Kommentar
15:40 Uhr, 07.12.2015

Zyklischer Aufschwung bei strukturell schwächerem Wachstum

Pioneer Investments prognostiziert für das kommende Jahr ein schwieriges Umfeld, das von weiterhin schleppendem Wirtschaftswachstum, Sorgen über geopolitische Risiken und politische Fehler geprägt sein wird, wobei viele Volkswirtschaften mit Umbrüchen und knapper Liquidität zu kämpfen haben.

„Trotz dieses nicht besonders erfreulichen Szenarios sehen wir 2016 mit Optimismus entgegen“, erklärte Giordano Lombardo, CEO und Group CIO von Pioneer Investments. „Sowohl in den entwickelten Ländern als auch in den aufstrebenden Märkten finden tiefgreifende Strukturveränderungen statt. Während wir nur geringes Wachstum und eine gedämpfte Inflation erwarten, sollte der globalen Wirtschaft eine Stagnation weitgehend erspart bleiben, solange große Volkswirtschaften ihre Strukturreformen weiter vorantreiben – was wir als das wahrscheinlichste Szenario betrachten.“

Aus makroökonomischer Perspektive ist für Pioneer die Weltwirtschaft durch vielfältigen Wandel gekennzeichnet. Unserer Einschätzung nach ist das Zusammenwirken von vier Strukturfaktoren für die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums verantwortlich:

  • Der Druck zum Schuldenabbau („Deleveraging“), der noch lange anhalten wird
  • Global rückläufige Produktivitätszuwächse, welche die zukünftige Profitabilität sowohl in entwickelten als auch in aufstrebenden Volkswirtschaften gefährden
  • Ein weit verbreiteter Mangel an Investitionsbereitschaft, die einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen Erholung der Wirtschaft leisten würde
  • Das Risiko geringer Inflation, das sich von einem zyklischen Phänomen zu einem Strukturproblem entwickelt hat.

In diesem schwierigen Umfeld werden eine expansive Geldpolitik und eine weniger restriktive Fiskalpolitik im Jahr 2016 eine Konjunkturbelebung unterstützen. Wir erwarten in den USA und in Europa eine stärkere Dynamik, während unser Ausblick für die Schwellenländermärkte eher moderat, aber dennoch positiv ist.

In den USA sollte sich die Inflation beschleunigen, da eine bessere Beschäftigungslage und ein kräftiges Wachstum der Konsumausgaben letztlich zu einem moderaten Lohn- und Preisdruck führen werden. In der Geldpolitik der USA erwarten wir eine fortschreitende Normalisierung, die unserer Einschätzung nach schrittweise verlaufen und darauf ausgerichtet sein wird, die Inflation in der Nähe des Ziels von 2% zu halten.

Für Europa ist der Ausblick positiv, wenngleich auch hier potenziell Risiken – speziell externer Art – bestehen. Dank der Reformbemühungen wird in vielen Ländern der zyklische von einem strukturellen Wirtschaftsaufschwung abgelöst, was die Eurozone widerstandsfähiger gegenüber Schocks macht als sie es in der Vergangenheit war. Der aktuelle Aufschwung bietet allen Volkswirtschaften eine wichtige, aber begrenzte Chance, sich ihren strukturellen Problemen zu stellen und auf ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Wachstum hinzuarbeiten.

Für die Schwellenländermärkte bleibt das Bild höchst durchwachsen. Dank einer Belebung der entwickelten Märkte und einer gewissen Stabilisierung in Ländern, die 2015 starke Einbrüche hinnehmen mussten, wird ein leicht stärkeres Wachstum erwartet. Bedeutende Risiken bleiben aber bestehen, wie etwa die kommende Zinswende der US-Zentralbank (auch wenn die Lage nun robuster als in der Vergangenheit ist), anhaltend schwache Rohstoffpreise und der Druck zum Schuldenabbau.

Und was schließlich China betrifft, rechnen wir dort nicht mit einer harten Landung. Die chinesische Wirtschaft zeigt Anzeichen einer weiteren Stabilisierung, wobei Schwachstellen vor allem im staatlichen Sektor und bei den Exporten konzentriert auftreten. Die nach Sektoren unterschiedliche Entwicklung scheint auf einen tiefgreifenden Strukturwandel mit scharfen Einschnitten bei überschüssigen Industriekapazitäten hinzuweisen, während die Privatwirtschaft, die Dienstleistungen und der Konsum Stärke zeigen.

Allerdings könnten verschiedene Faktoren diesen positiven Strukturwandel und die bescheidenen Wachstumsprognosen noch aus der Bahn werfen. Geopolitische Risiken, welche die Stimmung negativ beeinflussen und das potenzielle Wirtschaftswachstum in zahlreichen Ländern und Regionen reduzieren könnten, geben Anlass zu ernster Sorge. Das Risiko politischer Fehler ist besonders hoch, da die Zentralbanken bei der Lösung der Depressionsdynamik nach wie vor eine wesentliche Rolle spielen. Auch die Umsetzung der Strukturreformen in China wird aufmerksam zu beobachten sein.

Vor dem Hintergrund mäßigen globalen Wachstums beurteilt Pioneer Investments riskante Anlageklassen nach wie vor positiv, allerdings sind die Bewertungen immer noch angespannt. Die Erträge sollten 2016 in allen Assetklassen niedrig und die Volatilität hoch bleiben.

„Unserer Einschätzung nach werden die Umsetzung ausgewählter Ideen von hoher Überzeugungskraft, flexible und keinen Einschränkungen unterliegende Ansätze sowie auf Kapitalerhalt abzielende Investmenttechniken entscheidend dazu beitragen, für die Kunden 2016 eine Wertentwicklung zu generieren“, so Giordano Lombardo abschließend.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen