Kommentar
09:41 Uhr, 25.01.2021

Hype-Aktien: Dieser vergessene Sektor startet durch

Ein Sektor, der lange vergessen wurde, macht gerade mit Kursverdopplungen auf sich aufmerksam. Der Trend kann anhalten.

Erwähnte Instrumente

  • 3 D Systems Corp.
    ISIN: US88554D2053Kopiert
    Kursstand: 28,450 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • 3 D Systems Corp. - WKN: 888346 - ISIN: US88554D2053 - Kurs: 28,450 € (XETRA)

Von 2012 bis Anfang 2014 war es der Hype-Sektor schlechthin. Beispiel einer Aktie aus dem Sektor: Vor Beginn des Hypes stand der Kurs bei 10 Dollar und erreichte in weniger als zwei Jahren ein Hoch von 100 Dollar. Danach kam der tiefe Fall. Im vergangenen Herbst erreichte der Kurs ein Tief bei 5 Dollar. Inzwischen steht der Kurs wieder bei mehr als 30 Dollar. Diese Performance schlägt selbst Tesla und Kryptowährungen um Längen. Die Entwicklung kommt auch nicht aus dem Nichts. Der ganze Sektor macht die gleiche Kursbewegung mit. Was steckt also dahinter?

Erinnert sich noch jemand an 3D-Druck Aktien? Das Beispiel war 3D Systems. Dahinter steckt ein Hype-Cycle. Hype-Cycle beschreiben die Entwicklung von entstehenden Technologien. Neue Technologien vegetieren oft jahrelang vor sich hin, bevor sie von Anlegern entdeckt werden. Auch die Elektromobilität ist ein Beispiel dafür. Es dauerte Jahre bis die Aktie von Tesla wie eine Rakete zulegen konnte.

Wird ein Sektor erst entdeckt, bilden sich hohe Erwartungen. Beim 3D-Druck waren die Erwartungen grenzenlos. Jeder sollte einen Drucker bei sich zu Hause stehen haben und anstatt einkaufen zu gehen die Produkte bei sich zu Hause drucken. Unternehmen würden auf klassische Fabriken verzichten und stattdessen Drucker aufstellen.

Bei diesen Aussichten konnten die Unternehmen gar nicht hoch genug bewertet werden. Wie es bei Hypes so ist, die Erwartungen sind zu hoch. Konsumenten stellten sich nicht massenweise Drucker in die Wohnung und Unternehmen drucken nur Prototypen oder wenige Einzelteile.

Die anfängliche Begeisterung sorgte nicht nur für Kursgewinne. Durch viele Übernahmen wuchsen Unternehmen wie 3D Systems zu Beginn durchaus stark. Zwischen 2010 und 2014 nahm der Umsatz stark zu (Grafik 1). Seither stagniert die Branche.

Sie stagniert nicht nur, sie ist auch unprofitabel. Zu Beginn des Zyklus gab es minimale Gewinne. Als die Blase 2014 platzte, kam eine Lawine in Gang. Durch die vielen Übernahmen und dem ausbleibendem Wachstum kam es zu hohen Abschreibungen. Es fielen Milliardenverluste an. Auch 2020 machen viele Unternehmen noch einmal reinen Tisch und weisen hohe Verluste aus (Grafik 2).

Trotzdem sind die Aktien zuletzt stark gestiegen. Es tut sich also etwas. Auslöser der Rally waren vorläufige Geschäftszahlen von 3D Systems. Der Umsatz legte Ende 2020 unerwartet stark zu. Das Unternehmen verkaufte zudem Geschäftsteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören und kann mit dem Erlös sämtliche Schulden ablösen.

Anleger setzen nun auf eine neue Phase des Hype-Cycle. Nach dem Boom und Bust zu Beginn eines Zyklus reift eine Branche in der Stille über mehrere Jahre. In dieser Zeit werden nachhaltige Anwendungen entdeckt. Beim 3D-Druck gibt es viele Anwendungen mit Zukunft. Es sind vor allem Spezialbereiche und Sonderanfertigungen, die den Aufwand lohnen. Dazu gehört die Medizin (etwa Zahnersatz) ebenso wie die Luftfahrtbranche (Drucken von Turbinenrotoren).

Zu Beginn des Hype-Cycle wurde der Branche bis 2020 ein Umsatz von fast 20 Mrd. vorhergesagt. Das Wachstum materialisierte sich nicht (Grafik 3). Nun soll der Umsatz bis 2030 auf fast 150 Mrd. steigen. Vermutlich sind auch diese Ziele zu hoch gegriffen. Dennoch, beginnt gerade die letzte Phase des Zyklus (nachhaltiges und profitables Wachstum), kann der Aufwärtstrend noch viele Jahre anhalten.


Der Kursanstieg der letzten Wochen war enorm und euphorisch. Rücksetzer sind zu erwarten. Zudem kann niemand mit Sicherheit sagen, dass die Branche nun tatsächlich die Talsohle durchschritten hat. Der Beweis muss erst noch erbracht werden. Der Sektor gehört dennoch auf die Watchlist. Kaufen kann man bei einem Rücksetzer z.B. den ETF von ARK Investments, der auf 3D Druck spezialisiert ist (ISIN US00214Q5009).

Clemens Schmale


Tipp: Als Godmode PLUS Kunde sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten