MORPHOSYS - Riskante Wette, aber schöner Chart!
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- MorphoSys AG - WKN: 663200 - ISIN: DE0006632003 - Kurs: 88,300 € (XETRA)
Es ist nicht die Zeit der Biotechs. In den USA droht im Nasdaq Biotech Index ein starkes Verkaufssignal, sollte die Marke von 3.150 Punkten brechen. Gestern rettete sich der Index noch einmal knapp. Schwergewichte wie eine Gilead sind im freien Fall. Da ist es umso bemerkenswerter, dass sich die deutsche Biotechs wie eine Morphosys dem Abwärtstrend entziehen können, ja sogar neue Mehrjahreshochs ansteuern.
Die gestrigen Zahlen können es nicht gewesen sein, denn diese fielen, allerdings auch wie erwartet, enttäuschend aus. Was in der breiten Presse relativ unterging, hat große Auswirkungen auf das Zahlenwerk der Martinsrieder. Denn die langjährige Kooperation mit dem Pharmariesen Novartis wurde im November 2017 beendet. Ein Großteil der Umsätze von Morphosys entfiel bislang auf diese Zusammenarbeit. So ist es auch schnell erklärt, warum der Umsatz im 1. Quartal von 11,8 auf 2,8 Mio. EUR regelrecht einbrach. Der operative Verlust vergrößerte sich von 14,9 Mio. EUR in der Vorjahresperiode auf 19,0 Mio. EUR. Zum Ende des 1. Quartals belief sich der Cashbestand von Morphosys auf 285,8 Mio. EUR. Dabei ist der Erlös aus dem Börsengang an der US-Technologiebörse Nasdaq von 239 Mio. USD noch nicht enthalten. Im Gesamtjahr 2018 erwartet das Management einen Umsatz zwischen 20 und 25 Mio. EUR. Das EBIT dürfte mit -110 bis -120 Mio. EUR tiefrot ausfallen.
Tremfya und 2020 MOR208?
Ein wichtiger Meilenstein für das Biotech-Unternehmen in den vergangenen Monaten war die Zulassung des 1. Medikaments aus einem Partnerprogramm, Tremfya zur Behandlung von Schuppenflechte. Morphosys ist am Erfolg des Medikaments beteiligt, erhält also Tantiemen, schätzungsweise im mittleren einstelligen Prozentbereich. Auf diese Weise ist es möglich, dass der Umsatz ab dem kommenden Jahr wieder deutlich erholt. Analysten gehen von knapp 50 Mio. EUR aus. Dennoch wird weiterhin ein Verlust anfallen.
Denn Morphosys investiert massiv in die eigene Pipeline. Aktueller Hauptwerttreiber ist MOR208 zur Behandlung verschiedener Blutkrebsarten. Das Programm ist bislang nicht verpartnert. Morphosys erwartet die Zulassung und Markteinführung im Jahr 2020. Sollte das Medikament den Markt erreichen, würde das Biotech-Unternehmen vollends am Erfolg profitieren, müsste allerdings auch den Vertrieb selbst stemmen. Scheitert das Projekt dagegen, würde das einen erheblichen Schlag bedeuten. Starke Kursverluste in der Aktie wären die Folge.
Das Risikoprofil hat sich in meinen Augen daher etwas verschlechter, die Aktie ist riskanter einzustufen als noch vor 2-3 Jahren. Ein Auffangnetz wie das von Novartis existiert derzeit nicht mehr. Zwar ist die Pipeline stark auf viele Partnerprogramme diversifiziert. Der Fokus der Anleger liegt derzeit aber klar auf MOR208, zu dem der Vorstand sich wiederholt sehr positiv und überzeugt geäußert hat.
Quelle: Morphosys
Was das langfristige Bild anbelangt: Analystenschätzungen zufolge wird Morphosys nicht vor dem Jahr 2022 Gewinne schreiben. Allerdings könnte der Umsatz dann bereits auf über 220 Mio. EUR explodieren, was natürlich vorrangig vom Erfolg von MOR208 abhängen wird. Geduld ist hier also gefragt. Die abschließenden Phase-III-Ergebnisse, die voraussichtlich im Jahr 2019 vorliegen werden, dürften die mittel- bis langfristige Richtung der Aktie vorgeben.
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Jahr | 2017 | 2018e* | 2019e* |
Umsatz in Mio. EUR | 66,80 | 26,30 | 49,60 |
Ergebnis je Aktie in EUR | -2,41 | -3,73 | -2,93 |
Gewinnwachstum | - | - | |
KGV | - | - | - |
KUV | 38,8 | 98,5 | 52,2 |
PEG | - | - | |
*e = erwartet |
Schaut man alleine auf den Chart, sieht dieser explosiv aus. Eine massive Hürde bei 88,50 EUR wird von den Käufern attackiert. Gelingt die Deckelsprengung per Wochenschlusskurs darüber, sind mittelfristig dreistellige Kurse erreichbar. Das Allzeithoch der Aktie aus dem Jahr 2000 notiert bei 148,15 EUR. Absicherungen können bei 81,50 EUR oder konservativer bei 76,90 EUR erfolgen. Im Falle eines Scheiterns von MOR208 droht allerdings ein riesiges Gapdown im Chart. Dann schützt den Anleger auch kein Stoppkurs mehr, dessen muss man sich bewusst sein.
Als Biotech-Fan drücke ich Simon Moroney und seinem Team natürlich weiterhin die Daumen, dass der Durchbruch mit MOR208 gelingt. Verdient hätte es der sympathische und bodenständige Träger des Bundesverdienstkreuzes in jedem Fall.
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