Kommentar
12:33 Uhr, 15.12.2017

Gold trotzt allen Stürmen…

Womöglich wachen Sie schon morgen früh auf, und müssen erkennen, dass Sie im Krypto- und Börsenwahn die ganz elementaren Dinge völlig vergessen haben…

Angesichts der Kursdramatik bei den Kryptowährungen gerät der Goldpreis derzeit nahezu in Vergessenheit. Dabei kann man sich in der aktuellen Lage einige Aspekte durchaus einmal in Erinnerung rufen: Bei Licht betrachtet hält sich das Gold derzeit nämlich auffallend gut.

Die Gründe liegen auf der Hand, man muss sie nur einmal hervorkramen:

Haussierende Aktienmärkte, relativ niedrige Inflationsraten, blindes Vertrauen der Anleger in die Allmacht der Notenbanken, historisch niedrige Volatilitäten und eine außerordentlich große Sorglosigkeit an den Aktienmärkten, haussierende Immobilienmärkte, nur leicht negative Realzinsen und anziehende Zinserwartungen, sowie nicht zuletzt ein enormes mediales Interesse an den Kryptowährungen, all dies wären eigentlich Gründe, die in ihrer Gesamtheit den Goldpreis massiv belasten sollten.

Tun sie aber nicht.

Das bedeutet: Sobald sich einige dieser Belastungsfaktoren auch nur teilweise abschwächen, sei es durch eine Aktienmarktbaisse, einen Einbruch oder auch nur eine ausgedehnte Konsolidierung bei Bitcoin und Co, eine platzende Immobilienblase, steigende Inflationsraten, eskalierende Schuldenprobleme in den USA oder in der Eurozone, sinkende Realzinsen, oder was auch immer – erst in dem Moment dürfte sich der wahre Wert des Goldes zeigen. Von einem Schwarzen Schwan, der immer mal unversehens um die Ecke kommen kann, gar nicht zu reden...

Die Fed und das Gold...

In der vergangenen Woche hatten wir an dieser Stelle völlig konträr zur Mehrheitsmeinung vermutet, dass mit der Zinsanhebung der US-Notenbank in dieser Woche der Startschuss gegeben wird für den nächsten Aufwärtsschub beim Gold.

Prompt kletterte der Goldpreis noch am Tag der Fed-Entscheidung fast ein Prozent nach oben. Noch viel wichtiger aber war die Reaktion der Minenindizes: HUI und XAU legten im Windschatten der Notenbank jeweils um fast vier Prozent zu. Damit könnte jetzt eine Entwicklung starten, wie schon Ende 2015 und Ende 2016:

Mit anziehenden US-Zinsen kommt auch der Goldpreis wieder in Schwung. Diese Gelegenheit sollten sich Kontra-Anleger nicht entgehen lassen, denn anders als bei den Kryptowährungen ist die Stimmung beim Gold einfach nur lausig. Nebenbei bemerkt hat der Preisanstieg beim Bitcoin nun tatsächlich alle Rekorde gebrochen: Wir haben es dort jetzt mit der größten Spekulationsblase der Finanzgeschichte zu tun. Die folgende Abbildung zeigt den historischen Vergleich mit früheren Spekulationsblasen.

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Eine Folge der Geldflut: Der Bitcoin bricht alle Rekorde...

Die wichtigste Erklärung für die exorbitanten Kursanstiege der Kryptowährungen, ist freilich NICHT die nahende Geldrevolution, die mancher hier schon wittert. Der Grund ist viel banaler: Die Unmengen an Kapital, die rund um den Globus auf der Flucht vor Zentralbankmanipulationen sind, suchen sich wechselnde Zufluchtsorte. Und momentan sind die Kryptowährungen en vogue. Dreht der Trend dort wieder, was nur eine Frage der Zeit ist, dann werden andere Sektoren in den Blickpunkt des Fluchtkapitals rücken.

Reiten Sie die historisch einzigartige Welle bei den Kryptos also ruhig mit, allzu oft werden Sie eine solche Gelegenheit in Ihrem Leben nicht bekommen, agieren Sie aber nicht übermütig – und vergessen Sie vor allem die wahren Werte nicht:

Dass das Gold, dieses „barbarische Relikt“ auch künftig seinen angestammten Platz im Geldsystem behalten wird, ist mir ganz persönlich in dieser Woche bewusstgeworden:

Wegen eines vergleichsweise läppischen Schneesturms war in einigen Gemeinden im südlichen Oberbayern für einige Stunden der Strom ausgefallen.

Stellen Sie sich dazu die folgende Szene vor:

Sie erwachen viel später als gewohnt, weil der Elektrowecker stumm geblieben ist. Merkwürdig denken Sie sich und wollen das Radio anstellen. Stille.

Naja, wenigstens der Fernseher wird ja wohl funktionieren. Ein schwarzer Bildschirm lässt wenig Raum für Interpretationen.

Sie greifen zum Telefonhörer, vielleicht wissen die Nachbarn, was da los ist. Doch die Leitung bleibt stumm.

Weil auch das Licht nicht funktioniert, dämmert Ihnen allmählich, dass der Strom ausgefallen ist.

Blöd, denken Sie sich, dass Sie gestern Abend vergessen hatten, den Akku ihres Smartphones aufzuladen. So wird das nun also nichts mit dem morgendlichen Check der Aktienkurse. Und die Verkaufsorder, die Sie eigentlich längst aufgeben wollten, wird nun eben nicht ausgeführt.

Eine Tasse Tee zur Beruhigung? Vergessen Sie das...

Aber vielleicht haben Sie ja einen Hobbyraum im Keller und kommen jetzt auf die glorreiche Idee, die Zeit dort zu überbrücken, bis der Strom wieder da ist. Nehmen Sie sich eine gute Stirnlampe mit und achten Sie auf den Energieverbrauch, denn da unten brennt jetzt natürlich auch kein Licht.

Allmählich wird Ihnen klar, dass das alles ohnehin vollkommen unwichtige Nebensächlichkeiten sind: Wegen der „Klimaerwärmung“ gibt es in diesem Land nämlich endlich wieder einmal einen richtigen Winter. Und so kriecht Ihnen nach ein paar Stunden ohne Strom eine gewisse Kälte in die Glieder: Die Heizung ist ausgefallen, weil auch die Pumpen keinen Strom mehr haben.

Weil das auch für die Wasserversorgung gilt, sitzen Sie jetzt nicht nur in der Kälte, sondern sprichwörtlich auch auf dem Trockenen. Und kein benutzbares WC in Sicht, nicht einmal ein Glas Wasser…

Glauben Sie mir: In so einer Situation interessieren Sie sich für ganz andere Dinge, als für Börsenkurse. Insbesondere die Eskapaden diverser Internet-Währungen werden Ihnen plötzlich vollkommen gleichgültig sein.

Geld, das nur mit Strom funktioniert? Was für eine lachhafte Idee, werden Sie womöglich sogar denken.

Und sagen Sie nicht, das alles betrifft Sie nicht, und so etwas könne nicht passieren. Womöglich wachen Sie schon morgen früh auf, und müssen erkennen, dass Sie im Krypto- und Börsenwahn die ganz elementaren Dinge völlig vergessen haben…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

65 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    "Krypto Trader"-Musterdepot +130% seit Start am 20.11.2017 (heute vor einem Monat). Wie war die Performance von Gold seitdem? ;)

    09:09 Uhr, 20.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Die Stromkosten beim Mining müssen bei der Prognose der Kursentwicklung noch einbezogen werden - wenigstens theoretisch. Wenn die Nachfrage nach dieser Spielerei im Verhältnis zum Angebot allerdings nicht mehr (ausreichend) vorhanden ist, werden auch die Stromkosten keine Preisuntergrenze mehr sein.

    Wie heißt das Spiel, bei dem der Letzte keinen leeren Stuhl mehr vorfindet und daher aus dem Spiel ausscheidet - aber erst, wenn die Musik aufhört zu spielen ? :-)

    21:12 Uhr, 18.12.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Unwissenschaftliches Geschreibsel, das hier zum Teil verlinkt wird ...

    20:18 Uhr, 18.12.2017
  • Kerry Gold
    Kerry Gold

    Herr Hoose hat recht. Der Handwerker weiter unten hat die Bitcoins schon, und zur Zeit kauft meine Kosmetikerin. Danach kommt niemand mehr der die Dinger kauft, bzw. ihr wieder abkauft. Gleichzeitig steigen meine Goldaktien um 7% an einem Tag.

    Respekt, Herr Hoose. Sie haben diesmal möglicherweise recht. Wenn es für Bitcoins keine Käufer mehr gibt, kann der Preis auch fallen.

    18:51 Uhr, 18.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Glattsteller
    Glattsteller

    Das Bitcoin Mining verkommt immer mehr zu einer völlig sinnlosen Energieverschwendungsorgie biblischen Ausmaß. Im Endeffekt können wir feststellen, dass ein irrsinniger Resourecenverbrauch betrieben wird, nur damit ein paar wenige Halter völlig abartige leistungslose Gewinne dadurch erzielen, dass ein Vielzahl von Deppen auf den Zug aufspringt, in der Hoffnung selbst dabei reich zu werden.

    Unter ökonomischen Aspekten, könnte man eigentlich darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoller wäre für alle Beteiligten, die Eigner der Coins direkt durch die Zentralbanken auszuzahlen und dem Wahnsinn einfach ein Ende setzen. Als wenn man mühsam mit irrwitzigen Energieverbräuchen Bitcoins mint mit der Absicht, am Ende ja doch wieder "echtes" Geld dafür zu bekommen.

    13:29 Uhr, 18.12.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Hier noch ein Link, den Spezialisten hier im Forum zur Diskussion gestellt: http://t3n.de/news/bitcoin-kli...

    Gewinner wären demnach im Wesentlichen wohl nur die Alt-"Eigentümer", wenn sie rechtzeitig den Absprung schaffen ...

    11:19 Uhr, 17.12.2017
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Der Bitcoin und der für dessen Erzeugung notwendige Strom- und Energieverbrauch gehen gerade eine unheilvolle Allianz ein, deren Folgen vermutlich erst in einigen Jahren sichtbar werden.

    Insbesondere in China werden mittlerweile große Mengen an Kohle verfeuert, um den Strombedarf für die Bitcoin-Erzeugung zu decken. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist das eine Katastrophe.

    Dass schnellere Rechner diesen Effekt aufheben, ist ein Ammenmärchen, das sich beim Blick auf die erlebte Realität von ganz alleine entlarvt, denn den Bitcoin gibt es nicht erst seit gestern. Doch obwohl die Rechenleistung von Computern Jahr für Jahr steigt, explodiert der Energieverbrauch bei der Bitcoin-Erzeugung.

    Unter dem Titel "China forciert Bitcoin mit Hilfe von Energie aus Kohle" heißt es dazu

    im folgenden Beitrag:

    Weltweit nimmt der benötigte Umfang von Strom zur Bitcoin-Erzeugung einer vor Kurzem veröffentlichen Studie zufolge inzwischen absurde Dimensionen an. Für Bitcoin wurde im laufenden Jahr etwa mehr Strom benötigt, als über 150 Länder dieser Erde jeweils in einem Jahr benötigen. Rund 3 Millionen Haushalte in den USA – die weltweit am meisten Energie verbrauchen – könnten durch den „Bitcoin-Strom“ ein Jahr lang versorgt werden. „Dies ist inzwischen eine dreckige Angelegenheit“, wird ein Londoner Analyst der Citigroup von Bloomberg zitiert.

    Die Mengen an Strom, die zur Erzeugung neuer Bitcoin benötigt werden, dürfte nach Ansicht von Beobachtern in den kommenden Monaten zunehmen, weil die Nachfrage nach den massiven Kursgewinnen der vergangenen Monate deutlich anschwillt. Allein im November soll der Strombedarf um rund 30 Prozent angestiegen sein, sagt ein von Bloomberg zitierter Analyst von PwC. „Der Energieverbrauch ist abartig. Wenn wir damit auf globaler Ebene anfangen, dann bringen wir unseren Planeten um."

    https://deutsche-wirtschafts-n...

    Die Analysten von PcW sind sicher keine Dummerchen. Deshalb sollte man sich den letzten Satz gut merken und dabei auch einmal an den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant denken. Vereinfacht gesagt: Wenn der Bitcoin nicht auf globaler Ebene und für alle Menschen funktionieren kann, dann kann er auch keine Lösung der Geldprobleme sein.

    00:28 Uhr, 17.12.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Sind die weltweiten Zentralbanken "the lender of last resort" dann ist Gold der Wertspeicher der letzten Instanz, wenn buchstäblich alles andere vor die Hunde ging, Geld, Aktien, Währungen, Anleihen und Immobilien, Gold hat seine Wertbeständigkeit über Jahrtausende bewiesen und seinen Eignern während sämtlicher Kriegs- und anderer Katastrophen finanzielle Sicherheit gewährleistet. Somit trifft die Überschrift von Herrn Hooses Artikel den Nagel auf den Kopf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Gold auch im Jahr 3017, seinem Eigentümer finanziellen Rückhalt gibt und als Zahlungsmittel Akzeptanz findet, ist jedenfalls relativ hoch. Euro und USD werden in 1000 Jahren wohl nur noch in Museen ihren Dienst leisten und der Bitcoin könnte seinen Platz in den Geschichtsbüchern unter dem Titel "Shitcoin, the very crazy bubble of the digital generation" finden.

    Nun ist Gold im Besitz des "Pöbels" den Mächtigen schon immer ein Dorn im Auge, nicht erst seit den Zeiten des lange geleugneten Londoner Goldpools und genau deshalb widmen sie dem "Urzeitrelikt" jede erdenkliche Aufmerksamkeit. Waren die Methoden des Londoner Goldpools zur Preisdrückung sozusagen noch verhältnismäßig grobschlächtig, wurden diese über die Jahre weiterentwickelt und durch moderne Terminbörsen wie die Comex sowie entsprechende Handelsinstrumente steht den heutigen Goldpreisdrückern ein Instrumentarium zur Verfügung, von dem die alten Herren zur Wirtschaftswunderzeit nur träumen durften.

    Dieses Instrumentarium wird emsig verwendet um zu verhindern, das Gold in einem gar zu hellen Glanz erstrahlt. Man darf allerdings mächtig gespannt sein, wie lange es dauert, bis Zentralbanken und Regierungen beim Bitcoin den Daumen senken und es wäre höchst blauäugig zu glauben, das sich die Eliten mittels der Kryptowährungen die Macht aus den Händen nehmen lassen. Denn damals wie heute hat der berühmte Ausspruch von Baron Rothschild seine Gültigkeit "gib mir die Macht über die Währung eines Landes und es ist mir egal, wer dessen Gesetze macht".

    Wie auch immer, die Millennials sind vom betörenden Duft des Geldes, den sowohl der Bitcoin als auch die boomenden Aktienmärkte verströmen, berauscht wie vom Genuß größerer Mengen Alkohol und selig tanzen sie um das goldene Kalb. Das Erwachen aus diesem Rausch könnte höchst unangenehm werden. Im Moment führen jedoch noch immer die Hohepriester der Gelddruckerpresse die Regie und sie wiegen ihre Schäfchen in falscher Sicherheit.

    Wie lange das scheinbar folgenlose Spielchen mit dem Schuldenmonster noch geht, bis es seine Anhänger auffrisst wie die Gottesanbeterin ihren Geliebten, ist schwer zu sagen. Geht es nach der Bank of England, könnte es die längste Zeit gedauert haben.

    Die altehrwürdige "very britishe" BoE ließ diese Woche durch ihren hochrangiges Mitglied Richard Sharp verlauten, dass es England in Kürze so ergehen wird wie Venezuela, falls sich die Regierung zu einem weiteren schuldenfinanzierten Konjunkturprogramm entschließen sollte. Wenn man noch alle Tassen im Schrank hat, dann sollte einem diese Warnung zu denken geben, denn die BoE betätigt sich ganz sicher nicht im Geschäftsfeld der Untergangspropheten.

    Fazit:

    Wenn der Aktienbulle tobt

    und Huber stolz den Bitcoin lobt

    Wenn keiner mehr auf Aurum achtet

    dann wird der Markt sehr bald geschlachtet

    Denn was hoch steigt

    Kann sehr tief fallen

    Beim Aufschlag hört man's lautstark knallen

    Wer in Blasen investiert, ist am Ende angeschmiert. Ein paar Pfund Gold -recht schlau

    versteckt - sind auch noch da, wenn's Geld verreckt. Drum Blasenfreunde, seid versichert, in Kürze habt ihr ausgekichert.

    23:14 Uhr, 16.12.2017
    2 Antworten anzeigen