Fundamentale Nachricht
12:28 Uhr, 17.12.2021

FX-Mittagsbericht: US-Dollar macht ein wenig Boden gut

Nachdem in den letzten Tagen mehrere große Notenbanken ihre Geldpolitik gestrafft haben, und der US-Dollar aus dem Bereich nahe seines Viereinhalbmonatshochs zurückgefallen ist, hat sich der Greenback zum Wochenschluss stabilisiert.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
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    Kursstand: 1,13145 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • GBP/USD
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    Kursstand: 1,32845 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

München (GodmodeTrader.de) – Der US-Dollar hat sich im europäischen Handel am Freitag nach zwei Tagen mit Verlusten unterhalb seines am 24. November erreichten Viereinhalbmonatshoch stabilisiert. Auf Tagessicht legt der Greenback auf breiter Basis (gemessen am US-Dollar-Index) aktuell zu.

Nachdem am Mittwochabend bereits die Federal Reserve Bank (Fed) ihren Leitzins zwar unverändert belassen, jedoch den beschleunigten Ausstieg aus den Wertpapierkäufen bekannt gegeben und zudem für 2022 und 2023 jeweils drei Zinserhöhungen angekündigt hat, folgten am Donnerstag die geldpolitischen Entscheidungen der Bank of England (BoE) und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die BoE hob als erste Zentralbank aus der Gruppe der G7-Staaten überraschend ihren Leitzins an und deutete die Notwendigkeit weiterer Zinsstraffungen an, die jedoch in moderatem Tempo erfolgen sollen. Der Ausleihesatz wurde in einem ersten Schritt um 15 Basispunkte auf 0,25 Prozent erhöht. Analysten hatten im Konsens mit keiner Änderung des Zinsniveaus gerechnet. Die Entscheidung fiel im Geldpolitischen Rat nicht einstimmig. Im gleichzeitig veröffentlichten Protokoll der Sitzung heißt es, dass das Auftauchen der Omikron-Variante eigentlich für ein Abwarten gesprochen habe, um die Auswirkungen der neuen Mutante auf die Wirtschaft zu prüfen. Andererseits habe der hohe Preisauftrieb eine zeitnahe Straffung erfordert.

Die EZB hält hingegen trotz der hohen Inflation an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Zwar wurde bekannt gegeben, dass das in der Corona-Krise aufgelegte Notfall-Anleihenkaufprogramm PEPP wie geplant Ende 2022 auslaufen soll, allerdings soll das alte Anleihenkaufprogramm APP, das noch aus Zeiten der Euro-Krise stammt, verstärkt genutzt werden. Geplant ist eine Aufstockung der monatlichen Anleihenkäufe auf 40 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2022 und 30 Milliarden Euro im vierten Quartal 2022. Ab Oktober 2022 sollen die Käufe dann wieder wie derzeit bei 20 Milliarden Euro monatlich liegen.

Von geldpolitischer Wende also bei der EZB bislang keine Spur – und das trotz der hohen Inflation, die nun auch 2022 laut EZB deutlich erhöht bleiben dürfte. Gerechnet wird für 2022 im Euroraum nun mit einer Inflationsrate von 3,2 Prozent - fast doppelt so viel wie bei der letzten Prognose vor drei Monaten mit 1,7 Prozent veranschlagt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete die Entscheidungen mit der großen Unsicherheit im Zuge der Corona-Krise, die weiterhin eine lockere Geldpolitik notwendig mache. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir im kommenden Jahr die Zinsen anheben", so Lagarde.

Am Freitagmorgen hat nun die Bank of Japan (BoJ) ihre geldpolitische Entscheidung bekannt gegeben und den Leitzins unverändert bei minus 0,10 Prozent belassen. Die Zielrendite der zehnjährigen Staatsanleihen liegt weiterhin um die null Prozent. Die BoJ behielt ihren dovishen Ton bei, beschloss jedoch eine Reduzierung der Covid-19-Notfallfinanzierung. So wird die BoJ ab April 2022 den Kauf von Unternehmensanleihen und Commercial Papers auf fünf Billionen Yen und damit das Niveau zu Beginn der Coronakrise senken. Derzeit liegt das Limit bei 20 Billionen Yen. Anders als andere Länder hat Japan nicht mit einer erhöhten Inflation zu kämpfen.

EUR/USD fällt im europäischen Handel am Freitag von seinem gestrigen Zweiwochenhoch bei 1,1360 bis bislang 1,1315 im Tief zurück.Am Freitagvormittag wurde gemeldet, dass der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember überraschend deutlich auf 94,7 Punkte gefallen ist. Analysten hatten im Konsens mit einem Rückgang von 96,6 Zählern im November auf aktuell 95,3 Punkte gerechnet. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich damit den sechsten Monat in Folge auf den nun tiefsten Stand seit Februar 2021 verschlechtert. „Die verschärfte Pandemielage trifft konsumnahe Dienstleister und Einzelhandel hart", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im November laut endgültiger Veröffentlichung wie bereits gemeldet um 4,9 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Die Inflation liegt damit auf dem höchsten Stand seit Juli 1991. Im Oktober hatte die Teuerung bei 4,1 Prozent gelegen. Bitte lesen Sie auch die aktuelle EUR/USD-News.

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GBP/USD fällt im europäischen Handel zum Wochenschluss von seinem im Anschluss an die überraschende Zinsanhebung der Bank of England (BoE) erreichten Dreiwochenhoch bei 1,3375 wieder zurück und notierte bislang bei 1,3305 im Tief. Am Freitagmorgen wurde gemeldet, dass die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien im November um 1,4 Prozent im Monatsvergleich gestiegen sind. Analysten hatten im Konsens mit einem Zuwachs um 0,8 Prozent gerechnet, nach zuvor plus 1,1 Prozent. Auf Jahressicht ergibt sich aktuell ein Anstieg um 4,7 Prozent, nach einem Rückgang um 1,5 Prozent. Bitte beachten Sie auch die heutige GBP/USD-News.

Während USD/JPY bislang bis 113,44 im Tief nachgibt, fällt USD/CHF bislang bis 0,9172 im Tief zurück. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am Donnerstag ihren Leitzins unverändert bei minus 0,75 Prozent belassen.

Aus den USA werden am Freitagnachmittag keine Wirtschaftsdaten veröffentlicht, aber es steht eine Rede von Fed-Gouverneur Christopher Waller auf dem Programm. Die Details sowie andere Veröffentlichungen entnehmen Sie bitte dem Wirtschaftsdatenkalender.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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