Mehr Chancen durch Diversifikation
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Als Referent halte ich viele Vorträge und besuche zahlreiche Trading-Veranstaltungen. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass bestimmt 90% aller dort anwesenden Anleger den DAX handeln. Der Rest ist im EUR/USD aktiv und diversen Aktien. Der Grund für diese eingeschränkte Sicht auf die Märkte ist die Präsenz des Marktes selbst. Wer sich mit dem Thema Börse beschäftigt, kommt um den DAX nicht herum. Denn er wird in jedem Forum besprochen, auf allen Tradingseiten analysiert und er ist Star vieler Börsenbriefe und TV-Sendungen. Börse in Deutschland ist gleich DAX. In der klassischen Finanzpsychologie, der Behavioral Finance, nennt man dieses Phänomen „home bias“: Anleger richten ihren Fokus insbesondere auf die heimischen Werte. Warum? Weil der Mensch unbewusst nach Sicherheit strebt, auch beim Börsenhandel. Und wenn einem etwas vertraut ist, dann erzeugt das in uns ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Aber wie sicher ist das DAX-Trading wirklich? Kennt man den Index wie seine Westentasche, nur weil er einem so vertraut ist? Ich frage mich, wenn der DAX beim Börsenhandel soviel mehr Sicherheit gibt, warum sind dann nicht mehr Trader erfolgreich? Am DAX scheint die Erfolglosigkeit also nicht zu liegen! Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall, aber dazu gleich mehr.
Auch ich habe viele Jahre vor allem vor dem DAX-Chart gesessen. Aber ich kann nicht behaupten, dass der immer das gemacht hat, was ich glaubte was er tun sollte, obwohl er mir so vertraut war. Der Dax ist keine Maschine, die die immer gleichen Resultate ausspuckt, nur weil man glaubt, ihn so gut zu kennen. Schön wär`s! Manchmal lassen uns Analysten das glauben, aber auch sie werden immer wieder eines besseren belehrt. Man darf nie vergessen, der DAX ist, wie alle anderen Märkte auch – zufällig. Nichts ist sicher – auch nicht der DAX.
Wer sich beim Traden auf nur einen Markt konzentriert, der macht sich selbst schnell unnötigen Druck.Denn je weniger Tradingmöglichkeiten vorhanden sind, desto mehr Ungeduld kann beim Trader aufkommen. Schließlich will man ja Geld an den Märkten verdienen. Leicht kommt die Illusion auf: wer nicht tradet, der kann auch nichts verdienen. Dass dieser Gedanke nicht unbedingt richtig ist, weiß der Trader zu Beginn oftmals noch nicht. Diese Erfahrung macht der Händler meist erst dann, wenn er sein Trading Revue passieren lässt und dabei feststellt, dass er den einen oder anderen Trade nur eingegangen ist, weil er nicht die Muße hatte, auf sein Setup zu warten.
Wenn man zuwenig Tradingchancen bekommt, dann wird man von den Märkten schnell verleitet, seine Strategie zu ändern. Man sucht dann nicht mehr nach Chancen, sondern man erfindet welche. Wer also keinen Trade hat, der hat meistens zwar keine aktive Gewinnchance, aber dafür oftmals schneller ein Problem, als es ihm lieb ist!
Denn wenn man nur einen Markt tradet, kann schnell Langeweile aufkommen. Auch die gehört zum Trading dazu, kann aber schnell brandgefährlich werden. Dann nämlich, wenn man keine schützende Strategie hat, mit ihr umzugehen. Wer das Gefühl hat, immer wieder durch mangelnde Tradinggelegenheiten zu undiszpliniertem Verhalten veranlasst zu werden, der braucht Alternativen. Den Chart nur dann anzusehen, wenn es die gehandelte Zeitperiode vorgibt, wäre eine Möglichkeit. Im 10-Minuten Chart wäre dass alle zehn Minuten, im Stundenchart nur jede Stunde usw. Oder sie erweitern ganz einfach das Spektrum ihrer Auswahl. Sie suchen also nicht nur nach Handelsmöglichkeiten im DAX, sondern zusätzlich in volumenreichen Aktien, Rohstoffen und Währungen. So ist es wesentlich leichter möglichst schnell Einstiegssignale zu finden, die Ihrem Regelwerk entsprechen. Zudem können Sie eine Vorauswahl treffen und nur die Werte traden, die eine wirklich gute Chance bieten. Diversifizieren kann sehr viel Ruhe in das Trading bringen. Zudem sorgt es schnell für mehr Einfachheit. Denn nicht selten handeln Trader viele Regelwerke innerhalb eines Charts. Manchmal sogar ohne zu wissen, wie erfolgreich diese wirklich sind. Fehlerquellen sind so Tür und Tor weit geöffnet. Außerdem kann es durchaus sein, dass nicht jedes dieser Setups profitabel ist und so die Rendite enorm schmälern. Was also spricht dagegen, ein profitables Handelssystem auf viele Assets auszuweiten um so mehr Tradingchancen zu bekommen? Denken Sie drüber nach. Oder noch besser – prüfen Sie doch einmal, ob Ihr Regelwerk unter diesen Umständen einfacher und dadurch vielleicht auch stabiler zu handeln ist!
Norman Welz
Angewandte Tradingpsychologie
Hier geht´s zum [Link "Buch "Tradingpsychologie"" auf books.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]
www.godmodetrader.de
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