Kommentar
10:04 Uhr, 11.10.2019

Japan provoziert eine Rezession

Wenn die Wirtschaft lahmt, versucht man, sie anzuschieben. Japan macht genau das Gegenteil.

Erwähnte Instrumente

  • Nikkei225
    ISIN: XC0009692440Kopiert
    Kursstand: 21.798,87 Pkt (TSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nikkei225 - WKN: 969244 - ISIN: XC0009692440 - Kurs: 21.798,87 Pkt (TSE)

Die Stimmung unter japanischen Unternehmen ist bereits seit Monaten im Sinkflug (Grafik 1). So schlecht wie jetzt war die Stimmung schon lange nicht mehr. Das letzte Mal, als der Wert so deutlich im negativen Bereich notierte, befand sich Japan in einer Rezession.

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Es gibt also Gründe, die dafür sprechen, dass der Staat der Wirtschaft hilft. Aber was macht die Regierung stattdessen? Sie erhöht die Steuern. Die Mehrwertsteuer wurde Anfang Oktober von 8 % auf 10 % erhöht.

Die Steuererhöhung war Teil der Abenomics. Premierminister Abe wollte die Wirtschaft stark umbauen. Mit lockerer Geldpolitik, Reformen und höheren Steuern sollten zwei Ziele erreicht werden. Einerseits sollte die Wirtschaft endlich wieder wachsen und nicht weiter stagnieren wie in den Jahren vor 2012. Andererseits sollten die Staatsfinanzen saniert werden.

Japan hat chronisch hohe Defizite. Das lag an der wirtschaftlichen Stagnation. Vorgängerregierungen legten ein Konjunkturprogramm nach dem nächsten auf. Das führte zu hohen Defiziten, befreite die Wirtschaft aber nicht aus der Stagnation und Deflation.

All das sollte sich ändern. Wirklich funktioniert hat das nicht. Inflation bleibt immer noch Mangelware. Die Wirtschaft wächst zwar etwas schneller, dafür aber bleiben die Defizite des Staates hoch. Das jährliche Defizit liegt immer noch bei 4 % der Wirtschaftsleistung. Ein Schuldenabbau der 250 % Staatsschulden ist da kaum denkbar.

Daher müssen die Steuern erhöht werden. Das ist nicht unproblematisch. Keiner mag Steuererhöhungen. Nach vielen Jahren, in denen die Preise fielen, reagieren Japaner besonders allergisch auf steigende Preise. Das führte dazu, dass vor der letzten Mehrwertsteuererhöhung der Konsum vorgezogen wurde.

Vor der Steuererhöhung stiegen die Konsumausgaben um fast 10 % (Grafik 2). Danach kam es allerdings zu einem Rückgang von fast 15 %. Diesmal ist es nicht anders. Die Käufe stiegen bereits im August kräftig an. Für September ist das gleiche zu erwarten. Im Oktober und in den Folgemonaten dürften die Verkäufe dafür stark rückläufig sein.

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Es ist unter diesen Umständen praktisch undenkbar, dass die Wirtschaft im vierten Quartal nicht schrumpft. Bei gleichzeitig schlechter Stimmung unter Unternehmen, einem Handelskonflikt mit Südkorea und einem großen Handelspartner (China), der lahmt, ist eine Rezession kaum abwendbar.

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Japan hätte die Steuererhöhung verschieben können. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Stattdessen wurde sie durchgezogen. Wieso die Regierung darauf bestanden hat, weiß nur sie. Die Würfel sind nun aber gefallen. Damit dürfte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in den kommenden Monaten schrumpfen. Das geht auch am Rest der Welt nicht spurlos vorüber.


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2 Kommentare

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  • JürgneDax
    JürgneDax

    nach der Rezession kommt immer der Aufschwung.

    15:38 Uhr, 11.10.2019
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Ich sags seit Jahren !!

    Paradebeispiel für das dümmste Land ist nicht Japan sondern Deutschland !

    DU KANNST NICHT OBEN ABSCHÖPFEN WAS DU UNTEN NICHT FÜTTERST !

    Solange ein Daimler Benz Mitarbeiter , sich eben Solchen nicht locker alle 5 Jahre ohne Finanzierung neu leisten kann und eine Osram Ingenieurin mit 3500 Netto heim geht , wundere sich bitte NIEMAND über Rezession , Stagflation , Deflation ( seh ich persönlich in BrD nur bei Einkommen und Löhnen 👿 ) !

    Ein Land welches auf Export aufgebaut ist , aber versucht mit Chinas und Indiens Produktionskosten zu konkurrieren , bekommt nun mal was es verdient !! So einfach ist das !!

    Die Leute " Wählen" das sogar selbst ! 👍👌👌👌👌

    10:52 Uhr, 11.10.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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