Fundamentale Nachricht
16:19 Uhr, 16.03.2020

Gold: Ruf als 'sicherer Hafen' bekommt Kratzer

Die US-Notenbank Fed hat gestern Abend die Zinsen erneut außerplanmäßig gesenkt. Edelmetalle können von dem Schritt nicht profitieren, im Einklang mit den Aktienmärkten verbilligen sich die sog. Krisenwährungen ebenfalls heute merklich. Warum?

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    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.510,03003 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Am Sonntagabend hat die US-Fed eine drastische Zinssenkung verkündet: Der Leitzins wird um 1,25 Prozentpunkte gesenkt, das neue Zinsbandbreite liegt jetzt bei 0,00 – 0,25 Prozentpunkten – wie es zuletzt in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 beobachtbar war. Die Fed wird zudem ihr Anleiheaufkaufprogramm wieder aufnehmen: insgesamt 700 Mrd. US-Dollar werden auf diese Weise in die Geldmärkte gepumpt. Für 500 Mrd. US-Dollar werden US-Staatsanleihen, für 200 Mrd. US-Dollar Hypothekenkredite gekauft.

Die Fed hatte erst Anfang des Monats die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte gesenkt und dem US-Geldmarkt neue Geldspritzen verabreicht. Mit weiteren Zinssenkungen hatte der Markt zwar gerechnet, allerdings erst auf der nächsten Sitzung des FOMC-Ausschusses am kommenden Mittwoch.

Zudem „reaktivieren“ die großen Zentralbanken der Welt die sogenannten „Liquidität-Swap-Linien“ in US-Dollar: Dabei werden sie ihren heimischen Banken bei Bedarf US-Dollar in unbegrenztem Betrag anbieten. Dabei sind neben der Fed: Bank von Kanada, Bank von England, Bank von Japan, die Europäische Zentralbank und die Schweizer Nationalbank. Die Fed stellt die US-Dollar letztlich bereit. Mit der neuerlichen Fed-Zinssenkung und dem Signal, das die großen Zentralbanken der Welt nun senden, sollen die negativen Folgen der Corona-Virus-Verbreitung „bekämpft“ werden; vor allem in den Finanzmärkten soll für Ruhe gesorgt werden.

Doch die Lage bleibt weiter angespannt: Sogar der Preis für Gold, eigentlich vom Image her ein sicherer Hafen in Krisenzeiten, fällt weiter. Als Ursache gelten Verkäufe durch spekulative Finanzanleger, die Verluste in anderen Assets ausgleichen müssen. Investoren, die in anderen Märkten unter Druck stünden und Schieflagen ausgleichen müssten, trennten sich offenbar von Gold, erklärte Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank. In der vergangenen Woche habe Gold mit einem Minus von etwa neun Prozent den stärksten Wochenverlust seit 2011 verzeichnet, sagte er.

Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Gold-ETFs hatten am Freitag mit 17 Tonnen den größten Tagesabfluss seit Dezember 2016 gezeigt. Briesemann: Mit Blick auf Wertpapiere, bei denen physisches Gold hinterlegt wird, sei mittlerweile ein ähnliches Muster wie während der Finanzkrise 2008 zu sehen. Allerdings habe sich der Goldpreis damals relativ schnell erholt.

Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel schaut hinter die Kulissen der aktuellen Noteinsätze der Notenbanken: „Die Zentralbanken scheinen in der Tat nur noch ein Medikament zu kennen: mehr Kredit und Geld, bereitgestellt zu immer niedrigeren Zinsen. Man muss kein hochdekorierter Ökonom sein, um zu verstehen, dass all das auf eine Geldpolitik hinausläuft, die die Kaufkraft des Geldes ruiniert“, kommentierte Polleit. Gerade auch nach dem Preisrückgang in der abgelaufenen Woche sei Gold attraktiv für Anleger, die eine Versicherung für das Portfolio suchen, die sich vor allem auch gegen den Kaufkraftverlust von US-Dollar, Euro und Co. absichern wollen.

Der Goldpreis kann sich im aktuellen Umfeld vorerst nicht erholen. Nachdem er am Freitag schon um 3 Prozent nachgegeben hat, verliert er heute erneut deutlich und setzt auf 1.510 Dollar/Unze zurück.

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  • Put.in
    Put.in

    Herr Lammert, Verzeihung, aber wenn jemand solche Sachen schreibt, muß ich einfach mal was dazu sagen:

    In Amerika ist so gut wie alles finanziert, ebenso der Aktienhandel. Da derzeit eben mal ein Crash ist, müssen die Herschaften auch ihre Gold- und Minienpositionen auf den Markt schmeißen. Das ist mit ein Grund, warum der Goldpreis gerade in die Knie geht.

    Wenn sie den Cash 2008/09 mitgemacht haben, wissen Sie, wie damals die Minenaktien auf den Markt geschmissen wurden. Wer da zugriff, konnte sich ein "goldenes" Näschen im wahrsten Sinne des Wortes verdienen. Goldpositionen waren mit die ersten Assets, die sich als Erstes anfingen zu erholen und das sogar seeehr seehr gut....

    17:49 Uhr, 16.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • German2
    German2

    was für ein DOCHT ....die Manipulation sollte nun bald vorbei sein ..... so ein IRRSINN .... Cardinal Res. Übernahme in Cash zu 0.46 AUS .... manche Deppen verkaufen ca 40% unter dem Übernahmeangebot. .... manmanman, was für Hollkonks hier unterwegs sind

    16:52 Uhr, 16.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • German2
    German2

    LOL ..hält sich super

    16:26 Uhr, 16.03. 2020

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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