Kommentar
17:20 Uhr, 05.09.2014

Mal ein paar Fragen in die Runde...

Wenn Sicherheitsexperten und Börsenfachleute in diesen Tagen gute Ratschläge verteilen, dann sollte man genau hinhören und ein paar Fragen stellen. Nicht, dass es am Ende ein böses Erwachen gibt...

Wenn Redakteure und Analysten hier bei www.godmode-trader.de einen Artikel veröffentlichen, dann lässt sich wenige Tage später recht präzise feststellen, wie viele Leser den Artikel angeklickt und (vielleicht) gelesen haben.

Was man dabei herausfinden kann, das wirft einige interessante Fragen auf.

Ein Beispiel:

Wenn ich heute einen Artikel verfasse, sagen wir mit der Überschrift „DAX 20.000“ oder auch „Gold vor historischem Mega-Einbruch“ dann werden diesen Artikel ungefähr dreimal so viele Leser anklicken, wie wenn ich etwa schreibe: „Ukraine: Ein Appell an die Vernunft!“.

Wie gesagt, dreimal so viele. In der Statistik nennt man so etwas „signifikant“. Anders formuliert: Zufall scheidet als Erklärung aus.

Abgesehen davon, dass diese Erkenntnis durchaus dazu verführen kann, dem Leser schon mit der Überschriften zu suggerieren, im folgenden Artikel würden sich besonders erkenntnisreicher Inhalte verbergen, wirft die Beobachtung einige hochinteressante Fragen auf:

Bedeutet das etwa, dass uns unser eigener Geldbeutel ungefähr dreimal so wichtig ist, wie das Leid der Menschen in der Ostukraine? Denn in beiden Fällen lässt ja schon die Überschrift keinen Zweifel daran aufkommen, worin es im folgenden Text gehen wird. Einmal geht es darum, Gewinne zu machen oder sein Geld in Sicherheit zu bringen – im anderen Fall geht es „lediglich“ um ein paar Bomben auf Luhansk und Donezk.

Wenn wir jetzt also in der Überschrift schreiben: „Mal ein paar Fragen, in die Runde“, dann wird diesen Text womöglich überhaupt niemand lesen. Denn mutmaßlich geht es dabei ja weder um schnellen Reichtum noch um Tod, Krieg und sterbende Menschen. Also vermutlich ein völlig unterinteressantes Thema.

Doch lassen wir uns davon nicht beirren, auch wenn dies möglicherweise nur dazu dient, den Gedanken fortzuführen:

Wer am Freitagabend in der ARD die Sendung „Beckmann“ gesehen hat, der hat sich womöglich verwundert die Augen gerieben. Denn der Beitrag, der eigentlich der Frage nachgehen sollte, was Wladimir Putin vorhat und wohin die Nato steuert, hatte am Ende mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

Nach monatelanger TV-Abstinenz, weil ich den Unsinn der dort zunehmend verbreitet wird, kaum noch ertrage, traute ich meinen Ohren nicht, als dort ein so genannter „Sicherheitsfachmann“ seine Expertise kundtat:

Professor Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheit an der Universität Kiel, vertritt die Ansicht, die USA sollten die Städte in der Ostukraine jetzt aus der Luft bombardieren – so wie man das ja schließlich auch im Nordirak mache.

Wörtliches Zitat des Sicherheitsexperten: „Es geht nicht um die Zerstörung dieser Städte, es geht um die Zerstörung dieser Soldaten“.

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Professor Joachim Krause von der Universität Kiel plädiert für Bombenangriffe der US-Luftwaffe auf die Städte in der Ostukraine...(Foto: Universität Kiel)

Muss man dem Sicherheitsexperten Krause womöglich erst noch erklären, dass sich in einem Krieg das Eine vom Anderen niemals trennen lässt? Dass die „Zerstörung von Soldaten“, wie Krause das nennt, die Zerstörung von Städten immer geradezu zwingend mit einschließt? Und muss man dem Professor wirklich noch erklären, dass in den so genannten „modernen Kriegen“ die Mehrzahl der Opfer unschuldige Zivilisten sind?

Ab Minute 14:32 im folgenden Video.

http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/beckmann/videos/dauerkrise-in-der-ukraine-wohin-steuert-putin-was-macht-jetzt-die-nato-100.html#

Man fragt sich: Von welcher „Sicherheit“ spricht dieser Professor Krause? Meint er die „tödliche Sicherheit“, die von Kriegen schon immer ausgegangen ist und von der sich all jene überzeugen konnten, die an vorderster Front „für den Frieden“ kämpfen mussten? Oder spricht er von einem mit Sicherheit eskalierenden Konflikt, der ausbrechen wird, sollten die Beteiligten seiner Empfehlung folgen?

Das führt uns unmittelbar zur nächsten Frage:

69 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs liefert eine deutsche Bundesregierung erstmals Waffen in eine Kriegsregion. Bei Licht besehen hat der Einsatz militärischer Mittel im Irak bislang nur Chaos, Elend und Zerstörung angerichtet. Was soll daran mit deutschen Waffen eigentlich besser werden?

Darüber hinaus macht die Bundesregierung gemeinsame Sache mit der Faschistenregierung in Kiew. Diese Faschisten wurden jedoch nicht (!) vom ukrainischen Volk gewählt, sie wurden vielmehr unter tatkräftiger Unterstützung westlicher Geheimdienste an die Macht geputscht. Fünf Milliarden US-Dollar haben die Vereinigten Staaten nach eigenen Angaben hierfür ausgegeben.

Haben das alle schon wieder vergessen, die jetzt „Luftschläge auf die Städte in der Ostukraine“ fordern, wie Sicherheitsexperte Krause? Oder ist diese Erkenntnis bloß noch nicht bis nach Kiel durchgedrungen?

Wer sich nun aber erdreistet, diese Tatsachen zu kritisieren, der wird von den Medien als „Nazi“ diffamiert.

Daraus lassen sich so viele Fragen ableiten, dass es den Rahmen dieser Abhandlung sprengen würde. Die drängendsten lauten: Was haben wir eigentlich aus der deutschen Geschichte gelernt? Und haben wir überhaupt etwas gelernt? Oder hat am Ende George Bernard Shaw Recht mit seiner Vermutung, dass wir aus der Geschichte nur lernen, dass wir nichts daraus lernen?

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Kommen wir zu einigen Ereignissen an den Kapitalmärkten. Dort kann man derzeit Entwicklungen beobachten, die mindestens so viele Fragen aufwerfen, wie das Tohuwabohu in der Politik. Wenig überraschend jubeln die meisten Experten über die neue Geldflut, die sich jetzt anbahnt.

Beispiel Japan: Dort soll der neue „Wohlfahrtsminister“ Yasuhisa Shiozaki den Weg frei machen für umfangreiche Aktienkäufe durch den riesigen staatlichen Pensionsfonds. Der Fonds hat ein Gewicht von 928 Milliarden Euro. Das ist schon ein nettes Sümmchen, mit dem man den Nikkei bei seinem „Gewicht“ von rund drei Billionen Euro gehörig Beine machen kann.

Die Frage ist nur: Warum tut man das? Nirgendwo sonst auf der Welt sind die Zinsen schon so lange so niedrig wie in Japan. Trotzdem kommt die Wirtschaft nicht auf die Beine. Will die Regierung das jetzt ändern, indem sie die Aktien aus dem Nikkei kauft?

Das ist ja interessant. Ändert sich denn irgendetwas an der Wirtschaft, wenn die Regierung mit selbst erschaffenem Geld Aktien kauft? Geht es der Wirtschaft dann besser? Kann das bitte mal jemand erklären? Wird mehr konsumiert, weil die Regierung mit Aktien handelt? Werden dann mehr Arbeitsplätze geschaffen?

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Oder könnte man sich den Versuch am Ende genauso gut sparen, etwa indem man gleich den Vorschlag der regierungsnahen US-Zeitschrift Foreign Affairs ausprobiert? Diese hatte jüngst gefordert, die von den Notenbanken ausgegebenen Milliarden nicht länger in das Bankensystem zu pumpen oder die Zinsen zu senken.

Statt dessen, so die Idee, solle das Geld lieber direkt an die Bevölkerung verschenkt werden.

Wie gut, dass wir die Europäische Zentralbank haben. Die stellt keine dummen Fragen, sondern hält weiter an ihrem Stabilitätskurs fest. Die Zinsen sinken jetzt von zuvor 0,15 auf nur noch 0,05 Prozent. Man könnte kritisieren, dass es sich dabei um homöopathische Dosen handelt, und die Wahrscheinlichkeit, damit die die Wirtschaft zu beleben, ist gering. Aber das wäre ungerecht. Schließlich muss man doch alles versuchen, Aktienmärkte und Wirtschaft auf Kurs zu halten. Oder etwa nicht?

In den USA hat man dazu eine besonders pfiffige Idee: Die Notenbank kauft einfach den Future auf den S&P 500. Das ist klug, denn damit spart man sich lange und komplizierte Umwege über Verbraucher, Zinsen oder Unternehmen...

Die Frage ist nur: Was ist eigentlich von einem Index zu halten, der ganz offensichtlich nicht das anzeigt, was er eigentlich anzeigen sollte?

Leider knüpfen an diese einfache Frage so viele weitere an, dass wir unsere Betrachtungen an dieser Stelle beenden müssen.

Möge der geneigte Leser selbst weiter forschen...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

132 Kommentare

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  • Charly66
    Charly66

    23:48 Uhr, 07.09.2014
  • Otua
    Otua

    Darüber hinaus macht die Bundesregierung gemeinsame Sache mit der Faschistenregierung in Kiew. Diese Faschisten wurden jedoch nicht (!) vom ukrainischen Volk gewählt, sie wurden vielmehr unter tatkräftiger Unterstützung westlicher Geheimdienste an die Macht geputscht. Fünf Milliarden US-Dollar haben die Vereinigten Staaten nach eigenen Angaben hierfür ausgegeben.

    Nun ja, in der Quelle steht aber nicht das die USA 5 Milliarden US-Dollar für den Putsch in der Ukraine ausgegeben haben !!!

    Da steht es wurden 5 Milliarden US Dollar seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den Ex-Sowjet-Staaten ausgegeben um Nicht-Regierungs-Organisationen und und pro-westliche Politiker zu unterstützen.

    Das sind ~200 Millionen Dollar pro Jahr für nicht-Regierungs-Organisationen und pro-westliche Politiker in allen 14 Ex-Sowjet Staaten und nicht (wie Sie schreiben) 5 Milliarden Dollar um den Putsch in der Ukraine zu finanzieren !

    23:44 Uhr, 07.09.2014
  • 1 Antwort anzeigen
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    ​nur mal so nebenbei ... ich war mit der schulkasse 2 wochen in rußland, ich habe dort urlaub gemacht ... ich habe dort menschen kennengelernt ... ich mag die russische seele, ich habe dort viele freundschaften geschlossen, ich habe eine sympathie für sie ... dazu muß ich schreiben, dass ich zu menschen schnell einen guten draht habe, weil ich unvoreingenommen bin ... anders ausgedrückt, sympathie macht nicht vor grenzen halt.

    davon losgelöst muß man aber solche geschehnisse wie die in der ukraine sehen ... das ist meine meinung ... putin versucht die ukraine zu "zwingen", sich nicht von ihm abzuwenden ... und das geht nicht.

    20:15 Uhr, 07.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Ich glaube nicht, dass die Amerikaner augenblicklich bewusst einen Krieg gegen Russland beginnen wollen. Sie sind aber fähig, eine extrem gefährliche militärische Situation zu schaffen, in der schon ein Feuerwerkskörper einen Krieg hervorrufen kann. Die Geschichte zeigt auch, dass sie leichtsinnig sind und ich habe manchmal den Eindruck, dass sie darauf lüstern, eine Situation zu schaffen, die zu einem Krieg führt. Die US-Sanktionspolitik gegenüber Japan vor dem 2. Weltkrieg ist eine perfektes Beispiel dafür.

    19:15 Uhr, 07.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    Ein ausgeprägtes Feindbild setzt Erkenntnisschranken...,

    weil es die Wahrnehmung auf jene Erscheinungen fokussiert, die dieses Feindbild bestätigen. Deshalb scheint der offizielle politische Diskurs gegenwärtig immun zu sein für eine objektive, unvoreingenommene, alle Seiten in ihren Wechselbeziehungen berücksichtigende Beurteilung des Ukraine-Konflikts, die Kritik und Auseinandersetzung mit der Außen- und Militärpolitik Russland durchaus einschließen muss. Aber die ausgeprägte moralische Selbstgerechtigkeit der USA/NATO lässt es als völlig inopportun erscheinen, nach eigenen Fehlern, Versäumnissen oder gar Provokationen zu fragen, die begünstigend oder ursächlich für das Verhalten des „Gegners“ sein könnten. Geradezu idealtypisch personifiziert wird diese Haltung durch den NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, mit seinen Gebelfere gegenüber Putin/Russland. Seine Physiognomie in jenen Momenten ganz Smith & Wesson – von vorne.

    Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr und lässt sich nicht primär auf charakterliche oder psychische Dispositionen einzelner Entscheider zurückführen (wobei das im Einzelfall nicht gänzlich auszuschließen ist, wenn ich an den, mit Verlaub, psychotischen Plan des Premiers Jazenjuk denke, eine 2000 km lange Mauer entlang der Staatsgrenze zu Russland zu bauen). Nein, die Konfrontation mit Russland entspricht einer Macht- und geopolitischen Strategie der atlantischen Allianz. Und in dieses Spiel wird Russland offensichtlich als „Störer“ eingeordnet. Erhellend in diesem Zusammenhang ist ein im vorigen Jahr veröffentlichtes Positionspapier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und des German Marshall Fund of the United States (GMF) mit dem Titel

    Neue Macht – Neue Verantwortung.
    Elemente einer deutschen Außen- und Sicherheitspolitik für eine Welt im Umbruch“ (besonders Abschnitt „IV. Deutschland und seine strategischen Beziehungen“.

    (http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/projekt_papiere/DeutAussenSicherhpol_SWP_GMF_2013.pdf)

    Ich fürchte, die Konfrontation mit Russland wird kein kurzes Intermezzo der Zeitgeschichte sein. Antiputinsche und antirussische Doktrinen werden deshalb weiter von Propagandisten, Dogmatikern und Soldschreibern kultiviert werden – aus Überzeugung oder/und mit Blick auf die Karriere. Und vielleicht wird auch künftig mit bewussten Unterstellungen zum Zwecke der Scharfmacherei gearbeitet, wie es beispielsweise im Tagesspiegel (Printausgabe) die Autoren des Artikels „Vom Konflikt zum Krieg“ getan haben. Dort findet sich folgender Passus: „ … am Donnerstagabend wurde bereits ein Kampfjet über jenem Gebiet abgeschossen, wo Separatisten im Juli auch ein malaysisches Flugzeug mit 298 Insassen zum Absturz gebracht hatten …“ (Hervorhebung von mir). Bezeichnenderweise fehlt der zitierte Abschnitt in der am 7. August erschienen Online-Ausgabe. Sollten hier Gewissensbisse der Autoren nachgewirkt haben?

    17:40 Uhr, 07.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • ErnstSF
    ErnstSF

    ​((Vorsicht Überhitzung;/ zum Thema Interessen beim Ukraine-Konflikt ist die europäische Energieversorgung natürlich ein Mega-Geschäft, v.a. für den Marktführer, wenn der Geschäftspartner auch noch in wirtschaftliche Isolation, Zwangslage und Abhängigkeit gerät. Wo Konflikte sind, sind die Beteiligten (als nicht selbstlose Heilige) eher immer auch von persönlichen Interessen geleitet (oder andererseits beeinflusst), bis hin zum bekannten „mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen“

    Zitat aus der Welt:

    Um dem russischen Dilemma zu entfliehen, schlagen manche europäische Politiker wie der britische Außenminister William Hague vor, Flüssiggas aus den USA zu importieren. Und tatsächlich scheint diese Option auf dem Verhandlungstisch zum Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten (TTIP) zu liegen.

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article128863349/Nur-Fracking-hilft-Europa-gegen-Putins-Gasmonopol.html

    (weitere potentielle Interessen hatte Student vor jetzt schon längerer Zeit in einem längeren Kommentar angesprochen;

    ob Interessen absichtlich gezielt verfolgt werden oder ob ihnen bestimmte Entwicklungen nur ganz willkommen sind, ist aber meist unklar, offensichtliche Vorteile sind dabei aber als wenigstens anteilige Antriebsgründe wiederum logisch)

    16:26 Uhr, 07.09.2014
  • Löwe30
    Löwe30

    ​Ergänzend zu meinen bisherigen Ausführungen sind im folgenden Artikel einige weitere Zusammenhänge recht gut erklärt: http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=15458#more-15458

    Zitate: "In Japan, wo seit dem Platzen der Blase Ende 1989 keynesianische Konjunkturpakete, Zinssenkungen gegen Null und immer größere Runden unkonventioneller Geldpolitik die Krise bekämpfen, fällt das reale Lohnniveau seit fast 20 Jahren (Schnabl 2013) [...]

    Der Einfluss der geldpolitischen Finanzmarktstabilisierung auf die Verteilung der Einkommen liegt darin begründet, dass Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien (die besonders sensibel auf billige Zentralbankliquidität reagieren) ungleich über die Bevölkerung verteilt sind. Die aus dem Anstieg von Vermögenspreisen realisierten Gewinne fließen überwiegend kleinen Eliten (z.B. in Form von exorbitanten Bonuszahlungen) zu. Platzen die Blasen, würde ohne Intervention der Zentralbanken die ursprüngliche Verteilung wieder hergestellt, da die Vermögenspreise fallen. Doch diese werden durch Zinssenkungen und unkonventionelle Geldpolitik auf hohem Niveau gehalten. Der Umverteilungseffekt zugunsten der oberen Einkommens- und Vermögensklassen wird zementiert und neue Umverteilungsrunden eingeleitet.[...]

    Eine Geldpolitik, die seit Mitte der 1980er Jahre hinter dem Feigenblatt geringer Inflation die Finanzmärkte inflationiert, dient nicht dem Wohlstand des Volkes, sondern dem Luxus kleiner Eliten."

    Dass in Japan das allgemeine Lohnniveau fällt, zeigt doch ganz deutlich, dass diese Politik asozial ist. [(06.09.14 10:33) Jochen Stanzl] Die Begründung, die hier Gunther Schnabl gibt, finde ich jedenfalls stichhaltig.

    Auskünfte, die sicher nicht jedem in dieser Form geläufig sind, die jedoch sehr hilfreich sein sollten, um an einem extremen Beispiel zu sehen, wie hier Anspruch und Wirklichkeit einer solchen Politik auseinander klaffen. Seinerzeit hat sich die Mehrheit der Bevölkerung von den Scheinerfolgen diese Politik blenden lassen. Haben wir wirklich aus der Geschichte gelernt? - Zweifel sind angebracht.

    13:34 Uhr, 07.09.2014
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Selten waren die Finanzmärkte so massiv durch politische Einflussnahme verzerrt, wie in der Gegenwart. Die Entscheidung von Herrn Draghi, den Zins auf de facto null Prozent zu senken und die Zombiebanken von ihren ABS-Giftpapieren zu befreien, um sie in letzter Konsequenz dem europäischen Steuerzahler aufs Auge zu drücken, spricht Bände. Geldsozialismus 2014!

    Der Anleger wird verdammt gut daran tun, diese Politik bei seinen Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen. Draghi und die ihm Applaus zollenden Politclowns enteignen per Dekret den

    Sparer, indem Sie den Zins abschaffen und mit einer Hybris ohnegleichen, wird diese Entscheidung der Öffentlichkeit als alternativlos verkauft. Es hat nichts mit Idealismus zu tun, wenn diese Politik als zutiefst asozial eingestuft wird. Wahre Idealisten und Sozialromantiker finden wir

    in Deutschland zahlreich bei den Wählern der grün-rot-schwarz-gelben Blockparteien. Es sind in vielen Fällen Gutmenschen die tatsächlich glauben, die Schuldenmacherei der vergangenen 27 Jahre kann ohne Konsequenzen in die Zukunft fortgeschrieben werden. Bei diesen Zeitgenossen findet man auch eine Zentralbankergläubigkeit, über die man sich eigentlich nur wundern kann. Die Politik von Draghi und Konsorten verfrühstückt bei Licht betrachtet, die Zukunft unserer Kinder und sie wird am Ende zur Verarmung breitester Bevölkerungsschichten führen. Anlagestrategisch kann das nur heissen: raus aus Papier, rein in Sachwerte. Das schliesst für den Börsianer ja nicht aus, das er mit übrigem Geld auch als Trader aktiv ist.

    19:53 Uhr, 06.09.2014
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Professor Joachim Krause von der Universität Kiel plädiert für Bombenangriffe der US-Luftwaffe auf die Städte in der Ostukraine...(Foto: Universität Kiel)

    Wenn der Professor für Sicherheit dies so gesagt hat (wovon ich ausgehe), dann hat sich Ihr Artikel allein deshalb gelohnt. Denn ohne Ihren Artikel hätte ich diese Experten-Aussage im Deutschen Fernsehen gar nicht mitbekommen.

    Israel (als Beispiel) wird dafür kritisiert, dass es Zivilisten nicht schont. Und jetzt sollen die USA ganze Städte bombardieren - und vielleicht auch noch mit Zustimmung der Deutschen. Na super.

    Die verstümmelten Erwachsenen und Kinder interessieren den Experten nicht ...

    Herr Hoose, machen Sie weiter so.

    Übrigens: Ich habe in dieser Woche an einem Einzelbeispiel erfahren, dass die Menschen in Deutschland - zumindest mitunter (oder vielleicht doch öfter als man denkt?) - eine Auffassung zu dem Konflikt haben, die Angela Merkel überrascht. Sie sind aber machtlos ...

    18:30 Uhr, 06.09.2014