Keine Veränderung – kein Erfolg!

Dieser Tage ist mein Buch „[Link "Tradingpsychologie – So denken und handeln die Profis" auf books.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]“ erschienen. Die Resonanz ist überwältigend, die Nachfrage enorm groß. Doch kann ein Buch alleine für Veränderungen sorgen? Natürlich nicht! Das wäre so, als würde ich mir bei Hunger ein belegtes Brötchen auf den Bauch legen und hoffen, dass ich satt werde.

Viele Menschen meinen, dass etwas verstanden zu haben schon die Lösung ihres Problems ist. Das wäre toll. Alle Probleme wären von jetzt auf gleich null und nichtig. Therapeuten wären überflüssig, die Finanzkrise in wenigen Momenten gelöst, politische Konflikte Kinderkram. Ach ja – und alle Trader wären erfolgreich. Schön wär`s, aber die Realität sieht anders aus. Etwas verstanden zu haben heißt nicht es auch sofort zu können. Und das hat mal wieder mit unserem Gehirn zutun. Unserem Denken und handeln – unserem Sein.

Ich erlebe diesen Widerspruch immer wieder bei Fortbildungen in meinem Beruf als Therapeut und Coach. Der Referent hält 90 Minuten lang einen Vortrag zu einer Intervention. Erklärt die Probleme, die Lösungen und wie man den Klienten mit der entsprechenden Methode auf seinen Weg der Erkenntnis bringen kann. Zum Schluss macht er auch noch eine Live-Demo mit einem Freiwilligen. Das sieht dann immer alles ganz einfach aus und hochwirksam. Also rein in die Arbeitsgruppen und das soeben Gelernte sofort anwenden. Was so einfach aussah wird plötzlich betonschwer. Denn von einem zum nächsten Moment ist man mit seinen eigenen Emotionen, Unzulänglichkeiten und seinem Ungeübtsein konfrontiert. Fragen über Fragen tauchen auf. Alles fühlt sich nur noch wackelig an. Am liebsten würde man schon jetzt sofort in die Pause gehen, die eigentlich nach der Übung geplant war. Profis werden da mit einem mal wieder zu Auszubildenden. Fühlen sich unsicher und ängstlich, weil sie den Stoff zwar verstanden haben, aber nicht routiniert umsetzen können. Das liegt aber nicht am Stoff, der ist richtig. Es liegt an uns selbst. An unserem Unvermögen das neue Wissen sofort anwenden zu können. Theoretisches Wissen braucht Zeit bis es gedankenlos angewendet werden kann. Deshalb ist es auch für einen psychologisch geschulten Menschen nicht leichter Erfolg im Trading zu haben. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Nur weil man weiß wie ein Gehirn funktioniert ist man nicht frei von mentalen Blockaden. Wissen hilft zwar, nützt aber nichts, wenn es darum geht, dieses Wissen auch selbstaktiv anwenden zu können. Dafür braucht es Übung und beim Trading vor allem den richtigen Umgang mit seinen Emotionen. Oder glauben Sie immer noch, dass Sie nur deshalb nicht erfolgreich sind, weil Sie nicht WISSEN wie Sie Ihre Position eröffnen müssen. Wohl kaum!

In meiner Praxisarbeit zeigt sich immer wieder, dass die Klienten oft dann mit der Begleitung aufhören, wenn sie verstanden haben, dass sie etwas verändern müssen in ihrem Leben.

Veränderung mag unser Gehirn aber nun mal überhaupt nicht. Es hasst Veränderung. Denn Veränderung macht dem Menschen angst. Er bewegt sich nämlich in ein Land, das er nicht kennt. Er weiß nicht was ihn erwartet, welche Gefahren drohen und ob nicht vielleicht alles schlimmer wird als es vorher war.

Nicht selten sind Menschen bereit, ihr hinderliches Dasein mitunter ein Leben lang auszuhalten statt es in die Richtung zu verändern, die sie sich wünschen. Dahinter steckt meist ein unbewusster, höherer Wert. Beim Trading zum Beispiel blockieren sich viele und gehören deshalb so lang anhaltend zu den Verlierern, weil sie sich dadurch unbewusst Zuneigung und Aufmerksamkeit erhoffen. Und das, obwohl sie wissen, dass keiner ihre Verluste mitbekommt, da sie vielleicht alleine leben und mit niemandem über ihre Minustrades reden. Manche haben auch nicht den Mut, sich und anderen einzugestehen, dass sie überhaupt überwiegend Verluste machen. Und weil sie nicht wissen, wie sie aus ihrer Einsamkeit herauskommen sollen, traden sie, in der unbewussten Hoffnung dadurch z.B. Anerkennung, Freiheit, Reichtum und vieles mehr zu bekommen. Jeder Trade soll ihr Herz erwärmen, soll sie aus ihrem eigenen inneren Gefängnis befreien. Und nicht wenige traden munter weiter ohne sich dieser, oder anderen Blockade überhaupt bewusst zu sein. Ich gehe mittlerweile soweit, dass ich behaupten möchte, dass jeder, der intensiv tradet, eine Art Therapie macht, ohne es überhaupt zu wissen. Denn der Markt zwingt uns nämlich dazu unsere Persönlichkeit, unser Verhalten, unser Denken und Handeln zu hinterfragen und, wer es schafft, in ein gewinnbringendes Verhalten zu verändern. Denn unsere Denk- und Verhaltensweisen projizieren wir unbewusst auf unser Tradingverhalten. Ob wir wollen, oder nicht. In welchem Beruf ist das schon der Fall? Ist soviel Wechselwirkung von Sein und Tun schon aktiv und unmittelbar erlebbar?

Kein Wunder also, dass Veränderung uns da nur im Wege stehen, denn das würde ja unsere gesamte unbewusste Strategie gefährden. Das ganze derzeitige Selbst. Nicht ES würde dann verändert werden, sondern ICH als ganzes. Das wäre ein gewaltiger Schritt. Und meist ist es für uns Menschen ein zu großer Schritt um ihn zu wagen.

Schon in der frühen Kindheit haben wir erfahren müssen, dass nicht ES doof ist, was wir gerade dummes gemacht haben, sondern wir dumm sind. Dass man damit die ganze Person ablehnt und nicht das einzelne Verhalten kritisiert, darüber sind sich viele Eltern und Pädagogen oft gar nicht im Klaren. Solche „Du bist...“ Botschaften können beim Kind schnell Selbstbilder entstehen lassen mit Glaubenssätzen wie „Ich bin dumm“, „Ich kann nichts“, „Ich bin nichts wert“. Nicht selten prägen sie das eigene Denken und Verhalten ein ganzes Leben. Stellen Sie sich mal vor, Sie traden die ganze Zeit an Ihrem Computer und Ihr Unbewusstes redet Ihnen dabei die ganze Zeit ein, dass Sie dumm sind, unfähig, nichts wert. Versuchen Sie da mal erfolgreich zu traden!

Auch über diese Zusammenhänge muss man sich beim Traden im Klaren sein. Erfolg erfordert nicht nur Veränderung, sondern insbesondere die Bereitschaft die Veränderungen auch aushalten zu können. Der bloße Verstand wird dieses Problem nicht lösen können. Aber er wird es uns die ganze Zeit weismachen wollen, dass es so geht. Und das ist das fatale.

Mehr über die mentalen Verstickungen beim Traden und wie man sie in den Griff bekommen kann erfahren Sie in meinem aktuellen Buch:

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Mehr zum Thema:

www.godmode-training.de

www.bettermind.de

Norman Welz