Kommentar
14:00 Uhr, 01.02.2021

Handelsbeschränkung bei Gamestop und Co: Die Hintergründe

Shortselling ist gerade ein heißes Eisen. Immer mehr Marktteilnehmer werfen das Handtuch. Für Anleger ist das kein gutes Zeichen.

Erwähnte Instrumente

  • Gamestop Corp.
    ISIN: US36467W1099Kopiert
    Kursstand: 274,900 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 274,900 € (XETRA)

Wieso so mancher Shortseller das Handtuch wirft, wissen wir. Die Stichworte Gamestop und AMC sagen alles. Unternehmen, die praktisch bankrott sind, werden mit Milliarden bewertet. Das führt dazu, dass die Mechanik des Marktes an seine Grenzen stößt. Viele Broker schränkten den Handel mit diesen Aktien ein. In den USA führte das zu einem Aufschrei. Es wurde als Verschwörung gegen den kleinen Mann gewertet. Endlich einmal kann dieser Geld verdienen und der Wall Street entgegentreten und schon schränkt sie den Handel ein. Dahinter steht keine Verschwörung, sondern die Mechanik des Marktes.

Broker müssen bei einer Clearing Stelle Sicherheiten hinterlegen. Beim Verkauf von Aktien sind das die Aktien selbst. Der Broker muss kein Geld hinterlegen. Daher erlaubten viele Broker noch den Verkauf von Aktien, nicht aber den Kauf. Beim Kauf muss nämlich effektiv Geld hinterlegt werden.

Um wie viel Geld es sich da handelt, zeigte die Tradingplattform Robinhood. Es musste sich 1,5 Mrd. Dollar Geld besorgen, damit der Handel zumindest wieder nur mit geringen Einschränkungen aufgenommen werden konnte. Wer das Geld für die Hinterlegung nicht hat, kann schlichtweg den Handel nicht anbieten.

Dazu kommt es immer wieder in Einzelfällen. Dieses Mal hat es mehr System. Es ist aber nicht das erste Mal in der Geschichte der Börse, dass es soweit kommt. Vor 20 Jahren war der Markt schon einmal an diesem Punkt. Auch zur Zeit der Dotcom-Blase wurde mit Optionen und dem wilden Kauf von Aktien durch Kleinanleger eine historische Rally ausgelöst.

Auch damals häuften sich die Verluste bei Shortsellern. Es wurde weniger diskutiert als heute. Organisierte Kleinanleger über Plattformen wie Reddit gab es noch nicht. Das ändert jedoch nichts daran, dass genau das gleiche geschieht, auch wenn die Berichterstattung eine andere ist.

Auch Ende der 90er Jahre stiegen die Kurse von Aktien, die eigentlich nichts wert waren. Shortseller warfen das Handtuch. Das Short Interest (der Prozentsatz aller Aktien, die leerverkauft wurden – siehe Grafik) fiel. Der Normalfall ist ein anderer. Mit steigenden Kursen steigt das Short Interest. Das war etwa in der Zeit bis 2009 der Fall.


Je höher die Kurse steigen, desto attraktiver wird Shortselling, ganz nach dem Motto: Was hoch steigt, fällt auch tief. Das setzt voraus, dass irgendwann die Vernunft siegt und Bewertungen zum fundamentalen Wert zurückfinden. In Übertreibungsphasen fehlt die Vernunft manchmal monatelang.

Shortseller erkennen die Irrationalität irgendwann an und werfen das Handtuch. Genau das scheint gerade der Fall zu sein. Kapitulation kommt häufig kurz vor dem Ende eines Trends. Ein gutes Omen ist das aktuelle Geschehen nicht.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Quatsch

    15:37 Uhr, 01.02. 2021
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Richtig. Äh, diesmal ist alles anders, weil...

    ;-)

    15:14 Uhr, 01.02. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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