Kommentar
10:32 Uhr, 13.05.2025

Der Nebel im Handelskrieg lichtet sich

Nachdem die USA einen Deal mit Großbritannien verkündet haben, weiß die Welt nun endlich, was die USA wollen. Der Nebel lichtet sich, doch was man sieht, ist nicht nur positiv.

Obwohl die Vereinbarung der USA mit China die größte Aufmerksamkeit erhält, ist es so unkonkret, dass man kaum Schlussfolgerungen daraus ziehen kann. Daher lohnt ein Blick auf das erste "Abkommen", welches zumindest in Teilen spezifisch ist. Es lässt darauf schließen, was die USA wollen.

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Zunächst muss man festhalten, dass es kein Abkommen gibt. Es wird zwar von der US-Regierung als solches gefeiert, doch es mehr eine Absichtserklärung. Der Erklärung liegt ein Konzept zugrunde. Mehr nicht. Das, was dieses Konzept beinhaltet, ist weder kreativ noch großartig. Der Zollsatz, der am 2. April für Großbritannien verkündet wurde (10 %) liegt noch immer bei 10 %.

Es gibt einige Verbesserungen gegenüber der Lage im April. Dies gilt für Autos, die höher verzollt wurden. Hier gilt nun ebenfalls ein Zoll von 10 % für einen Warenwert, der die bisherigen Exporte Großbritanniens abdeckt. Flugzeugteile sind zollfrei, da British Airways 30 Boeing Flugzeuge kauft, die es wohl ohnehin gekauft hätte.

Die höheren Zollsätze für Stahl und Aluminium fallen weg. Ebenso können beide Länder Agrarprodukte freier handeln. Diese machen einen geringen Anteil des Handels aus. Das ist schon alles, was im "umfassenden" Konzept festgehalten wird. Für Großbritannien ist das "Abkommen" nicht schlecht. Fahrzeuge sind die wichtigsten Exporte und auf Pharmaprodukte können die USA nicht verzichten, ob nun ein Zoll anfällt oder nicht (Grafik 1).

Für die USA ist der Handel mit Großbritannien praktisch irrelevant. Relevant ist der Handel mit der EU, mit China, Mexiko und Kanada sowie der Schweiz. Diese Gruppe macht zwei Drittel des Handels aus. Abkommen sind mit dieser Gruppe relevant. Alle anderen Länder sind Nebenschauplätze. Die positive Reaktion auf Gespräche mit China und vorübergehende Zollsenkung zeigen die Bedeutung der großen Handelsblöcke (Grafik 2).

Das Konzept, welches mit Großbritannien ausgehandelt wurde, gibt vorerst den Takt vor. Der Nebel lichtet sich. Was man zu sehen bekommt, ist simpel. Die USA werden einen pauschalen Zollsatz festlegen, der bei mindestens 10 % liegt und maximal bei den am 2. April angekündigten Werten.

Einzelne Produktkategorien werden ausgenommen, wenn die USA einen Erfolg vorweisen können. Kauft die Lufthansa Boeing Flugzeuge, kann wahrscheinlich auch Airbus mit Erleichterungen rechnen. Investieren Schweizer Pharmaunternehmen in den USA, was sie ohnehin geplant haben, kommt wahrscheinlich ein verminderter Zollsatz auf Pharmaprodukte zum Tragen.

Von umfassenden Abkommen kann keine Rede sein. Vielmehr geht es darum, einen pauschalen Zoll festzulegen und einige Ausnahmen zu verhandeln, die sich als großartige Erfolge feiern lassen, wie eben der Kauf von Flugzeugen durch British Airways.

Große Erwartungen sollten Anleger nicht haben. Die Unbekannte in den Verhandlungen ist die Höhe des Pauschalzolls. Sofern hier große Überraschungen ausbleiben, ist das Thema für die Börse nur noch von geringer Bedeutung. Was die realwirtschaftlichen Folgen anbelangt, wird die Börse allerdings noch lange Zeit mit dem Thema beschäftigt sein.

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