Fundamentale Nachricht
08:15 Uhr, 15.08.2017

Rohstoffnachfrage nimmt Fahrt auf

Nach Einschätzung von Yanjun Gast, Fondsmanagerin bei der LBBW Asset Management, spricht auch die wachsende Elektromobilität für einen Aufwärtstrend am Rohstoffmarkt.

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Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Die Richtung bei den Preisen vieler Rohstoffe zeigt mittel- bis langfristig wieder nach oben. Davon zeigt sich Yanjun Gast, Fondsmanagerin bei der LBBW Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar überzeugt. Ihrer Einschätzung nach sprechen derzeit vor allem drei Faktoren für einen Aufwärtstrend am Rohstoffmarkt: Die wachsende Produktion von Elektroautos, die Stabilisierung der Wirtschaft in China sowie die fortschreitende Realisierung des ehrgeizigen Projekts einer neuen Seidenstraße zwischen China und den etablierten Industriestaaten in Westeuropa.

Der Zeitpunkt für einen Einstieg in den Rohstoffmarkt ist nach Ansicht von Yanjun Gast derzeit günstig. „Trotz der Erholung im vergangenen Jahr befinden sich die Rohstoffpreise immer noch auf einem historisch niedrigen Niveau“, betont die Fondsmanagerin der LBBW Asset Management. Nach dem Hoch im Jahr 2008 seien die Preise an den Rohstoffmärkten stark eingebrochen. Diese Verluste hätten sie seitdem aber noch nicht wieder aufgeholt. In diesem Jahr notierten die Rohstoffpreise – gemessen am Bloomberg Rohstoffe Index ohne Agrar und Vieh – bislang mit minus 4,1 Prozent im negativen Bereich (Stand: 31. Juli 2017). Gast erwartet mittel- bis langfristig allerdings wieder eine positive Entwicklung.

Als einen wichtigen Faktor für den Aufwärtstrend an den Rohstoffmärkten nennt Gast den zunehmenden Einsatz von Elektroautos. Anhand von Angaben der Automobilindustrie geht sie davon aus, dass die Zahl von Elektrofahrzeugen bis 2025 auf weltweit 50 Millionen steigen könnte. Zum Vergleich: Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) waren im vergangenen Jahr erst zwei Millionen Elektroautos auf den weltweiten Straßen unterwegs. Laut Gast dürfte die zunehmende Produktion von Elektroautos Auswirkungen auf die Nachfrage nach Kupfer und damit auch auf den Preis des Industriemetalls haben. Das zeigt folgender Vergleich: Während für die Produktion eines Wagens mit Verbrennungsmotor rund 20 Kilogramm Kupfer benötigt würden, betrage der Kupferbedarf für die Herstellung eines Hybrid-Autos 40 Kilogramm und eines Vollektroautos sogar 80 Kilogramm. Hinzu komme der Kupferverbrauch pro Ladestation mit etwa 15 bis 20 Kilogramm. „Allein China plant bis 2020 rund 4,8 Millionen Ladestationen“, berichtet Gast. Sie erwartet zudem eine steigende Nachfrage nach Nickel als wichtigen Bestandteil moderner Batterien für Elektroautos.

Für die Preisentwicklung von Basismetallen sei auch die wirtschaftliche Entwicklung in China entscheidend. „Wir gehen davon aus, dass es in China eine Stabilisierung und keine harte Landung gibt“, sagt Gast. Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt legte laut chinesischem Statistikamt im zweiten Quartal 2017 um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und wuchs damit genauso schnell wie in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Gast rechnet damit, dass sich das stabile Wachstum fortsetzt. „Das ist ein wichtiger Faktor, weil China selbst ein großer Verbraucher von Industriemetallen ist“, so Gast. Zugleich habe China allerdings als Produzent einen großen Einfluss auf die Preisbildung. Aluminium aus China zum Beispiel mache mehr als Hälfte des weltweiten Angebots aus. „Wenn China, wie angekündigt, seine Aluminiumkapazität um bis zu 2,8 Millionen Tonnen und damit um sieben Prozent der Gesamtkapazität herunterfahren wird, um die Luftverschmutzung einzudämmen, dürfte dies dem Aluminiumpreis Auftrieb verleihen“, so Gast.

Einen Aufschwung für die Rohstoffmärkte erwartet Gast auch durch die Verwirklichung der neuen Seidenstraße. Auf dem See- und auch auf dem Landweg soll sie China mit den etablierten Industrienationen in Westeuropa verbinden und den Volkswirtschaften entlang dieser Routen positive Impulse verleihen. „Insgesamt leben in den 60 Ländern und Regionen, durch die die Routen führen, 4,4 Milliarden Menschen und damit 63 Prozent der Weltbevölkerung“, berichtet Gast. Sie vereinen 30 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und 34 Prozent des Welthandelsvolumens auf sich. Das Projekt sei längst nicht nur eine Vision. Allein 2016 seien nach Informationen des Instituts Minsheng Securities im Zusammenhang mit der neuen Seidenstraße Aufträge im Volumen von mehr als 45 Milliarden US-Dollar vergeben und mehr als 30 Milliarden US-Dollar investiert worden – der größte Teil davon in Infrastrukturprojekte. „Diese Investitionen haben letztlich auch einen positiven Effekt für die Rohstoffmärkte“, so Gast.

Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass der Rohstoffmarkt ein Markt mit Hoch und Tiefs sei. „Schwankungen sind typisch am Rohstoffmarkt“, erklärt Wolfgang Schrage, Rohstoff-Experte der LBBW Asset Management. Denn in Hochpreisphasen führten steigende Produktionsmengen zu Angebotsüberschüssen und bewirkten fallende Preise. In Niedrigpreisphasen wiederum führten Angebotsverknappungen meist zu steigenden Preisen. Anleger, die die wechselnden Preiszyklen nicht ständig im Blick haben wollen, können auf Fondslösungen zurückgreifen. Der LBBW RS Flex zum Beispiel reagiert flexibel auf die wechselnden Preiszyklen am Rohstoffmarkt. Der Fonds basiert auf dem bewährten Top-Fonds LBBW Rohstoffe 1 und ist darauf ausgelegt, Trendwechsel zu erkennen und die Investmentstrategie entsprechend anzupassen. In freundlichen Marktphasen ist der LBBW RS Flex zu 100 Prozent long investiert, in schwachen Marktphasen wird die Strategie sicherheitsorientiert ausgerichtet – und zwar unter Verwendung von Absicherungsinstrumenten bis hin zum Verzicht auf Rohstoffe und einer Absenkung der Rohstoffquote auf bis zu 0 Prozent. Das Ergebnis: Auch während der schwachen Rohstoffmarktphase von Januar bis Ende Juli 2017 konnte der Fonds eine positive Performance von plus 1,3 Prozent erzielen, während der Bloomberg Rohstoffe Index ohne Agrar und Vieh in diesem Zeitraum lediglich ein negatives Ergebnis von minus 4,1 Prozent verbuchte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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