FX Mittagsbericht: Alle warten auf die EZB
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Erwähnte Instrumente
Im Vorfeld der heutigen Zinsentscheidung der EZB zeigt sich am Devisenmarkt gespannte Erwartung. Der Euro wurde zuletzt bei 1,1023 US-Dollar gehandelt und damit etwas höher als am Vorabend. Doch auf die Ruhe könnte heute noch ein Sturm folgen. Es stellt sich die bange Frage: Liefert die EZB den Märkten mindestens das, was diese erwarten oder gibt es eine Enttäuschung? Nach Einschätzung der Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank „ist die Unsicherheit über das Ausmaß der expansiven Schritte, die die EZB heute ergreifen wird, hoch". Dementsprechend sei das Potenzial für heftige Kursbewegungen am Devisenmarkt groß.
Bei der letzten Zinsentscheidung Ende Juli gab Präsident Mario Draghi zu Protokoll. „Alle Instrumente sind auf dem Tisch“. Heute könnten die Währungshüter also gleich mehrere Maßnahmen beschließen. Ökonomen erwarten, dass die EZB den Einlagensatz noch tiefer in den negativen Bereich senken wird. Er liegt bereits bei minus 0,4 Prozent. Zudem könnte die Notenbank Erleichterungen für die Banken beschließen. So sollen die Folgen schärferer Strafzinsen für Banken abgemildert werden.
In der Frage einer möglichen Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die Notenbank sind sich die Experten hingegen uneins. Zuletzt ist nach außen gesickert, dass es auch im EZB-Rat in dieser Angelegenheit rumort. Insbesondere die Mitglieder aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Finnland und zuletzt auch aus Frankreich haben sich bzw. sollen sich gegen ein erneutes QE-Programm ausgesprochen haben. Die Ökonomen der Hamburger Commercial Bank gehen davon aus, dass man sich an dieser Front noch etwas zurückhalten wird und frühestens beim nächsten Treffen im Oktober das QE-Programm wieder aktivieren wird.
Die heutigen Inflationsraten aus Frankreich und Deutschland spielen der EZB freilich in die Hände. Das Zwei-Prozent-Ziel der EZB ist in den beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums in weite Ferne gerückt. Vor allem wegen gesunkener Energiepreise lagen die Verbraucherpreise in Deutschland im August nur um 1,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, so die aktuellen Daten aus dem Statistischen Bundesamt. Im Juli hatte die Teuerungsrate noch bei 1,7 Prozent gelegen. In Frankreich rutschte der Verbraucherpreisanstieg auf 1,3 Prozent im der Jahresrate ab (zuvor war allerdings ein vorläufiger Wert von 1,2 % ermittelt worden).
Zuvor hatte die Annäherung zwischen den USA und China im Handelskrieg den Dollar noch gestützt. Nachdem zunächst die Regierung in Peking Ausnahmen von Strafzöllen auf US-Waren verkündet hatte, ließ sich auch die Regierung Trump nicht lumpen. Washington will demnach die für Anfang nächsten Monats angekündigte Anhebung der Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 250 Mrd. US-Dollar um zwei Wochen auf Mitte Oktober verschieben. Das kündigte US-Präsident Trump als "Geste des guten Willens" auf Twitter an.
Der Kurs des Währungspaars EUR/GBP notiert aktuell leicht fester bei 0,8938. Trotz der am Mittwoch gestarteten Zwangspause des britischen Parlaments, das jetzt erst wieder Mitte Oktober zusammenkommen wird, konnte sich das Pfund gestern etwas erholen und die Marke von 0,89 ansteuern. Die Währung erreichte im Verhältnis zum Euro damit ein Sechs-Wochen-Hoch. Zum einen gaben überraschend gute Wirtschaftsdaten (BIP, Arbeitsmarkt) Halt, zum anderen wird das Risiko eines No-Deal-Brexits geringer eingeschätzt. Am Mittwoch hat ein schottisches Gericht die von Premierminister Boris Johnson verordnete Zwangspause des Parlaments für unrechtmäßig erklärt. Die Richter waren der Auffassung, dass Johnson der Kontrolle durch das Parlament entgehen wollte. Das Gericht kündigte an, die Zwangspause für „null und nichtig" zu erklären. Die Regierung reagierte umgehend und will Berufung beim obersten britischen Gericht, dem Supreme Court, einlegen. Dort soll am Dienstag kommender Woche über die Angelegenheit verhandelt werden.
Am Donnerstag, den 19. September, tagt die Bank of England (BoE), es wird bisher erwartet, dass der Diskontsatz bei 0,75 Prozent bleibt. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die BoE bei ihrer Entscheidung einen genauen Blick auf die bisherigen politischen Entwicklungen rund um den Brexit wirft. Allerdings geht auch die BoE bisher eher von einem geordneten Brexit aus.
Der Schweizer Franken konnte in den vergangenen Tagen leicht abwerten, was der Schweizerischen Nationalbank (SNB) etwas Luft verschafft. Dies wurde am Markt mit dem Optimismus hinsichtlich des Brexits und der jüngsten Entspannung im Handelskonflikt zwischen China und den USA begründet. Nach Einschätzung der NordLB ist es hier aber eigentlich zu früh in Feierlaune auszubrechen. Spannend werde auch für die Schweizer Nationalbank die EZB-Sitzung, die Aufwertungsdruck für den Franken erzeugen könnte. Im Vorfeld der heutigen Sitzung gibt EUR/CHF geringfügig auf 1,0925 ab.
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