Kommentar
15:10 Uhr, 17.08.2017

Gute Neuigkeiten für Öl

Die OPEC kriegt es zwar mit ihren Förderkürzungen nicht mehr so richtig hin, dafür springen nun andere ein. Öl kann auch ohne die OPEC steigen.

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Die OPEC Förderkürzung ist kein Fehlschlag, obwohl sich der Ölpreis seit Monaten nicht vom Fleck bewegt. Sie hat das globale Überangebot etwas eingegrenzt. Das wurde zum Teil durch die Schieferölproduzenten in den USA wieder ausgeglichen, doch unterm Strich zeigen sich nun endlich die erhofften Erfolge.

Ein Ziel der OPEC war es, die weltweit zum Bersten vollen Öllager zu leeren. Der Ölpreis kann nicht nachhaltig steigen, wenn die Öllager überlaufen. Das Vorhaben setzte an der richtigen Stelle an, doch Erfolg wollte sich nicht einstellen. Obwohl seit Anfang 2017 weniger gefördert wird, stiegen die Lagerbestände weiter an.

Grafik 1 zeigt den US-Bestand. Dieser schob sich immer höher, auch nach der Förderkürzung. Bis Mitte des Jahres wurden die bisherigen Rekorde aus 2016 gerissen. Nun fällt der Lagerbestand erstmals wieder anstatt über das Jahr im Durchschnitt zu steigen.

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Der Lagerbestand ist saisonalen Schwankungen unterworfen. Im Winter verarbeiten Raffinerien besonders viel Öl für das Sommerhalbjahr, in dem die Nachfrage nach Treibstoff größer ist. In normalen Jahren sinkt der Lagerbestand im Winter, steigt dann im Frühsommer (Raffinerien fahren ihre Produktion nach unten, um Wartungsarbeiten durchzuführen), fällt im Sommer (in Vorbereitung auf den Winter für Heizöl) und steigt dann wieder im Herbst.

Diese Saisonalität galt auch in den ungewöhnlichen Jahren 2014 bis 2016. Der Bestand schraubte sich unterm Strich aber immer weiter nach oben. 2017 ist das erste Jahr, in dem der Lagerbestand wieder sinkt. Das zeigt, dass das Überangebot etwas abgebaut wurde.

Dies gilt, obwohl die USA fast wieder Rekordmengen an Öl produzieren. Das hat vermutlich ein Ablaufdatum. Ölfirmen dampfen ihre Investitionsbudgets gerade wieder ein. Die Produktion dürfte kaum noch weiter steigen. Der Lagerbestand kann sich so weiter abbauen.

Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil die Treibstofflager (Grafik 2) ebenfalls wieder geleert werden. Raffinerien können so mehr Rohöl verarbeiten und lagern. Sie produzieren gerne auf Lager, wenn die Preise stimmen. Aktuell stimmen sie.

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Gute Nachrichten kann man sich natürlich auch herbeireden. Die Entspannung kann ja auch auf andere Faktoren zurückzuführen sein. Die USA exportieren erstmals seit vielen Jahren wieder signifikante Mengen an Öl. So ist denkbar, dass die Lager geräumt werden, weil mehr exportiert wird.

Das ist nicht der Fall. Die Export- und Importmengen stabilisieren sich. Die Nettoimporte (die USA importieren nach wie vor sehr viel mehr als sie exportieren) sind seit Monaten unter gewissen Schwankungen stabil. Der Lagerabbau ist also durchaus ernst zu nehmen.

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Der Markt ignoriert das derzeit vollkommen. Das war vergangenes Jahr noch anders. Da haben die wöchentlichen Daten zum Lagerbestand den Weltmarkt bewegt. Vielleicht entgeht mir hier auch einfach etwas. Aktuell sieht es für mich aber so aus, als hätte sich die Lage entspannt.

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3 Kommentare

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  • Trachau
    Trachau

    Mit Verlaub aber ich meine ihnen entgeht tatsächlich etwas. Nach meiner Beobachtung reagiert der Ölpreis eher auf die Benzinlagervorräte und nur nachrangig auf die Rohöllagerdaten. Gestern gab es folgende Zahlen: "Die Benzinbestände nahmen um 0,022 Millionen Barrel zu. Analysten hatten ein Minus von 1,0 Millionen Barrel erwartet, nachdem sie in der vorangegangenen Woche um 3,424 Millionen gestiegen waren."

    Und dies jetzt in der Hauptreisezeit..

    Aber gut, ich bin nur Amateur und vielleicht liege ich auch nicht richtig ob meiner Beobachtung. Vielen Dank für Ihre gehaltvollen Berichte Herr Schmale.

    15:22 Uhr, 17.08.2017
    1 Antwort anzeigen
  • martinix
    martinix

    dont believe graphics and statistics

    15:16 Uhr, 17.08.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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