Analysteneinschätzung
11:28 Uhr, 15.06.2022

Luftfahrtbranche: Kurzfristige Turbulenzen, aber helle Aussichten

Die Privatbank Berenberg hat in einer aktuellen Studie der europäischen Luft- und Raumfahrtbranche ein positives Zeugnis ausgestellt. Die Erholung des globalen Luftverkehrs erscheine robust, trotz einigen Gegenwinds.

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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Privatbank Berenberg hat in einer breit angelegten Studie zur europäischen Luftfahrtbranche mehr Licht als Schatten ausgemacht. Trotz zahlreicher Corona-Beschränkungen und makroökonomischer Gegenwinde erweise sich die Erholung als widerstandsfähig, was die ehrgeizigen Pläne der Branchenfirmen für den Hochlauf der Flugzeugproduktion unterstütze.

Die Lieferkette sei noch das größte kurzfristige Risiko für die Verwirklichung der Ziele, schrieb Analyst Ross Law unter Bezug auf eine von Berenberg eigens erhobene Lieferantenumfrage. „Wir fanden heraus, dass die meisten Befragten davon ausgehen, dass die Kosteninflation in diesem Jahr die Preisentwicklung übersteigen wird, was zum Teil auf die begrenzte Möglichkeit der Weitergabe zurückzuführen ist. Ein großer Teil der Befragten gab außerdem an, dass es zu Engpässen bei Rohstoffen und Arbeitskräften kommt. Da die meisten Teilnehmer davon ausgehen, dass der derzeitige Inflationsdruck und der operative Gegenwind noch weitere 18 Monate anhalten werden, sehen wir Risiken für die Fähigkeit der Lieferkette, kurzfristige Produktionspläne zu unterstützen“, betonte Law.

Da der Gegenwind jedoch nachlasse, sei man zuversichtlich, dass die Branche in der Lage sein werde, 2024/25 höhere Produktionsraten zu erzielen, führt der Berenberg-Analyst aus. „Wir sind der Meinung, dass die aktuellen Bewertungen diese Aussichten nicht widerspiegeln und ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil bieten“.

Die Bewertung des europäischen Luft- und Raumfahrtsektors ist im Jahresvergleich um 20 Prozent gesunken und wird mit einem Dreijahres-Kurs-Gewinn-Verhältnis (2024) von 12,2 gehandelt (gegenüber 14,0 im 10-Jahres-Durchschnitt). „Die Marktkapitalisierung und der Unternehmenswert der von uns abgedeckten Aktien liegen derzeit 27 Prozent bzw. 23 Prozent unter den Werten von 2019. Dies entspricht im Großen und Ganzen den Trends im Luftverkehr und deutet auf ein Aufwärtspotenzial hin, wenn die aktuellen Trends anhalten“.

Die Analysten von Berenberg verfeinern ihre Aktienauswahl und stufen daher MTU Aero Engines auf Kaufen und Rolls-Royce auf Halten herab. Die Top-Picks der zivilen Luftfahrt lauten Airbus, Safran und Montana Aerospace.

  • MTU Aero Engines (Kaufen statt Halten): Der jüngste Kursrückgang (die Aktie ist in den letzten drei Monaten um über 20 % gefallen) bietet aus Sicht von Berenberg eine attraktive Einstiegsmöglichkeit in eine qualitativ hochwertige Wachstumsstory, die von der anhaltenden Stärke der Militär- und Frachtflugzeugmärkte profitiert.
    MTU Aero Engines AG
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  • Rolls-Royce (Halten von Kaufen): Die Sichtbarkeit der Erholung ist weniger sicher. Berenberg glaubt zudem, dass es ein kurzfristiges Risiko für den Wechsel des Managements gibt.
    Rolls Royce Holdings PLC
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Top-Picks

  • Airbus (Kaufen) - das Flugzeugbau-Unternehmen ist der stärkere Akteur in einem Duopolmarkt (mit Boeing), mit sichtbarem Gewinn- und Cash-Wachstum.
  • Safran (Kaufen) - verfügt über „qualitativ hochwertige Fundamentaldaten, die auf die Erholungstendenzen im Luftverkehr ausgerichtet sind, die durch seinen dominanten Marktanteil bei Triebwerken für Schmalrumpfflugzeuge angetrieben werden“.
  • Montana Aerospace (Kaufen) - einzigartiges vertikal integriertes Modell bietet laut Berenberg ein überzeugendes Angebot, das die Risiken in der Lieferkette reduziert und organische und anorganische Chancen für weitere Marktanteile eröffnet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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