Kohle, Covid-19 und der Nachfrageanstieg von erneuerbaren Energien
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Die weltweite Nachfrage nach Kohle sinkt – beschleunigt wurde der Trend durch die Coronavirus-Krise. Die Folge: Stromerzeuger suchen mehr denn je nach saubereren Alternativen. Covid-19 wirkt sich kurzfristig wohl zwar negativ auf die Inbetriebnahme und den Bau einiger erneuerbarer Projekte aus. Die langfristige Prognose für erneuerbare Energien ist dennoch positiv. Welche Konsequenzen die geringere Nutzung der Kohle hat und was das für Investitionen in erneuerbare Energien bedeutet, erläutert Paul Flood, Fondsmanager des BNY Mellon Global Multi-Asset Income Fund bei Newton Investment Management – eine Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management.
„Schätzungen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) zufolge hat sich die Stromnachfrage während des Höhepunkts der Covid-19-Krise in den Ländern mit massiven Lockdowns um 20 % oder mehr reduziert. Im Mai prognostizierte die IEA für 2020 einen Rückgang der weltweiten Stromnachfrage um 5 %, den größten Rückgang seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Dabei seien die erneuerbaren Energien die Stromquelle gewesen, die sich am widerstandsfähigsten gegen die Covid19-Sperrmaßnahmen gezeigt hat. So sieht die Zukunft für die Kohleverstromung in Industrieländern immer düsterer aus. Zusätzlich zu den Umweltkosten, die mit der Kohleverbrennung verbunden sind, ist der fossile Brennstoff heute inzwischen oft teurer als Sonnen- oder Windenergie. Da sich Kohlekraftwerke zudem nur schwer ein- und ausschalten lassen, kann es ihnen an Flexibilität mangeln.
Viele europäische Länder wollen die Kohleverstromung beenden. Deutschland, dessen Netz stärker von Kohle abhängig ist als das vieler anderer, beabsichtigt, die Kohlenutzung bis spätestens 2038 auslaufen zu lassen. Auch die Reform des Emissionshandelssystems der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 40 % zu senken, stellt die kohlenstoffintensive Kohleverstromung in Europa in Frage.
Stabile Dividenden, bessere Zukunft
Die jüngste Pandemie in Verbindung mit dem langsamen Aussterben der Kohle könnte eine unerwartete Belohnung für nachhaltige Energieerzeuger und ihre Investoren darstellen. Während sich die Covid-19-Sperren voraussichtlich unmittelbar negativ auf die Inbetriebnahme und den Bau einiger Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien auswirken werden, gaben die Investoren in der ersten Hälfte 2020 weltweit grünes Licht für Offshore-Windprojekte in Höhe von 35 Mrd. US-Dollar. Das ist mehr als eine Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr. Die langfristige Prognose für andere erneuerbare Energien erscheint ebenfalls positiv.
Rund fünf Millionen Arbeitsplätze sind bereits mit der Solar- und Windindustrie verbunden. Die sinkenden Kosten für neue Wind- und Solarprojekte in den letzten zehn Jahren haben auch die Kapitalinvestitionen weitaus produktiver gemacht - all dies sind schlechte Nachrichten für Kohle und andere Produzenten fossiler Brennstoffe.
Erneuerbare Energien sind zwar nach wie vor eine variable Stromquelle, die weitgehend vom Wetter abhängig ist. Dennoch sind wir der Meinung, dass die Bemühungen um Energieeffizienz, der Einsatz intelligenter Technologien bei der Verbrauchsmessung und in anderen Bereichen des Netzes allesamt gute Aussichten für Betreiber erneuerbarer Energien und Investoren bieten. In den letzten 15-20 Jahren haben wir die Energieeffizienz in den Häusern kontinuierlich erhöht, z.B. durch bessere Isolierung, LED-Beleuchtung, intelligente Stromzähler und Verbesserungen des allgemeinen Netzsystems. Mit der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien erwarten wir auch die Entwicklung anspruchsvollerer Batterietechnologien. Dies sollte eine flexiblere Energiespeicherung ermöglichen.
Erneuerbare Energien, von denen viele von staatlichen Subventionen profitieren, können Investoren außerdem wichtige Diversifizierungsvorteile bieten. Darüber hinaus hat die Coronavirus-Krise zwar zu zahlreichen Dividendenkürzungen auf den Aktienmärkten geführt, doch haben die Unternehmen im erneuerbaren Energiesektor weiterhin stabile Dividenden gezahlt. Dies kann dazu beitragen, die Renditen auf längere Sicht zu steigern.“
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