EZB-Präsidentin Lagarde erteilt Zinserhöhungen Ende 2022 eine Absage
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Die EZB verändert ihre Geldpolitik vorerst nicht. Der Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) wurde im Rahmen des Zinsentscheids am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Der Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei plus 0,25 Prozent.
Das Gesamtvolumen des Pandemie-Anleihenkaufprogramms PEPP bleibt unverändert bei 1,85 Billionen Euro (1.850 Milliarden Euro). Die PEPP-Käufe sollen weiterhin bis mindestens Ende März 2022 und in jedem Fall solange fortgesetzt werden, bis die Krisenphase der Corona-Pandemie überwunden ist.
Bereits im September hatte die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, ihre Anleihenkäufe im Rahmen des PEPP-Programms im vierten Quartal moderat zu verlangsamen im Vergleich zu den beiden Vorquartalen. Dies wurde nun bekräftigt. Über die Zukunft ihres Anleihenkaufprogramms will die EZB bei der Zinssitzung im Dezember entscheiden, wie ebenfalls bereits im September angekündigt worden war.
Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP-Programms erworbenen Wertpapiere sollen weiterhin mindestens bis Ende 2023 bei Fälligkeit wieder angelegt werden. Das Volumen des regulären Anleihenkaufprogramms APP bleibt bei 20 Milliarden Euro pro Monat. Diese Käufe des APP-Programms sollen weiterhin erst kurz vor der ersten Zinserhöhung beendet werden. Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP-Programms erworbenen Wertpapiere sollen noch für längere Zeit nach der ersten Zinserhöhung reinvestiert werden.
An dem Zinsausblick ändert sich ebenfalls nichts. "Um sein symmetrisches Inflationsziel von 2 % zu unterstützen und im Einklang mit seiner geldpolitischen Strategie, geht der EZB-Rat davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden, bis er feststellt, dass die Inflationsrate deutlich vor dem Ende seines Projektionszeitraums 2 % erreicht und sie diesen Wert im weiteren Verlauf des Projektionszeitraums dauerhaft hält, und er der Auffassung ist, dass die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation hinreichend fortgeschritten ist, um mit einer sich mittelfristig bei 2 % stabilisierenden Inflation vereinbar zu sein", heißt es weiter im Statement. "Dies geht unter Umständen damit einher, dass die Inflation vorübergehend moderat über dem Zielwert liegt."
"Der EZB-Rat ist bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei seinem Zielwert von 2 % stabilisiert", bekräftigte die EZB.
Andere wichtige Notenbank nähern sich angesichts der erhöhten Inflation bereits mit großen Schritten einer Straffung ihrer Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed dürfte in der kommenden Wochen ein Tapering (also eine Reduzierung bzw. ein Auslaufen der Anleihenkäufe) ankündigen. Die Bank of England könnte ebenfalls nächste Woche bereits eine Leitzinserhöhung verkünden.
Updates von der Pressekonferenz: Wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz sagte, erholt sich die Wirtschaft der Eurozone weiter stark. Die Wirtschaftsdynamik habe sich aber etwas abgeschwächt. Die Inflationsrate dürfte zunächst weiter ansteigen, der Inflationsdruck dürfte sich dann aber laut Lagarde im kommenden Jahr abschwächen. Die erhöhte Inflation führt die EZB weiter vor allem auf die temporären Faktoren Lieferengpässe, höhere Rohstoffpreise und Basiseffekte wie die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland am Jahresbeginn zurück. Diese Effekte hielten zwar länger an als zunächst erwartet, seien aber weiter temporär und dürften sich im kommenden Jahr verringern oder vollständig verschwinden. Auf mittlere Sicht sehe man die Inflationsrate weiter unter dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Die Finanzierungsbedingungen blieben trotz höherer Marktzinsen günstig.
Zinserhöhungen Ende des kommenden Jahres oder kurz danach, wie vom Finanzmarkt erwartet, erteilte EZB-Präsidentin Lagarde eine Absage. Damit sei nicht zu rechnen, so Lagarde auf der Pressekonferenz. Ob die Märkte mit ihrer Erwartung "vorschnell" reagierten, wollte Lagarde nicht kommentieren. Das Pandemie-Kaufprogramm PEPP dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach Ende März 2022 beendet werden, so Lagarde.
Mit Blick auf Bundesbank-Chef und EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann, der sein Amt Ende des Jahres aufgeben will, sagte Lagarde, dass sie eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Weidmann gehabt habe. Sein Ausscheiden sei nicht auf die EZB-Geldpolitik unter ihrer Führung zurückzuführen, so Lagarde. Weidmann gilt als "geldpolitischer Falke", der einer zu lockeren Geldpolitik, wie von der EZB praktiziert, skeptisch gegenübersteht.
Lagarde kündigte an, dass bei der Ratssitzung im Dezember neben der Zukunft der Anleihenkäufe auch über neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) für die Banken gesprochen werden sollte. Am 16. Dezember wird das letzte der bisher angekündigten TLTRO-Geschäfte zugeteilt. Lagarde sagte, dass man einen abrupten Wegfall der Geschäfte vermeiden wolle.
Marktreaktionen: Die Finanzmärkte reagierten zunächst kaum auf die EZB-Entscheidungen, die wie erwartet ausfielen.
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es wird sich nix ändern im Gegenteil die vorübergehende Inflation wird nicht bei 2 % sein sonder 4 % und und mehr. Die Zentralbanken sind inzwischen genau so zuverlässig wie die Politiker und vergessen schnell was sie gestern gesagt haben.
Ein bisschen höher Zinsen ... Verstehe diese Politik nicht.