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08:54 Uhr, 25.10.2018

Japan: Nach dem Jahrhundertausbruch der Jahrhunderteinbruch?

Vor ziemlich genau einem Jahr konnten japanische Aktien aus einer 20 Jahre andauernden Konsolidierung ausbrechen. Das hätte explosiv sein können. War es aber nicht. Und jetzt?

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Bei japanischen Aktien braucht man Geduld. Es dauerte über 20 Jahre, bis der Nikkei wieder über das Hoch aus den 90er Jahren ansteigen konnte. Damit gelang ein Ausbruch aus einem sehr langen Bärenmarkt (Grafik 1). Dieser Bärenmarkt dauerte von 1990 bis 2012. Unter Schwankungen konnte man darauf zählen, dass die Kurse weiter fallen würden.

Dann geschah etwas: QE. Die japanische Notenbank BoJ begann Anleihen und Aktien zu kaufen. In der Folge wertete der Yen ab. Allein diese Abwertung um teils mehr als 35 % brachte den Markt zum Laufen. Japans Unternehmen gehören zu den Exportweltmeistern. Eine schwache Währung beflügelt das Geschäft.

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Die Abwertung hat trotz der Weiterführung von QE aufgehört. Der Rückenwind lässt also deutlich nach. Charttechnisch sieht die Lage zwar weiterhin vielversprechend aus, doch fundamental gibt es Schwierigkeiten. Dazu gehört nicht nur die neue Stabilität des Yen. Auch die Wirtschaft brummt nicht mehr so wie auch schon.

Japans Industrieproduktion und damit auch die Exporte befinden sich im Rückwärtsgang (Grafik 2). Japan ist dabei ein guter Vorlaufindikator für die Weltwirtschaft. Hier zeigt sich früh, wenn es global Probleme gibt. Aktuell sehen wir eine Abkühlung.

Das bedeutet letztlich, dass auch die Unternehmensgewinne nicht weiter so sprudeln werden wie bisher (Grafik 3). Unternehmensgewinne konnten in den letzten Jahren massiv zulegen. Im Vergleich ist der Nikkei da kaum gestiegen. Das liegt allerdings nicht am fehlenden Gewinnwachstum, sondern daran, dass sich die Bewertung des Marktes normalisiert hat.

Heute schreiben Unternehmen mehr als doppelt so viel Gewinn wie Ende der 80er Jahre als sich der Markt in einer Blase befand. Dafür lag das KGV damals bei knapp 50. Heute steht es bei etwas über 20. Im internationalen Vergleich ist das immer noch nicht billig.

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Der Nikkei wird nur weiter steigen können und den Ausbruch einzementieren, wenn auch die Gewinne weiter steigen. Das ist leichter gesagt als getan. Die Wirtschaft lahmt. Das ist ein Problem. Der Yen wertet nicht mehr systematisch ab. Das ist das zweite Problem. Da alle guten Dinge drei sind, gibt es auch noch ein drittes Problem: Umsatzwachstum.

Die Umsätze japanischer Unternehmen stagnieren seit Jahrzehnten (Grafik 4). Der Gewinn ist gestiegen, weil die Profitabilität gestiegen ist. Das war auch der Währungsabwertung zu verdanken. Organisches Wachstum ist hingegen kaum zu erkennen und die zu erzielende Marge hat Grenzen.

Aus fundamentalen Gesichtspunkten stecken japanische Aktien fest. Es gibt derzeit keinen Grund für die Annahme, dass die Gewinne weiterhin so steigen werden wie bisher. Dass der Nikkei sein theoretisches Aufwärtspotential von einem fast dreistelligen Zugewinn realisieren wird, ist sehr unwahrscheinlich. Der Jahrhundertausbruch ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit abgeblasen.

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1 Kommentar

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  • Chronos
    Chronos

    Wie eigentlich immer viel blabla ohne Erkenntnis. Wäre ja nicht weiter schlimm ein Fragezeichen am Ende zu haben, wäre die Recherche nicht so übel.

    Nikkei hat rund 250 Werte. Wo wurde hier einer erwähnt?

    Es ist ein reines Derivat-feature-fucking-Argument.

    Der VWD listet ja mittlerweile nicht einmal den CAC40, von SMI oder UK gar nicht zu reden.

    Also, welcher Turnaround stand im Nikkei an?

    Ich kenne nur Sony, mein Fehler.

    Ich glaube immer mehr, die eigentliche Blase steckt im Journalismus.(so gut wie nichts ist mit Fakten oder Realitäten unterfüttert).

    19:56 Uhr, 29.10. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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