Kommentar
10:24 Uhr, 12.08.2014

Sanktionen bremsen Russland – Aufwärtspotenzial im Falle einer Normalisierung der Lage

Die Aussichten für den russischen Aktienmarkt hängen ganz entscheidend vom weiteren Verlauf der Krise ab, meint Marcin Fiejka, Fondsmanager des Pioneer Funds – Russian Equity. Dass im Moment die Sanktionen verschärft würden, dürfte zwar kaum unmittelbare Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben, aber auf das Marktsentiment. Gerade ausländische Investoren, denen der überwiegende Teil der am Markt gehandelten russischen Aktien gehört, ließen sich sehr stark von diesem Sentiment leiten.

Umso größer sei jedoch das Aufholpotenzial, so der Senior Portfolio Manager. Denn die Wirtschaft sei zwar insgesamt noch recht fragil, aber die Unternehmen zeigten bessere Gewinne als erwartet. „Die Bewertungen sind sehr niedrig und liefern Raum für eine Rally, wenn die Sanktionen gelockert werden sollten“, so Fiejka. Allerdings sei es jetzt noch zu früh für eine Einschätzung, in welche Richtung sich die politischen Spannungen in der Ost-Ukraine entwickeln würden.

Von der aktuellen Situation dürften am meisten die Unternehmen in den Sektoren Basis-Konsumgüter, Grundstoffe und Öl profitieren. Defensive Werte wie die Basis-Konsumgüter hingen weniger von der Konjunktur ab und würden von der moderat steigenden Inflation in Russland profitieren. Die großen Spieler in diesem Sektor würden gerade Marktanteile gewinnen von den kleineren Unternehmen, die oft hoch verschuldet seien und mit den gestiegen Finanzierungskosten in Russland zu kämpfen hätten. Die jüngst angekündigten Sanktionen für Nahrungsmittel aus westlichen Ländern werden jedoch zu höheren Preisen führen. Diese könnten zwar an die Verbraucher weitergegeben werden, doch könnte die russische Regierung auch Preiskontrollen einführen, die sich negativ auf einige Unternehmen in diesem Sektor auswirken würden. Die Situation würde täglich komplizierter, so Fiejka. Unternehmen, die nur wenige Nahrungsmittel importieren, dürften sich in dieser Situation eher positiv entwickeln.

Unternehmen im Sektor Grundstoffe, vor allem im Bergbau, hätten nach Ansicht von Fiejka keine ernsthaften Sanktionsrisiken, seien von der heimischen Wirtschaft weitgehend isoliert und profitierten von einem schwächeren Rubel. Darüber hinaus seien viele von ihnen privatwirtschaftlich organisiert und zahlten ordentliche Dividenden. Ähnliche Argumente führt der Fondsmanager für Ölfirmen an. Sie seien zudem derzeit noch stark besteuert; Gesetzesänderungen könnten ihre Steuerlast in Zukunft senken.

„Wenn Russland wieder wachsen will, muss es in seine Wirtschaft investieren“, so Fiejka. „Die Sektoren, die davon am meisten profitieren würden, sind die Dienstleister der Ölgesellschaften, die Finanzdienstleister und die Industrie. Das sind zum Teil auch diejenigen, die im Fokus der aktuellen Sanktionen stehen, aber umso bessere Investmentchancen eröffnen, wenn sich die Situation normalisiert.“

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