Kommentar
08:06 Uhr, 01.06.2018

Öl-Aktien: Was ist mit der Performance los?

Ölaktien und Ölpreis gehen Hand in Hand, doch die Ölpreisrallye der letzten Wochen machten viele Werte nicht mit. Ist damit der aktuelle Rücksetzer die große zweite Chance?

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Man kann nicht alle Ölaktien in einen Topf werfen. Jedes Unternehmen hat seine Besonderheiten. So profitiert Exxon zwar von den höheren Ölpreisen, doch der Kurs blieb hinter dem der Konkurrenten zurück (z.B. Chevron). Das liegt daran, dass Exxons Ölreserven vergleichsweise klein sind. Auch Fracking Unternehmen haben so ihre Probleme.

Betrachtet man den Kursverlauf seit dem Tief Anfang 2016 zusammen mit dem Ölpreis, lässt sich eine gehörige Divergenz erkennen (Grafik 1). Der Ölpreis steht heute wieder dort, wo er sich Ende 2014 befand. Die Aktienkurse der Fracker liegen jedoch noch 50 % darunter.

In den letzten Jahren haben Fracker große Anstrengungen unternommen, um effizienter zu werden. Sie haben die Kosten massiv gesenkt. Heute sind die meisten Firmen profitabel, wenn sie Öl zu mehr als 50 Dollar je Fass verkaufen können. Vor 4 Jahren war das ganz anders. Es wurden Preise in der Größenordnung von 70-100 Dollar benötigt.

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Das aktuelle Preisniveau ist mit über 60 Dollar je Barrel eigentlich attraktiv. Fast jedes Unternehmen sollte profitabel arbeiten können. Tatsächlich schreiben viele Firmen wieder Gewinne. Die Aktienkurse spiegeln das aber nicht wider. Ein gutes Beispiel ist Chesapeake Energy. Das Unternehmen ist mit 4 Mrd. bewertet. Im abgelaufenen Jahr lag der Gewinn bei 939 Mio. Das entspricht einem KGV von gut 4.

Chesapeake Energy Corp.
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Im ersten Quartal 2018 verdiente Chesapeake 291 Mio. Dollar. An der Bewertung hat sich nichts geändert. Die Aktie wirkt wie ein Schnäppchen. Der Teufel steckt allerdings im Detail. Zwar werden hohe Gewinne ausgewiesen, doch die Bilanzen der Unternehmen sind immer noch kritisch.

Der operative Cashflow vieler Unternehmen ist positiv. Das ist schon einmal eine Verbesserung zu 2016. Dafür wird immer noch so viel investiert, dass am Ende mehr Cash verbraucht als eingenommen wird. Obwohl also Gewinne ausgewiesen werden, steigen letztlich die Schulden immer weiter an. Das ist nicht nachhaltig und hat unter anderem zu der Krise des Sektors nach 2014 geführt. Weshalb aber fällt es den Unternehmen so schwer bei hohen Ölpreisen weniger Cash zu verbrauchen?

Die Firmen hedgen ihre Produktion. Über den Terminmarkt verkaufen sie ihre zukünftige Produktion. Als die Ölpreise wieder über 50 Dollar stiegen, wurde davon viel Gebrauch gemacht. Je weiter man in die Zukunft blickt, desto niedriger ist der Ölpreis (Grafik 2).

Die meisten Unternehmen können ihr Öl nicht zum aktuell attraktiven Preis von 65 oder 70 Dollar verkaufen, sondern haben sich bereits im letzten Jahr verpflichtet, das Öl zu 50-55 Dollar zu verkaufen. Die Upside der Ölpreisrallye kommt in den Bilanzen also nicht an.

Das ist der Grund, weshalb die Aktienkurse nicht mitziehen. Jetzt, da die Preise wieder höher sind, werden Firmen auf Absicherung verzichten. Damit werden sie nicht sofort, aber über die nächsten Quartale immer mehr von höheren Preisen profitieren. Das Absacken der Kurse bei der aktuellen Ölpreiskorrektur ist daher tatsächlich eine kleine Chance.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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