MORPHOSYS - Nach dem Celgene-Schock
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- MorphoSys AG - WKN: 663200 - ISIN: DE0006632003 - Kurs: 56,19 € (XETRA)
Herber Rückschlag für alle Morphosys-Aktionäre: Wie das Biotech-Unternehmen gestern kurz vor XETRA-Börsenschluss mitteilte, hat der Partner Celgene die Kooperation für das Onkologieprogramm MOR202 beendet. Die Rechte am Antikörper MOR202 gehen an Morphosys zurück, das Unternehmen will die Entwicklung alleine fortführen. Der Börse schmeckte diese Nachricht überhaupt nicht, die Morphosys-Aktie, notiert im TecDAX, ging in den Sturzflug über. Da half auch die Nachricht nichts, dass das Management die Finanzprognose für das laufende Jahr deutlich anheben kann. Aufgrund einer jetzt vollständig verbuchbaren Umsatzabgrenzung dürften die Erlöse statt zwischen 58 bis 63 Mio. € nun bei 101 bis 106 Mio. € liegen. Das EBIT soll positiv ausfallen (9 bis 16 Mio. €). Zuvor war ein EBIT-Verlust in Aussicht gestellt worden. Da es sich dabei um einen Einmaleffekt handelt, wird dies vom Markt verständlicherweise nicht honoriert. Gravierender wiegt der Verlust der Zusammenarbeit mit Celgene, die ja im Idealfall über mehrere Jahre angedauert und Zahlungen von bis zu 628 Mio. € an Morphosys möglich gemacht hätte.
Morphosys-Aktionäre haben nun viele Fragen, unter anderem:
- Was waren die Hintergründe für das Ende der Kooperation?
- Warum wird Morphosys das Programm in Eigenregie weiterführen, wenn die Experten von Celgene es für gescheitert sehen?
- Wird Celgene weiter an Morphosys beteiligt bleiben?
Das sind nur einige Punkte, die das Management versucht hat in einer Telefonkonferenz zu beantworten. GodmodeTrader gibt eine kurze Zusammenfassung der TK und wirft einen Blick auf den Chart der Morphosys-Aktie.
- Vorstandvorsitzender Dr. Simon Moroney betonte in der TK, dass MOR202 ein wertvolles Asset für die Firma sei
- Man werde Daten für MOR202 im Mai auf der ASCO-Konferenz und im Dezember auf der Konferenz ASH vorlegen
- MOR202 ist nur einer von drei Antikörpern seiner Art
- Fokus wird auf der Entwicklung von MOR202 in der Indikation Multiples Myelom (MM) bleiben, denkbar wäre eventuell eine Ausweitung der Indikationen auch auf fortgeschrittenes MM
- Finanzvorstand Jens Holstein betonte, dass zwar die Forschungsausgaben steigen werden, aufgrund der Zahlung von Celgene der Cashbestand aber nicht stärker schmelzen wird. Morphosys dürfte demnach 300 bis 310 Mio. € zum Jahresende in der Kasse haben
- Fragen aus der Q&A-Session:
- Wird es weitere Studien mit MOR202 ohne Partner geben? Nein.
- Gibt es einen Zeitplan, wann man im Idealfall einen Partner präsentieren will? Schwer zu beantworten, keine Auskünfte über Zeitplan, Verlust der Partnerschaft mit Celgene keine 24 Stunden alt
- Gründe für das Ende der Kooperation? Hier hielt sich Moroney sehr vage. Es war aber herauszuhören, dass wohl die Ansichten beider Unternehmen über die Wichtigkeit bzw. Werthaltigkeit des Projektes auseinander gingen. Es gäbe Entwicklungen bei Partnerschaften, die nur schwer vorherzusehen seinen. Moroney sagte, ein großes Unternehmen habe eventuell einen anderen Fokus auf ein bestimmtes Forschungsprojekt wie ein kleineres Unternehmen.
- Gibt es Interesse von Seiten anderer Firmen für eine Partnerschaft zu MOR202? Interesse ist da, man ist zuversichtlich, einen Partner finden zu können
- Warum wartet man bis ASCO für die Vorstellung der Daten? Das Management will ein gutes Gesamtpaket vorstellen, eventuell liegen bis dahin auch neue Daten vor
- Ist Celgene noch in Morphosys investiert? Ja, Celgene hält 3% der Aktien
- Könnte Celgene diese Position verkaufen? Es gibt eine Lockup-Frist (keine genauen Angaben dazu); aktuell ist nichts über einen Verkauf der Aktienposition bekannt
- Hatte Celgene Zugriff auf weitere Daten? Nein, es waren/sind die Daten, die auch auf ASCO vorgestellt werden.
Highflyer 2014, Underperformer 2015
Aus technischer Sicht kann festgehalten werden, dass die Morphosys-Aktie im vergangenen Jahr zu den besten Werten in Deutschland überhaupt gehört und den Markt deutlich outperformte. Diese relative Stärke hat sich seit Dezember 2014 in eine relative Schwäche geändert. Auslöser war der Studienstopp eines Alzheimermedikaments des Partners Roche, das sich bereits in der finalen Studienphase III befand. Seither ist der Wert in einem Abwärtstrend gefangen, der sich mit den gestrigen News noch einmal verschärfte. So merkwürdig das vielleicht klingen mag, angesichts der beeindruckenden Aufwärtsbewegung seit dem Jahr 2012 ist technisch selbst nach dem gestrigen Rücklauf nur wenig passiert. Legt man die Fibonacci-Retracements über die Bewegung seit dem Tief 2012 an, wären Verluste bis zum 61,8%-Retracement möglich, ohne dass die Aufwärtsbewegung nach dieser Sichtweise beendet wäre. Zwischen dem 50%-Retracements bei 52,30 Euro bis hinunter auf 50,24 Euro lässt sich eine Unterstützungszone erkennen, die den Abverkauf zunächst stoppen sollte. Das ultralangfristige Kaufsignal nach Verlassen der mehrjährigen Seitwärtsrange von 2006 bis 2012, welches über 22,00 Euro ausgelöst wurde, hat immer noch Bestand.
Geht man in den Wochenchart und bewertet die Aufwärtsbewegung seit 2012 aus Sicht der Elliott-Wellen, so lassen sich zunächst zwei sehr schöne impulsive Strukturen erkennen, die als Impulse 1 und 3 in rot gezählt werden könnten. Problematisch ist der Anstieg 2014, der viele Wellenüberschneidungen aufweist. Diese wenige überzeugende Bewegung mit Blick auf die innere Struktur wurde nun nach unten aufgelöst, der Ursprung mit dem Tief bei 55,45 Euro ist erreicht, der Chart sozusagen aus diesem Blickwinkel bereinigt.
Fazit: Die mehrmonatige technische Schwäche des Wertes fand gestern mit einem Sell-off ihren vorläufigen Höhepunkt. Eine Unterstützungszone im Chart lässt sich zwischen 52,30 und 50,20 Euro herausarbeiten. Aus der Erfahrung heraus benötigt das Unternehmen in den kommenden Wochen aber wieder positive Nachrichten, um vergraulte Großinvestoren, die letztendlich den Kurs bestimmen, nachhaltig zurückgewinnen zu können. Dies dürfte durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen. Mit Blick auf die breite Pipeline von über 90 Wirkstoffen ist das Risiko des Totalausfalls und damit der Pleite des Unternehmens anders als bei vielen anderen deutschen "Ein-Produkt-Unternehmen" aber überschaubar. Überzeugend ist auch die Kapitalausstattung von 352,8 Mio. € oder gut 13 Euro je Aktie Cash (Stand Dezember 2014).
Quelle: Morphosys
Hinweis: Der Autor des Artikels hält bereits seit Jahren eine strategische Long-Position auf Morphosys, die mit einer kurzfristigen Short-Position abgesichert wurde.
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Wie bitte?
Galuschka schreibt: "Überzeugend ist auch die Kapitalausschüttung von 352,8 Mio. € oder gut 13 Euro je Aktie...".
Da war ja wohl der Wunsch Vater des Gedanken. Morphosys wird auf sehr lange Sicht keine Dividende zahlen, besonders dann nicht, wenn die Pipeline zwar lang und länger wird, aber keine Produkte aus den Chimären werden!
Gut recherchierter Beitrag mit fundamentalen Daten und charttechnischer Erklärung. Sobald der Markt wieder long geht werde ich auch Morphosys auf der Watchlist haben. Ich denke ein neuer Partner ist bald gefunden.