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09:50 Uhr, 12.03.2020

Ölpreis und Corona - eine giftige Mixtur

Viele Marktbeobachter sind überzeugt, dass die Kombination aus Ölpreisverfall und Coronavirus eine globale Rezession hervorrufen wird.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 33,79800 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Am Montag erlebten die Börsen weltweit einen Einbruch in fast schon historischem Ausmaße. Auch der Ölmarkt geriet in Turbulenzen. Hier kam zur Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie die überraschende Zuspitzung in den Verhandlungen der Ölförderallianz OPEC+ hinzu: Statt einer Einigung zur Drosselung der Öl-Produktion, die die sinkende Nachfrage durch das Coronavirus hätte auffangen können, wollen die ölproduzierenden Länder das Gegenteil des eigentlich Vernünftigen durchziehen und die Förderung nochmals hochschrauben.

Ein dramatischer Ölpreisverfall um rund 30 Prozent zu Wochenbeginn war die unmittelbare Folge. In den vergangenen Handelstagen blieb die Volatilität am Ölmarkt bedenklich hoch, einen Rebound konnten die Preise bisher nur zeitweise vollziehen. Es besteht die berechtigte Sorge, dass das negative Potpourri an Entwicklungen - hochverschuldete, vor allem kleinere Ölkonzerne, das Versiegen von Krediten, eine mögliche Kettenreaktion quer durch weitere Wirtschaftsbereiche - eine Insolvenzwelle im Energiesektor zur Folge hat. „Die Ölpreiskapriolen haben eines mit dem Coronavirus gemeinsam: besorgniserregend, unerwartet heftig - aber nur temporärer Natur“, kommentierte das Investmenthaus Grüner Fisher Investments.

Entscheidend sei jedoch letztendlich, wie die Unternehmen mit der neuen Situation umgehen werden, so Grüner Fisher. Sie könnten mittels Effizienzgewinnung weiter produzieren, um Marktanteile zu gewinnen, oder eine defensive Haltung einnehmen. „Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen“. Eine globale Rezession aufgrund niedriger Ölpreise bleibe dagegen unwahrscheinlich.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind die Ölpreise weiter abgerutscht. Im Falle der Sorte Brent um über 6 Prozent auf unter 34 Dollar/Barrel. Ausschlaggebend war die Ankündigung des US-Präsidenten, Reisebeschränkungen in die USA einzuführen. Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus werden die USA ihre Grenzen für Ausländer aus Europa für eine Dauer von zunächst 30 Tagen schließen. Ausgenommen sind Reisende aus Großbritannien.

Die OPEC geht laut ihrem am Mittwoch veröffentlichten aktuellen Monatsbericht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl im Jahr 2020 praktisch stagnieren wird. Laut dem Ölmarktbericht prognostiziert das Ölkartell ein Nachfrage-Plus um gerade einmal 60.000 Barrel Öl pro Tag für das gesamte Jahr. Im Februar-Bericht ging die Organisation noch von einem Nachfragewachstum um rund 990.000 Barrel pro Tag aus. Experte Vandana Hari vom Analysehaus Vanda Insights will auch einen massiven Einbruch der Nachfrage nicht mehr ausschließen. Alle bisherigen Prognosen zum Ölpreise stünden derzeit auf dem Prüfstand.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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