Kommentar
08:57 Uhr, 24.07.2018

Quantitative Easing war gestern: QT (Quantitative Tightening) kommt!

Gefühlt ist es schon Ewigkeiten her, dass die Notenbanken die Schlagzeilen machten. Diese Zeit kommt so langsam zurück. Denn: ab heute wird dem Markt Geld entzogen.

Über Nacht machte die Bank of Japan eine heimliche Schlagzeile. Gerüchte kamen auf, dass es eine Anpassung der Geldpolitik geben würde. Diese ist seit fast zwei Jahren unverändert. Noch immer kauft die Notenbank bis zu 700 Mrd. Dollar an Staatsanleihen pro Jahr, wenn es sein muss. Ziel der Käufe ist es, die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in einem Band von 0 % bis 0,1 % zu halten.

Notwendig ist das Maximalvolumen schon lange nicht mehr (Grafik 1). Noch wächst der Bestand an Anleihen, doch die Käufe über die letzten 12 Monate liegen nur noch bei etwas über 200 Mrd. Pro Monat werden nur noch 20 Mrd. an Anleihen gekauft. In einzelnen Monaten muss das nicht gelten.

Im Juni verkaufte die BoJ netto Anleihen – und das nicht zu knapp. Der Anleihebestand sank um 42 Mrd. Dollar. Es werden im Juli und August vermutlich wieder Anleihen gekauft und nicht verkauft werden. Seit Dezember 2017 ergibt sich nämlich ein interessantes Muster. Im Dezember wurde der Bestand erstmals abgebaut. Damals handelte es sich um 26 Mrd. In den zwei darauffolgenden Monaten wurden netto Anleihen im Wert von 101 Mrd. gekauft.

Im März wurde wieder verkauft. Diesmal handelte es sich um knapp 32 Mrd. In den zwei Folgemonaten wurden wieder 100 Mrd. gekauft und nun im Juni 42 Mrd. verkauft. Geht das so weiter, kauft die BoJ in einem Jahr netto überhaupt keine Anleihen mehr.

Die US-Notenbank ist inzwischen zu einem Verkäufer von Anleihen geworden. Mit der Reduktion des QE-Programms in der Eurozone und den sporadischen Verkäufen der BoJ kam es im Juni erstmalig zu einem nennenswerten Quantitative Tightening. Anstatt Geld in den Markt zu pumpen, wurde dem Markt global erstmals Geld entzogen (Grafik 2). Es handelte sich dabei um 32 Mrd. Dollar.

Sofern die BoJ im Juli und August netto wieder Anleihen kauft, gleicht das das Tightening im Juni wieder aus. Im vierten Quartal 2018, wenn die EZB kaum noch Anleihen kauft und die Fed ihre Bilanz um 50 Mrd. pro Monat verkleinern will, kommt es endgültig zu einem dauerhaften Geldentzug.

Das Ganze regt noch niemanden auf. Allerdings schaut derzeit auch einfach niemand hin. Die Gerüchte rund um die Geldpolitik der BoJ hat dann aber doch eine Reaktion hervorgerufen. Die Zinskontrolle bei 10-jährigen Anleihen könnte aufgeweicht werden oder fallen. Entsprechend verdreifachte sich die Rendite im Handel. Wenn der Markt erst wieder hinschaut, was die Notenbanken machen, wird das wieder bestimmende Schlagzeilen geben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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