FX Mittagsbericht: Deutsche Industrie implodiert - Euro bleibt gelassen
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Der Euro setzte in den letzten Wochen seine Seitwärtsbewegung mit einem etwas schwächeren Unterton fort. „Für Letzteres zeichnete dabei insbesondere eine zögerliche EZB verantwortlich, die die Erwartungen bezüglich einer Leitzinsanhebung im Euroraum weiter in die Zukunft verschob“, kommentierte Experte Lucas Kramer von der Postbank. Am deutlichsten fiel der Kursrückgang gegenüber dem Schweizer Franken und dem japanischen Yen aus. Zum US-Dollar belief sich das Minus im vergangenen Monat noch im Rahmen, da auch die US-Notenbank in den USA wegen der Konjunktureintrübung bis auf Weiteres keine Leitzinsanhebungen vornehmen wird.
Den EUR/USD-Wechselkurs bewegen derzeit Wirtschaftsdaten in die ein oder andere Richtung, unterm Strich bleibt dem Paar die Seitwärtstendenz erhalten. Der Dienstleistungssektor in der Eurozone konnte sich behaupten und der Einkaufsmanagerindex wurde über den Erwartungen veröffentlicht. Davon profitierte gestern der Euro legte auf Kurse um 1,1250 Dollar zu. Etwas gebremst wurde der Optimismus durch den deutlichen Rückgang des ISM-Index des Nicht-verarbeitenden Gewerbes aus den USA, was einen weiteren Anstieg des Kurses verhinderte.
Heute wurden bereits die Auftragseingänge der deutschen Industrie mit einem erneut ernüchternden Ergebnis von minus 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat veröffentlicht. Bankvolkswirte kommentierten, die Industrie in der größten Euro-Volkswirtschaft befinde sich fast schon im freien Fall. Der Euro zeigte sich davon leicht beeindruckt. Gegen Mittag notiert EUR/USD um 0,15 Prozent tiefer bei 1,1224.
Die quasi täglich wechselnden Aussichten im Brexit-Chaos werden beim Devisenpaar EUR/GBP in entsprechenden Ausschlägen abgebildet. Positive Konjunkturdaten aus UK nimmt der Markt gerne an, um das Pfund zu stärken, nur um sich wieder zurückzuziehen, sobald die Politik den Weg in Richtung No-Deal-Brexit weiter pflastert. Premierministerin Theresa May hatte am Dienstag angekündigt, eine Verlängerung der Austrittsfrist beantragen zu wollen. Bislang ist geplant, dass das Land die Europäische Union am 12. April verlässt. May will eine Verschiebung bis zum 22. Mai erreichen, um eine Teilnahme an der Europawahl zu umgehen.
Der Gesetzesvorschlag zur Brexit-Verschiebung hat am Mittwoch im Eilverfahren alle drei Lesungen im Unterhaus durchlaufen und war mit einer Stimme Mehrheit gebilligt worden. Heute debattierte das Oberhaus über das Gesetz, das die Regierung zu einem Brexit-Aufschub verpflichten soll. Unklar ist noch, ob die übrigen EU-Staats- und Regierungschefs auf die britische Forderung eingehen. Sie wollen am kommendem Mittwoch (10. April) bei einem Sondergipfel darüber beraten, wie es beim Brexit weitergeht.
Deutlich unter Druck steht im Mittagshandel die indische Rupie. Die indische Notenbank verringerte ihren Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte auf 6,0 Prozent. Es war die zweite Zinssenkung in Folge. Die Notenbank reduzierte zudem ihre Wachstums- und Inflationsprognose für dieses Jahr. Dies könnte laut Experten eine weitere Zinsanhebung bedeuten.
Die türkische Lira gerät wieder unter Beschuss. Nachdem die Währung schon am Dienstag an Wert verloren hatte, sank der Wechselkurs am Mittwoch um weitere 0,9 Prozent auf 5,65 Lira je Dollar und 6,34 Lira je Euro. Am Donnerstag kommt es auf diesem Niveau zumindest zu einer Stabilisierung. Als Grund der erneuten Lira-Implosion wurden die überraschend schlechten Inflationsdaten genannt. Wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte, betrug der Verbraucherpreisanstieg im März im Jahresvergleich 19,71 Prozent. nach 19,67 Prozent im Februar. Die Geldentwertung streitet damit weiter fort. Die meisten Experten hatten mit einer leichten Preisentspannung gerechnet.
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