Fundamentale Nachricht
12:10 Uhr, 16.10.2015

Platin könnte vom Volkswagen-Skandal profitieren

Der Platinpreis stürzte als Folge des Volkswagen-Skandals zunächst ab. Langfristig könnten strengere Emissionsvorschriften nach Meinung von Stephan Müller, Edelmetallexperte beim Vermögensverwalter GAM, die Nachfrage nach dem Edelmetall aber fördern.

Erwähnte Instrumente

  • Platin
    ISIN: XC0009665545Kopiert
    Kursstand: 1.004,25 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Palladium
    ISIN: XC0009665529Kopiert
    Kursstand: 698,00 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Als der Skandal um die Abgas-Manipulationen des Volkswagen-Konzerns bekannt wurde, stürzten nicht nur die Aktien von VW und anderen Automobilkonzernen steil ab. Auch das Edelmetall Platin wurde in Mitleidenschaft gezogen: Im Zuge der Krise fiel der Platinpreis Anfang Oktober auf 893 US-Dollar je Feinunze - der tiefste Wert seit der Finanzkrise. Verwunderlich ist das nicht, denn Platin spielt für Autokatalysatoren in Dieselfahrzeugen eine große Rolle. Sollte deren Popularität als Folge des Skandals nachhaltig leiden, könnte also auch die Nachfrage nach Platin sinken. Stephan Müller, Edelmetallexperte beim Vermögensverwalter GAM, ist dennoch optimistisch, was die Zukunft des weißen Edelmetalls angeht: „Die Nachrichten rund um Volkswagen und andere Hersteller haben zwar jüngst den Platinpreis belastet. Aber langfristig halte ich die Aussichten für positiv.“

Für Müllers Optimismus gibt es gute Gründe: Der Experte rechnet damit, dass der Volkswagen-Skandal indirekt sogar zu einer steigenden Nachfrage nach Platin führen könnte. „Ich gehe davon aus, dass künftig noch strengere Emissionsvorschriften für Neuwagen erlassen werden, die den Platinpreis positiv beeinflussen werden.“ Das ist eine gute Nachricht für Anleger, die in das Edelmetall investieren, denn Unternehmen aus der Automobilindustrie beziehungsweise deren Zulieferer fragen einen Großteil des weltweit produzierten Platins nach. Daten des Chemie- und Edelmetallkonzerns Johnson Matthey zufolge war der Sektor im Jahr 2014 für 38 Prozent der globalen Gesamtnachfrage verantwortlich. Sollten aus dem Automobilsektor also wieder positive Impulse kommen, dürfte dies auch den Platinpreis beflügeln.

Zusätzlichen Einfluss dürfte die absehbare Angebotsverknappung mit sich bringen. „Investoren sollte sich anschauen, was derzeit auf Seiten der Minenbetreiber geschieht“, erläutert Müller. „Man sagt, die beste Kur für zu hohe Preise seien hohe Preise, da dadurch seitens Produzenten ein Anreiz für zusätzliches Angebot geschaffen wird. Dies bringt den Markt in der Folge wieder näher ans Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Das gilt aber auch umgekehrt: Wegen des derzeit extrem niedrigen Preisniveaus wurde die Produktion in vielen Minen langfristig stillgelegt, weil sie trotz den rekordtiefen Energiepreisen nicht profitabel operieren können.“ Der Platinpreis hat sich innerhalb sechs Handelstagen von seinem Tiefpunkt erholt und nähert sich der psychologisch wichtigen 1.000-Dollar-Marke, doch liegt er immer noch mehr als 50 Prozent unter dem Allzeithoch von 1.912 US-Dollar, das im Jahr 2011 erreicht wurde. „Mit den Stilllegungen wird der Boden für eine Angebotsverknappung bereitet“, so Müller weiter. In den Statistiken von Johnson Matthey lässt sich dies bereits ablesen: Im Vergleich zum Vorjahr sank die globale Platinproduktion 2014 um 4,6 Prozent. Müller rechnet nicht damit, dass sich dieser Trend schnell umkehren wird: „Eine kurzfristige Angebotsausweitung ist nicht ohne weiteres möglich. Eine neue Mine in Betrieb zu nehmen dauert zwischen fünf und sieben Jahren.“

Der Preis eines anderen Metalls aus der Platin-Gruppe ist im Zuge des Volkswagen-Skandals bereits gestiegen: Palladium kletterte binnen weniger Tage von unter 600 US-Dollar auf mehr als 700 US-Dollar je Feinunze. Das billigere Schwestermetall des Platins wird vor allem in den Autokatalysatoren von Benzinfahrzeugen verbaut. Offenbar rechnen die Marktteilnehmer damit, dass die Nachfrage nach diesen als unmittelbare Folge einer möglichen Dieselkrise steigt. „Inwieweit es hier tatsächlich zu Nachfrageverschiebungen kommt, wird sich zeigen“, kommentiert Müller. „Aber mittel- und langfristig bin ich für beide weißen Edelmetalle sehr positiv gestimmt.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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