Kommentar
19:30 Uhr, 10.02.2021

Haben Kleinanleger wieder alles falsch gemacht?

Nach dem Gamestop Debakel ist die Häme groß. Wieder einmal haben Kleinanleger gezeigt, dass sie an der Börse Unsinn machen. Das stimmt so nicht ganz.

Erwähnte Instrumente

  • Gamestop Corp.
    ISIN: US36467W1099Kopiert
    Kursstand: 42,175 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 42,175 € (XETRA)

Privatanleger haben in den letzten 12 Monaten mehr richtig als falsch gemacht. Das wird bei all der Diskussion der letzten Tage rund um Gamestop und Co gern vergessen. Kleinanleger sind eigentlich dafür bekannt, dass sie bei hohen Kursen kaufen und bei tiefen verkaufen. Sie machen genau das Gegenteil dessen, was man tun sollte.

2020 war das anders. Im März war das Interesse am Thema „Wie kauft man Aktien?“ sehr hoch. Es war sogar bis Anfang Februar der höchste jemals gemessene Wert (Grafik 1). Wer länger an der Börse aktiv ist, muss natürlich nicht bei Google nach Erklärungen suchen wie man Aktien kauft. Die Anleger, die damals gekauft haben, waren absolute Neulinge. Ihr Timing hätte nicht besser sein können.


Das Interesse ist zuletzt noch einmal explodiert. Viele ließen sich von den astronomischen Gewinnen bei AMC, Nokia, Koss, Gamestop usw. inspirieren und hoffen ebenfalls auf schnelle Gewinne. Es ist unwahrscheinlich, dass Anleger, die sich von einer solchen Entwicklung an die Börse bringen lassen, Erfolg haben werden. Diejenigen, die im März gekauft haben, haben bessere Chancen.

Die Kleinanleger, die seit knapp einem Jahr dabei sind, haben nicht nur im richtigen Moment gekauft. Sie haben auch das Richtige gekauft. Der S&P 500 hat seit Anfang 2020 knapp 20 % zugelegt. Ausgehend von den Tiefs im März 2020 waren es 73 %. Das ist viel, doch der durchschnittliche Privatanleger hat auf Sektoren gesetzt, die weitaus besser gelaufen sind.

Ganz vorne mit dabei waren Technologieaktien. Das hat viel Aufmerksamkeit bekommen, doch tatsächlich gab es ein mindestens ebenso großes Interesse an Microcap Aktien, „Moonshot“ Werten und unprofitablen Technologieunternehmen. Diese Segmente haben den S&P 500 und Nasdaq 100 weit hinter sich gelassen (Grafik 2).


In der Grafik ist auch die Performance des Kensho Moonshot Index zu sehen. Dieser Index beinhaltet Firmen, die in Technologien investieren, die noch nicht ausgereift sind. Dabei sind Branchen wie 3D-Druck, virtual und augmented Reality und einige Biotech Unternehmen. Haben diese Unternehmen Erfolg, können sie eines Tages 20, 50 oder 100 Mrd. wert sein. Der Weg dorthin ist jedoch lang.

Kleinanleger hatten 2020 den absolut richtigen Riecher. Nun kann niemand ausschließen, dass das alles nur Glück war. Das sehr gute und untypische Timing im März lässt jedoch darauf schließen, dass es mehr als nur Glück war. Eine neue Ära bricht deswegen nicht an. Es gibt auch immer noch diejenigen, die einen Artikel über Gamestop lesen und dann am Hoch all ihr Geld investieren, um am Ende einen Totalverlust zu erleiden. Diese Gruppe wird es immer geben. Sie ist aber nicht repräsentativ für alle Privatanleger. Diese waren 2020 einfach besser als die Profis.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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