Kommentar
19:15 Uhr, 05.07.2018

Goldcrash oder DAX-Gewitter?

Unsere Welt gerät in Aufruhr. Das zeigt sich nicht nur auf der politischen Bühne. Auch die Kapitalmärkte haben einiges zu bieten. Beim Gold etwa scheint die Sache "glasklar". Wie üblich dürfte es anders kommen als erwartet...

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  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die Zeiten sind spannend wie selten - und so verwirrend, dass manch einem bereits gehörig der Schädel brummen dürfte. Der allgemeine Aufruhr, der sich sehr treffend mit dem Begriff griechischen Begriff der „Apokalypse“ (Entschleierung) umschreiben lässt, zeigt sich nicht nur auf der politischen Bühne. Auch die Kalitalmärkte haben einiges zu bieten:

Der Goldpreis etwa scheint gerade wieder zu taumeln - und schon verrennen sich viele Analysten in vollkommen utopische Goldpreisprognosen. Von 800 US-Dollar je Unze und weniger ist da vereinzelt schon wieder die Rede.

Hintergrund ist die zuletzt zweifellos recht schwache Vorstellung des Goldpreises – und wie an der Börse üblich wird diese Entwicklung jetzt munter in die Zukunft fortgeschrieben. Dazu die folgende Abbildung:

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Die Sache scheint glasklar – und auch aus diesem Grund dürften sich viele Trendfolger demnächst wieder eine blutige Nase holen, denn mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Goldpreis in der ersten Juli-Woche 2018 bei 1.238 US-Dollar je Feinunze sein Jahrestief gesehen.

Dazu zunächst eine fundamentale Betrachtung:

Die folgende Grafik zeigt am Beispiel der beiden Branchenriesen Barrick Gold (ABX) und Newmont Mining (NEM), warum der Goldpreis langfristig nicht unter 1.200 US-Dollar je Feinunze sinken kann.

Das liegt schlicht daran, dass nicht nur bei den beiden Flaggschiffen aus dem Goldsektor, sondern auch im Branchendurchschnitt ziemlich genau 1.200 US-Dollar aufgewendet werden müssen, um eine Unze des Edelmetalls aus dem Boden zu holen. Achten Sie auf die orangefarbenen Balken und die roten Markierungen in der folgenden Grafik.

Interessant ist die Beobachtung, dass der Goldpreis selbst dann nicht unter die Produktionskosten fällt, wenn eine ausgewachsene Verkaufspanik auch die Edelmetall-Märkte erfasst, wie etwa auf dem bisherigen Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008. Die hellblaue Markierung in der folgenden Abbildung zeigt das …

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Aus ökonomischer Sicht ist das nur folgerichtig, denn fällt der Preis unter die Produktionskosten, dann stellen die Goldproduzenten ihre Förderung eben ein, weil sie beim Verkauf des Edelmetalls Verluste erleiden. Folglich würde das Angebot bei einem Goldpreis von 1.200 US-Dollar je Feinunze stark zurückgehen – und die Preise würden wieder steigen.

Weil dieser Zusammenhang auch an anderer Stelle gilt, bilden die Produktionskosten bei jedem Rohstoff eine untere Preisbarriere. Und beim Goldpreis sind das derzeit nun einmal 1.200 US-Dollar je Feinunze. Das heißt, was wir hier zuletzt gesehen haben, war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wichtiges Tief und keinesfalls der Auftakt zu einem massiven Kurseinbruch.

Für diese Annahme sprechen auch einige weitere Aspekte:

Die folgende Abbildung fasst die Stimmungslage der professionellen Vermögensverwalter mit Blick auf wichtige Anlagevehikel wie den US-amerikanischen Gold-ETF mit dem Kürzel GLD zusammen. Fazit hier: Die Stimmung der Anlageprofis nähert sich ihrem absoluten Tiefpunkt, der zuletzt nur Ende 2015 und in den Jahren der Finanzkrise 2008 und 2009 erreicht wurde.

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Da fügt es sich doch, dass die wichtigsten Minenaktien den jüngsten Einbruch beim Goldpreis nicht mehr mit Kursverlusten bestätigt haben. Sichtbar wird das etwa dann, wenn man den Minenindex GDX zum Goldpreis in Relation setzt. Die folgende Abbildung zeigt sehr deutlich die relative Stärke, die sich bei den Minenwerten zuletzt gebildet hat.

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Nach aller Erfahrung ist man an wichtigen Tiefpunkten gut beraten, besonders auf die Minenaktien zu achten und nicht so sehr auf den Goldpreis selbst, weil die Minenwerte dem Edelmetall bei einer Trendwende vorauslaufen – und genau das tun sie jetzt.

Wie sich das Gold aus saisonaler Sicht verhält, das können die beiden folgenden Grafiken verdeutlichen: Sowohl der Gold-ETF mit dem Kürzel GLD (oben) als auch der Goldpreis selbst (darunter) markieren im Zeitraum Juni-Juli in der Regel ihr Jahrestief.

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Mit Blick auf saisonale Verlaufsmuster könnte es sich auch lohnen, jetzt ganz besonders auf den DAX zu achten.

Denn wenn man schon in „normalen“ Jahren während der Sommerpause an der Börse in der Regel nichts verpasst, dann gilt das ganz besonders in einem Zwischenwahljahr des US-amerikanischen Präsidentschaftszyklus. Die folgende Abbildung zeigt, wie sich der DAX statistisch gesehen in einer solchen Periode entwickelt. Achten Sie besonders auf die jetzt anstehende Zeit, die in der Grafik mit einem roten Rechteck markiert wurde.

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Unsere Prognose, dass es ab dem ersten Quartal 2018 an den Börsen ruppig werden würde, hat sich bislang bestätigt. Und das „Beste“ dürfte erst noch kommen…

Mit Blick auf die kommenden Wochen können wir uns daher jetzt ganz entspannt in die Sommerpause verabschieden.

Wenn Sie mögen, dann lesen wir uns an dieser Stelle wieder im August…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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54 Kommentare

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  • der Joe.
    der Joe.

    Zitat Andreas Hoose:

    "Die Sache scheint glasklar – und auch aus diesem Grund dürften sich viele Trendfolger demnächst wieder eine blutige Nase holen, denn mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Goldpreis in der ersten Juli-Woche 2018 bei 1.238 US-Dollar je Feinunze sein Jahrestief gesehen."

    Gold in US$ gestern neues Jahrestief bei 1236.35 Commerzbank Indikation

    ein starkes Umkehrsignal ist bisher nicht erfolgt.

    Ich erwarte zwar auch bald ein ende der Abwärtsbewegung seit 1365 aber ein Ausswasch auf 1200 oder darunter würde mich nicht überraschen.

    Na dann hoffen wir mal Herr Hoose, dass ihre fundamentalen wie saisonalen Argumente bald greifen.

    mit dem DAX Gewiiter gehe ich mit Ihnen einig. Es fehlt noch eine Abwärtsbewegung auf mindestens 11800 im August bevor es zu neuen ATH's gehen kann.

    schönes Wochenende

    08:58 Uhr, 14.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Uwe Bergold zu den Märkten:

    Das "Hochdruckgebiet" im Winter ist eindeutig vorbei und weltweit stehen die Aktienmärkte (und somit auch die Volkswirtschaften) kurz vor einem Bruch der realen zyklischen Aufwärtsbewegung in Unzen Gold seit 2011. Was in Papierwährung bewertet passieren wird entscheiden alleine die Zentralbanken mit ihrer weiterführenden expansiven (inflationären) oder umgekehrten restriktiven (deflationären) Geldpolitik. Real, in Unzen Gold bewertet, stehen alle drei zinstragenden Anlageklassen Aktien, Immobilien und Anleihen in den kommenden Jahren vor einem Kollaps von 80 bis 90 Prozent!

    https://www.goldseiten.de/artikel/378193--Duestere-Warnung~-Panik-an-den-Finanzmaerkten.html?seite=1

    Fazit:

    Doch wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

    14:35 Uhr, 08.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    "Wenn es hart auf hart kommt, wird Gold zum ultimativen Geld.

    Ein Gespräch mit Notenbankchef Ewald Nowotny."

    https://diepresse.com/home/wir...

    13:23 Uhr, 08.07.2018
  • wolp
    wolp

    BTC Sprung War jetzt nicht so groß, hast recht, aber nicht schlecht für die paar Minuten. Sag Dir wieder wir's weitergeht. Merci

    11:33 Uhr, 08.07.2018
  • nodey88
    nodey88

    Herr Hoose, wie kann es sein, dass sich die Produktionskosten von 2000 bis 2012 von unter 300$ auf über 1200$ fast vervierfacht haben? Und dann sind sie wieder leicht gesunken. Kann es vielleicht sein, dass diese Kosten auch wieder einbrechen können, auf z. B. 600$, also den Wert von 2007? Warum nicht? Das wäre immer noch mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2000. Das müsste doch möglich sein?!

    Diese sehr volatilen Kosten als Garantie dafür zu nehmen, dass der Goldpreis nicht auf 800$ fallen kann, scheint mir doch sehr gewagt.

    Zumal wir uns ja nach Ihrer Begriffsdefinition in der "Apokalypse" befinden (welche Steigerungsmöglichkeiten bleiben Ihnen eigentlich jetzt noch ;-) ), also wo da überhaupt so eine Sicherheit hernehmen?!

    00:01 Uhr, 08.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Zitat:

    Robert Hartmann, Mit-Gründer von Pro Aurum zur aktuellen Situation: „Für uns Edelmetallhändler war es in der Vergangenheit immer schwierig, wenn der Goldpreis längere Zeit vor sich hin gedümpelt ist. Kursausbrüche nach oben wie nach unten wirkten hingegen immer unterstützend aufs Geschäft. Die steigenden US-Zinsen und ein stärker werdender Dollar haben in den vergangenen Monaten einen merklichen Goldpreisanstieg jedoch verhindert. Alternative Anlageklassen wie Aktien und Immobilien standen deswegen eher im Fokus der Anleger. Unsere Forsa-Umfrage zeigt aber, dass die Deutschen Gold nicht abgeschrieben haben – sie sprechen dem Edelmetall in den kommenden Jahren sogar die beste Eignung als langfristige Geldanlage zu. Zudem zeigt unsere Umfrage auf, dass die Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren ihre Edelmetallbestände deutlich aufgestockt haben. Derzeit kehren die Goldkäufer wieder zurück, denn das Italien-Thema schürt die Angst vor einem Aufflammen der Euro-Krise erheblich.“

    https://www.goldreporter.de/um...

    18:09 Uhr, 07.07.2018
  • wolp
    wolp

    Schau nochmal auf die Kryptos. Zu Gold alles bei J. Stanzl, das hat oft gepasst. Wie gesagt interesiert eh nur 0.000... Promille was der Goldpreis macht. Wer sich wie wir damit beschäftigt lebt im Luxus.

    12:11 Uhr, 07.07.2018
  • MtCao
    MtCao

    Herr Hoose, vielen Dank für Ihre Empfehlung von Wildcat Silver in der Ausgabe 8/9 im Jahre 2012. Die WLDF hat meine 3 Rohrkrepierer im Goldminenportfolio mehr als ausgeglichen. Nach + 750 % habe ich die Hälfte jetzt verkauft und dafür diverse am Boden liegende Uran-Minen gekauft, zu denen Sie sich durch äusseren Druck, im Gegensatz zu früher 2011/02 Seite 15, hier leider nicht mehr äussern dürfen/wollen. Lassen Sie sich von diversen Pöbeleien hier nicht unterkriegen, weiter so! Schönes Wochenende mit Ihrem 26-er MTB-Bock ;-)

    10:28 Uhr, 07.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Solid2016
    Solid2016

    Die Ansicht das Gold nur aufgrund seiner Produktionskosten bei ca. 1200$ nicht wesentlich unter diesen Wert fallen könnte widerspricht dem was man bei anderen Rohstoffen, wie beispielsweise Kaffee, beobachten kann. Der Markt hat dort Jahre lang unter den Produktionskosten notiert. Zumal es bei Gold Produzenten gibt die weit unter der Marke von 1200$ immer noch in der Lage sind gewinnbringend zu fördern.

    Sollten die Nachfrage bei Gold stark einbrechen oder sollten all diejenigen, die Gold horten, plötzlich aus irgendeinem Grund auf die Idee kommen ihr Gold auf den Markt zu werfen dann wäre es gut möglich, dass der Preis die 1200$ von unten sieht. Und bekanntlich können Märkte recht lange ineffizient bleiben, auch wenn es manchmal äußerst unlogisch erscheint.

    22:13 Uhr, 06.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Sehr lesenswerter Beitrag v. Adam Taggart. Lesenswert vor allem für alle Jungspunte, sozialisiert in den linksgrünen Zeiten von Schröder bis Mutti-Merkel 2018.

    Die “Millennials” wie sie sich gerne bezeichnen lassen, geniessen die Leichtigkeit des Seins, sind “gebildet”, verfügen i.d.R. über einen (wertvollen??)

    Hochschulabschluß und sie bewegen sich mit schlafwandlerischer Sicherheit in der Technowelt der Digitalisierung 4.0.

    Aufgewachsen in den Zeiten von easy money, mit von Mutti und Vati bestens gepudertem Hinterteil, durften sie bis heute ein wohlbehütetes, sorgenfreies, ja ein privilegiertes Leben genießen.

    Krisen, Krieg, Armut, Mord, Vergwaltigung, das waren für die Millennials allenfalls schlimme Träume aus einer Welt, mit der sie nicht das Geringste zu tun hatten.

    Eine neue Realität hat jedoch seit dem Flüchtlingssommer 2015 auch Einzug gehalten in das bis dahin völlig entspannte Leben der Generation Y. Die kommenden Jahre dürften speziell für die Millennials Herausforderungen bereithalten, die aus der Leichtigkeit des Seins auf den steilen Pfad führen, der seine Begeher auf Schritt und Tritt mit der Härte des Lebens konfrontiert.

    Der Sturm welcher sich aktuell zusammen braut, ist dazu geeignet alle Überzeugungen einer ganzen Generation junger Leute auf die brutalstmögliche Weise zu zerstören, sowie 1929 und 1939. 73 Jahre Frieden, zu Dekadenz mutierter Massenwohlstand, Geschichtsvergessenheit und bei den „Eliten“ eine sagenhafte Hybris, das sind die Zutaten die, um im Jargon der Börse zu bleiben, zu einer versagenden fünften Welle führen werden.

    https://www.goldseiten.de/artikel/380112--Adam-Taggart~-Der-drohende-Jahrhundertsturm-an-den-Maerkten.html?seite=2

    21:22 Uhr, 06.07.2018
    1 Antwort anzeigen