Ölmarkt vor gravierender Neuausrichtung

Im Artikel Erdöl-Futures senden ungewöhnliche Signale habe ich beschrieben, wie Händler etwa seit Anfang Mai auf einen langfristig signifikant höheren Ölpreis wetten. Im Folgenden soll etwas näher auf die Hintergründe eingegangen werden.

Die International Maritime Organization hat sich im April auf ambitionierte Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase geeinigt, um die Vorgaben des Pariser Klimagipfels zu erfüllen.

Die IMO will bis zum Jahr 2050 die Karbon-Emissionen im Vergleich zu 2008 um mindestens 50 % reduzieren und wird damit am Ölmarkt epische Verschiebungen auslösen.

Gegenwärtig konsumiert die globale Schifffahrt für 5 % des Erdöl-Outputs, also etwa so viel wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen und produziert 2 % des weltweiten Karbon-Volumens.

Um dies zu ändern schreibt die Organisation den Reedereien vor, dass ab 2020 der Sulfur-Gehalt in ihren dreckigen Diesel-Treibstoffen drastisch gesenkt werden muss.

Theoretisch ist es möglich beim Antrieb auf Gas umzustellen, oder teure Gaswäscher zu installieren, aber in der Realität werden die Schiffe der Einfachheit halber wohl auf Benzin umgestellt werden.

Die Auswirkungen sind profund:

Wie die EIA vorgerechnet hat wird der Benzinverbrauch im Jahr 2020 um eine Million Barrel pro Tag auf 1,7 Millionen steigen, während die Nachfrage für Treibstoffsorten mit hohem Sulfur-Gehalt gleichzeitig von heute 3,2 Mio bpd auf 1,3 Mio bpd sinken wird.

Für Raffinerien die Benzin und Diesel produzieren wird sich dieser Trend als Goldgrube entpuppen, was man schon jetzt an den Crack-Spread-Futures (siehe Chart) ablesen kann.

Klimaschutz ist eine sehr teure Angelegenheit, die Kosten werden aber typischerweise gut versteckt. Wer sich über die zukünftig hohen Benzinpreise absichern will, kann sich jetzt positionieren (oder einen Tesla kaufen).