Federal Reserve steuert auf Tapering im November zu
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die US-Notenbank wird ihre Anleihekäufe höchstwahrscheinlich im November zurückfahren. Davon ist auch Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, überzeugt. Allerdings hängen die längerfristigen Aussichten seiner Einschätzung nach davon ab, wie vorübergehend der derzeitige Inflationsschub ist: „Sollten wir richtig liegen und die Inflation schneller als erwartet abflauen, dürften sich die Zinserhöhungen verzögern, was einen weiteren Aufwärtstrend bei nordamerikanischen Aktien begünstigen würde.“ Im Detail erwartet Galy die folgenden Entwicklungen:
Die Entscheidung der Federal Reserve
„Die US-Notenbank Fed hat zuletzt signalisiert, dass sie ihre Anleihekäufe höchstwahrscheinlich im November zurückfahren werde, sofern die Arbeitsmarktdaten stimmen und bestimmte Bedingungen – definiert als substanzielle Fortschritte bei den Inflations- und Wachstumszielen – fast erfüllt sind. Angesichts der hohen Breakeven-Inflation in den nächsten Jahren hat die Fed ihre eigene Inflationsprognose erhöht. Ihre Punktdiagramme spiegeln zugleich die Möglichkeit einer Zinserhöhung im nächsten Jahr wider. Interessant ist das relativ moderate Tempo der prognostizierten Zinserhöhungen ab 2023. Dies deutet darauf hin, dass die Fed davon ausgeht, dass langfristig deflationäre Kräfte in den Vordergrund treten werden. Mit dieser Kommunikationsstrategie soll das vordere Ende der US-Treasury-Kurve gezügelt werden, wodurch wiederum der Wirtschaft Zeit für Wachstum gegeben werden soll. Wir vermuten, dass die Fed zu langsam sein wird, um den hohen Verschuldungsgrad im System anzugehen, was etwa im zweiten Halbjahr 2022 zu einer Korrektur der daraus resultierenden Blase bei den Vermögenswerten führen wird.
Wachstums- und Inflationsdynamik
Die US-Notenbank führt das Auslaufen der Anleihekäufe zu einer Zeit durch, in der sich die US-Wirtschaft verlangsamt. Dies führt zu Befürchtungen einer Stagflation, also einer erhöhten Inflation bei stagnierendem Wachstum. In der Tat ist selbst die Fed immer weniger davon überzeugt, dass der Inflationsdruck schnell nachlassen wird, während die Inflationserwartungen am Markt für die nächsten Jahre hoch sind. Das Problem, mit dem die Fed konfrontiert ist, besteht darin, dass es eine Fülle von Schocks unterschiedlicher Intensität gibt, die die Erwartungen der Haushalte an eine stabile Inflation destabilisieren. Die Fed kann einen Teil dieses Drucks eindämmen, indem sie die Anleihekäufe reduziert und Zeit gewinnt, indem sie die Kontrolle über das Geschehen zurückerlangt. Was bleibt, ist jedoch das langfristige Problem der Lieferketten, auf das die Fed wenig Einfluss hat. Uns erreichen allerdings bereits Berichte, wonach die Einstellung von Mitarbeitern in den Lagern einfacher geworden sei, nachdem das zusätzliche staatliche Arbeitslosengeld weggefallen ist.
Auswirkungen auf die Märkte
Auch wenn das Tapering der Fed nicht ganz den Markterwartungen entspricht, ist damit die Frage geklärt, wie der Markt kurzfristig reagieren würde, nämlich mit etwas höheren langfristigen Renditen. Die langfristigen Auswirkungen sind hingegen schwerer vorherzusagen. Die Liquidität, die von der Fed entlang der gesamten Kurve der US-Treasuries abgerufen wird, dürfte problemlos der Liquidität entsprechen, die sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Ausland in Form von Cash verfügbar ist – in einer Welt, die nach sicheren, renditeträchtigen Anlagen hungert. Eine unerwartete Folge des Taperings ist wahrscheinlich, dass der US-Anleihemarkt im Laufe der Zeit mit dem Markt für Schwellenländeranleihen konkurrieren wird – was eine der Hauptbefürchtungen gegenüber dem Tapering war, da die Renditen in den USA attraktiver werden.
Was bedeutet das für Investoren?
Die Fed hat die Markterwartungen nicht ganz erfüllt, was zu etwas höheren US-Treasury-Renditen führte. Die Angst vor dem Tapering schwindet jedoch und damit auch die Angst vor einer breiteren Konjunkturabschwächung, angeführt von China, das durch eine aufkeimende Immobilienkrise behindert wird. Entsprechend dürften sich Aktien aus den Industrieländern in den kommenden Wochen besser entwickeln – vor dem Hintergrund einer Mauer aus Sorgen, die typisch sind für einen fortgeschrittenen Carry-Trade.“
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.