Kommentar
12:11 Uhr, 08.12.2014

Die Rückkehr der Volatilität

Nach fünf Jahren Bullenmarkt treten die Kapitalmärkte nun in eine neue Phase erhöhter Volatilität und steigender Bewertungsrisiken. „Die neue Ära hat bereits begonnen“, schreibt Giordano Lombardo, Chief Investment Officer von Pioneer Investments, in seinem aktuellen Anlegerbrief.

Ungeachtet eines eher moderaten fundamentalen Umfeldes konnten viele Märkte in den vergangenen Jahren beständig Boden gut machen. Die Bewertungen mancher Unternehmen gelten inzwischen aber als hoch und geben Anlass zur Sorge, dass sich in bestimmten Marktsegmenten Preisblasen bilden könnten. Gleichzeitig ist die Volatilität an die Märkte zurückgekehrt. Mit einer baldigen Rückkehr zu schwankungsarmen Verhältnissen ist nicht zu rechnen. Im Gegenteil: vier Entwicklungen sprechen dafür, dass die Volatilität in den nächsten Jahren weiter zunehmen dürfte.

Vier Volatilitätstreiber

Zunächst wird sich die Notwendigkeit eines globalen Verschuldungsabbaus auf die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft auswirken. Unsicherheit und Nervosität an den Anlagemärkten bleiben damit an der Tagesordnung. Die Notenbanken können diesem Vertrauensverlust zunehmend weniger entgegenwirken. Sie haben ihr Pulver weitgehend verschossen. Der Zweifel an der Wirksamkeit ihrer geldpolitischen Maßnahmen dürfte die Schwankungen an den Märkten fördern.

Darüber hinaus stellt das vermutlich weiterhin anämische Wachstum in den Industrieländern einen wichtigen Treiber für Volatilität dar. In einem Umfeld globaler Wirtschaftsschwäche kann die Verunsicherung der Investoren nach der Reflexivitätstheorie von George Soros in einem selbstverstärkenden Prozess die Lage der Realwirtschaft weiter beinträchtigen und so zusätzlich Marktschwankungen fördern. Dieser Trend dürfte zudem durch deflatorische Tendenzen verschärft werden. Denn geringes Wachstum und geringe Inflation dürften zu einem Renditerückgang quer durch alle Anlageklassen führen. Die vor diesem Hintergrund dringlicher gewordene Suche der Anleger nach auskömmlichen Erträgen hat zu hohen Risiken in den Portfolios der Investoren geführt. Dies kann in schwierigen Marktphasen, in denen die Investoren Risikopapiere veräußern wollen die, Volatilität zusätzlich erhöhen.

Effektive Diversifikation, Alpha und Risikomanagement

Pioneer Investments setzt angesichts dieser Analyse in den kommenden Jahren folgende drei Schwerpunkte im Investment Management: Erstens gilt es, eine effektive Diversifikation zu gewährleisten: Dabei sollen möglichst alle unkorrelierten Anlageklassen genutzt werden, da keine Anlageklasse „dominieren“ dürfte. Doch selbst dies ist nicht genug, denn Korrelationen sind nicht stabil: Es sollen Faktoren, die das individuelle Verhalten der jeweiligen Assetklasse beeinflussen, analysiert und berücksichtigt werden. Ein Beispiel für eine solche besondere Einflussgröße ist das Aktivitätsniveau der Unternehmen im Bereich Fusionen und Übernahmen, welches Auswirkungen auf die Kurse an den Aktienmärkten hat.

Zweitens müssen angesichts niedriger Zinsen Mehrrenditen gegenüber dem Markt (Alpha) erzielt werden. Dabei geht es vor allem um Mehrerträge, die nicht mit der Marktentwicklung (Beta) korrelieren. Gelingt dies, steigt die risikoadjustierte Rendite eines Investments deutlich.

Drittens gilt es, das Risiko effektiv zu managen und vor allem in volatilen Zeiten auch verhaltenspsychologische Aspekte miteinzubeziehen.

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