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13:36 Uhr, 20.07.2017

Ist die Bank of Japan noch handlungsfähig?

Die BoJ hat erneut, das sechste Mal seit 2013, den Zeitplan für die Erreichung des Inflationsziels von zwei Prozent nach hinten verschoben. Für eine Expertin der Commerzbank ist die erneute Verschiebung ein Beweis dafür, dass die japanische Notenbank fast schon kapituliert hat.

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Tokio (Godmode-Trader.de) - Die Bank of Japan hält an ihrer lockeren Geldpolitik unverändert fest. Der Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten liegt weiterhin bei 0,1 Prozent. Außerdem strebt die BoJ weiterhin eine Rendite von null Prozent auf zehnjährige Staatsanleihen an. Dies teilte die Notenbank am Donnerstag nach zweitätigen Beratungen mit. Eine graduelle Abkehr der Geldschwemme ist in Japan also erwartungsgemäß weiter nicht in Sicht.

Dann kam aber doch noch eine Überraschung. Die Notenbank hat erneut, und zwar das sechste Mal seit 2013, den Zeitplan für die Erreichung des Inflationsziels von zwei Prozent nach hinten verschoben. Jetzt will die Zentralbank es im Fiskaljahr 2019 schaffen, also ein Jahr später als zuletzt veranschlagt. Gleichzeitig senkte sie die Inflationsprognosen. Für Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank, ist die erneute Verschiebung ein Beweis dafür, dass die japanische Notenbank kaum noch handlungsfähig ist.

Laut der NordLB liegt der Fehler bereits a priori in der Festlegung des hohen Ziels. Es wäre wahrscheinlich passender, es für die risikoaversen Japaner bei ca. 1,0 Prozent zu belassen, kommentierte Analyst Stefan Große. Der zweite Fehler sei, das Ziel in einer bestimmten Zeit erreichen zu wollen. Der Notenbankgouverneur selbst habe vor kurzem eine Bankrotterklärung in Bezug auf die Inflation in der Weise abgegeben, dass sich die Präferenzen der Japaner eben nur sehr langsam änderten. „Da man in Japan ungern das Gesicht verliert und einen Fehler eingesteht, wird nun das Ziel immer wieder nach hinten verschoben; damit ist es eigentlich schon lange obsolet geworden, betont Große. Ein Ziel, das man immer wieder verschiebe, sei kein Ziel, sondern „eher ein Neujahrsvorsatz den man binnen drei Wochen wieder vergessen hat, sich aber in einem Jahr wieder auf die Fahne schreibt“.

Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda betonte dagegen, dass die Inflationsentwicklung auch in anderen Ländern schwach sei. Man habe die notwendigen geldpolitischen Maßnahmen ergriffen, um das Inflationsziel zu erreichen. Immerhin die Deflation habe man inzwischen hinter sich gelassen. Die Unternehmen seien aber bei der Preissetzung weiterhin vorsichtig.

Für das noch bis zum 31. März 2018 laufende Fiskaljahr erwartet die Bank von Japan eine Inflationsrate um 1,1 Prozent. Zuvor war sie noch von einer Teuerung von 1,4 Prozent ausgegangen. Im kommenden Fiskaljahr dürfte sie bei 1,5 Prozent liegen und nicht wie zunächst erwartet bei 1,7 Prozent.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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