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19:17 Uhr, 27.01.2021

Gamestop, AMC, Koss & Co: Jetzt nur keine Dummheiten machen!

Die Verzehnfachung eines Investments ist jetzt innerhalb einer Woche möglich. Gleich mehreren Aktien gelingt diese Vervielfachung - ganz ohne Hebel.

Erwähnte Instrumente

  • Gamestop Corp.
    ISIN: US36467W1099Kopiert
    Kursstand: 342,060 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 342,060 $ (NYSE)

Seit Tagen überschlagen sich die Meldungen über einige Aktien, die praktisch täglich 100 % an Wert gewinnen. Die inzwischen berühmteste ist wohl Gamestop. Das Unternehmen ist inzwischen über 21 Mrd. Dollar wert, wobei die Marktkapitalisierung auch schon bei 30 Mrd. oder 15 Mrd. sein kann, wenn der Text gelesen wird. So volatil ist die Aktie momentan.

Der Aktienkurs des Unternehmens war noch nie so hoch wie jetzt. Zuletzt schrieb das Unternehmen 2018 einen Gewinn. Dieser lag bei 230 Mio. Im Jahr vor Covid lag der Verlust bei mehr als einer halben Milliarde. Gemestop ist ein Retailer, der wie alle im stationären Handel unter Corona und dem Versandhandel leiden. Wie viele der Branche ist die Firma näher am Bankrott als auf dem aufsteigenden Ast.

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Fundamental gesehen geben selbst eingefleischte Fans zu, dass die Marktkapitalisierung Wahnsinn ist. Das ist sie nicht nur bei Gamestop. Ob AMC Entertainment oder Koss , viele schießen über alles Vorstellbare hinaus.

Trader haben ein neues Spielzeug entdeckt. Aktien, die stark geshortet sind, werden gekauft, um die Shortseller zum Eindecken zu zwingen. Das führt zu einer Kursexplosion. Bei Gamestop waren praktisch alle Aktien für Leerverkäufe verliehen. Wenn da Eindeckungen erst beginnen, bekommt man eine Verzehnfachung des Kurses in einer Woche problemlos hin.

Während Shortpositionen aufgelöst werden, strömen viele Privatanleger über Optionen weiter in die Aktien. Die Verlockung ist einfach zu groß. Wer möchte sein Investment nicht innerhalb eines Handelstages verdoppeln?

So groß die Verlockung auch ist, hier noch mitzumachen und auf den Zug aufzuspringen, so gefährlich ist es. Keiner weiß, ob der Short Squeeze wenige Stunden, nachdem man gekauft hat, endet und der Kurs wieder kollabiert. Timing ist alles und in solchen Situationen besonders schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei solchen Experimenten tatsächlich Geld verdient, ist gering.

Aktuell machen einige Anleger mit dem Trend und der Strategie sich über Foren zu organisieren viel Geld. Beim nächsten Versuch geht es möglicherweise schon schief und die Gewinne lösen sich in Luft auf. Vernünftig ist die Strategie nicht. Die Vervielfachung des Einsatzes in kurzer Zeit lockt dennoch viele an.

Solche Exzesse reizen mich persönlich auf der Longseite überhaupt nicht. Dafür sind mit Fundamentaldaten einfach zu wichtig. Aber wie wäre es mit einem Short? Wenn die Unternehmen so jenseits jeglicher Vernunft bewertet sind, würde das nicht Sinn machen?

Shorten ist in irrationalen Situationen genauso gefährlich wie eine Longposition. Wer sich die Aktien tatsächlich leiht, um sie zu verkaufen, zahlt dafür eine Leihgebühr. Diese ist bei diesen Aktien momentan exorbitant hoch. Der Kurs muss regelrecht kollabieren, damit man sich die Gebühren leisten kann.

Das macht Leerverkäufe bei Werten wie den hier genannten unattraktiv. Die Gebühren oder Zinsen, die man zahlt, sind aber nur ein Aspekt. Mehrere Shortseller haben ihre Positionen inzwischen aufgegeben. Ihnen wurden die Verluste zu groß. Anfang Januar stand der Kurs von Gamestop bei 17 Dollar. Der Kurs hat sich verzwanzigfacht. Wer nur 2 % seines Depots in diesen Short gesteckt hat, hat mindestens 40 % Verlust angehäuft.

Eine Position kann bei so hoher Volatilität nur winzig sein. Der mögliche Gewinn ist klein, das Risiko gigantisch. Keiner kann ausschließen, dass Gamestop nicht noch auf 2000 Dollar steigt.

Man könnte es mit Optionen versuchen. Ein wichtiger Bestandteil der Preisbildung von Optionen ist die Schwankungsbreite der Aktie. Diese Schwankungsbreite ist aktuell gigantisch. Optionen sind also teuer. Damit sich die Wette lohnt, müsste Gamestop innerhalb kurzer Zeit schon um 50-80 % fallen. Niemand weiß wie lange der Wahnsinn anhält. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist bestenfalls fragwürdig.

So sehr es den einen oder anderen reizt auf der Longseite mitzumachen bzw. so sehr es mich persönlich reizt zu shorten... jetzt keine Dummheiten machen. Stattdessen kann man das Ganze aus der Distanz mit Faszination beobachten. Was der Aktienmarkt in unregelmäßigen Abständen so hervorbringt, ist schon sensationell.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Indiana Jones
    Indiana Jones

    Reddit Crowd hat angeblich ein neues Ziel ins Auge gefasst: Silber bzw. First Majestic Silver was man so liest. Der Unterschied ist hier aber, das First Majestic gute Gewinne schreibt und gute Wachstumsprognosen abgegeben hat.

    Da bin ich gespannt

    14:38 Uhr, 28.01.2021
  • thomas84
    thomas84

    Die Frage ist war hier bei godmode jemand mit dabei? Bevor die sause so richtig los ging?

    19:27 Uhr, 27.01.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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