso stärker je mehr wir in einen Wert investiert sind, oder investiert sein wollen. Dieses Verhaltenswirrwarr führt zu Verunsicherung, Frustration oder gar Hoffnungslosigkeit. Was man auch macht, es scheint falsch zu sein. Der Grund dafür ist der große Verunsicherungsfaktor beim Traden. Das Fehlen einer profitablen Handelsstrategie.

Wenn man keinen Handelsplan hat, dann nimmt man eben die erstbeste Idee. Die ist zwar nicht unbedingt erfolgreich und sicher, aber das Bedürfnis Geld zu verdienen ist dann meist größer als unser Sicherheitsbedürfnis. Manchmal geht das ja auch gut. Aber manchmal ist beim Trading mehr als unsicher. Wie soll da also die erwünschte Sicherheit entstehen? Der Anfänger folgt ständig seinen Urimpulsen und merkt nicht, dass genau das dass größte Missgeschick ist. Der Wunsch nach 100%iger Sicherheit ist beim Traden der sicherste Weg erfolglos zu bleiben. Doch um diese Qualität zu erreichen ist der unerfahrene Trader bereit, eine unprofessionelle Handlung nach der anderen zu begehen. Mehr Risiko, weniger Stopp-Management. Toll ist das nicht, aber verständlich! So ist das eben, wenn Menschen traden und nicht Maschinen. Der Wunsch nach absoluter Sicherheit ist eine Falle, in die Trader immer wieder fallen. Und sie werden von ihr solange in Besitz genommen, solange es das Börsenspiel gibt. Zu Beginn ist es scheinbar eine niemals endende Suche, eine Belastungsprobe für die Tradingarbeit und die eigene Persönlichkeit. Und erst wenn man bereit ist, von seinen eigenen Denk- und Verhaltensweisen Abstand zu nehmen, bereit ist die Kraft aufzubringen seiner eigenen Wahrheit Raum zu geben und unermüdlich trainiert, dem Begriff Sicherheit eine neue Bewertung zu geben, dann geschehen neue Dinge – im eigenen Leben, der Persönlichkeit und im Trading. Trader kommen auf die Erfolgsspur, wenn sie die Unsicherheit ständig mit einplanen und als eine Grundvoraussetzung Ihres Erfolges betrachten. Suchen sie nach großen Chancen mit kleinem Risiko, die Ihren Handelsregeln entsprechen. Wer keine Regeln hat verhält sich so, als würde er ständig in eine Versicherung einzahlen, die es gar nicht gibt. Würden Sie das tun? Warum sind Sie dann bereit, es in diesem Geschäft so zu handhaben?

Beim Trading muss man lernen, was im Leben schon längst das Allernatürlichste ist, was aber die meisten Menschen nicht wahrhaben wollen und massiv verdrängen. So sehr, dass es zu einem selbstaktiven Reflex geworden ist alle Schuld von sich zu weisen und ständig andere in die Pflicht nehmen zu wollen, ihnen das zu geben wonach sie sich wie ein hilfloses Kind sehnen – Sicherheit. Sicherheit am Arbeitsplatz, Sicherheit bei den Spareinlagen. Sicherheit im Straßenverkehr... Her mit der Lebens-Versicherung!

Wer Erfolg beim Trading haben möchte, muss sich einen natürlichen Umgang mit Unsicherheiten antrainieren und so eine ganz neue Einstellung bekommen. Die Ursprüngliche – und die lautet: Es gibt keine Sicherheit!

Wenn Sie mehr über menschliche Glaubensmuster erfahren möchten, die Tradern beim professionellen Handeln im Weg stehen, dann empfehle ich Ihnen meine neue CD-Box TRADERs TALK. Hier verraten Ihnen die deutschen Spitzentrader, worauf es wirklich beim Trading ankommt.

www.godmode-Training.de

www.bettermind.de

Norman Welz

Tradingpsychologie GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Norman Welz
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie

Norman Welz arbeitete 20 Jahre lang als Redakteur und Moderator für Rundfunk und Fernsehen. Die meiste Zeit war er beim NDR in Hamburg tätig. Hier moderierte er ca. 3000 Livesendungen im Bereich Unterhaltung und Talk.

Seine große Leidenschaft war immer der Mensch und die Börse. Zahlreiche Studien zum Thema „Sinn des Lebens“, „Neurowissenschaft“, „Erfolgs- und Motivationspsychologie“, „NLP“, „Hypnotherapie“ und zahlreiche Coachingverfahren mündeten in eine Privatpraxis für Psychotherapie in Hamburg.

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Ängste. Er arbeitete diesbezüglich als Fachtherapeut in einem Fachinstitut für Angstüberwindung und Leistungsoptimierung. Hier wurden Angstpatienten ebenso betreut wie Leistungssportler auf dem Weg zur Weltmeisterschaft oder zum Olympiasieg.

Norman Welz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Börse. Was einst mit dem Kauf von VW-Aktien begann, mündete in eine Ausbildung zum Börsenhändler bei einem professionellen Futuretrader. Heute handelt er täglich selbst nach Markttechnik mit Hilfe von Technischer Analyse im Kurzfristbereich (1 Min. und 5 Min.). Seine Basiswerte sind Dax, EUR/USD, Dow, Öl, Bund, EuroStoxx sowie diverse Einzelwerte aus dem Aktienbereich.

Norman Welz arbeitet heute neben seiner Privatpraxis für Psychotherapie als Tradingpsychologe, Coach, Trainer und Vortragsredner. 2007 gründete er das bettermind-Institut für mentalen Erfolg (bettermind.de).

Sein Trading-Motto lautet: „Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht!“

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