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15:10 Uhr, 10.03.2022

EZB will Anleihenkäufe im dritten Quartal beenden

Die EZB will angesichts der Ukraine-Krise für "reibungslose Liquiditätsbedingungen sorgen". Die Anleihenkäufe werden schneller reduziert als bisher angekündigt. Die Anleihenkäufe könnten im dritten Quartal ganz eingestellt werden, so die EZB.

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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz finden Sie weiter unten im Artikel.

Angesichts der hohen Inflation beschleunigt die EZB den Ausstieg aus ihren Anleihenkäufen. So könnten die Anleihenkäufe im dritten Quartal 2022 ganz eingestellt werden. Wie bereits bekannt, wird das Pandemie-Anleihenkaufprogramm PEPP im Gesamtvolumen von 1,85 Billionen Euro Ende März 2022 auslaufen. Die Anleihenkäufe nach dem regulären Programm APP werden zwar temporär erhöht, anschließend aber schneller wieder reduziert als bisher angekündigt. Die APP-Käufe sollen sich nun auf 40 Milliarden Euro im April, 30 Milliarden Euro im Mai und 20 Milliarden Euro im Juni belaufen. Im dritten Quartal könnten die APP-Käufe dann ganz eingestellt werden. "Wenn die eingehenden Daten die Erwartung stützen, dass sich die mittelfristigen Inflationsaussichten auch nach dem Ende unserer Nettokäufe von Vermögenswerten nicht abschwächen, wird der EZB-Rat Nettokäufe im Rahmen des APP im dritten Quartal abschließen", heißt es nun im Statement zum Zinsentscheid.

Der Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) wurde im Rahmen des Zinsentscheids am Donnerstag wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Der Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei plus 0,25 Prozent. "Etwaige Anpassungen der EZB-Leitzinsen werden einige Zeit nach dem Ende der Nettokäufe des EZB-Rats im Rahmen des APP erfolgen und schrittweise erfolgen", heißt es nun im Statement zum Zinsentscheid. Bisher hatte es geheißen, dass die Anleihenkäufe erst kurze Zeit vor der ersten Zinserhöhung eingestellt werden sollen. Der Hinweis auf einen kurzen Zeitabstand zwischen dem Ende der Anleihenkäufe und der ersten Zinserhöhung im Statement wurde nun gestrichen.

Die EZB äußerte sich gleich zu Beginn ihres Statements zur Ukraine-Krise: "Die russische Invasion in der Ukraine ist ein Wendepunkt für Europa. Der EZB-Rat bekundet dem Volk der Ukraine seine volle Unterstützung. Sie wird für reibungslose Liquiditätsbedingungen sorgen und die von der Europäischen Union und den europäischen Regierungen beschlossenen Sanktionen umsetzen. Der EZB-Rat wird alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um das Mandat der EZB zur Gewährleistung von Preisstabilität und zur Wahrung der Finanzstabilität zu erfüllen."

Erträge aus fälligen Anleihen der nach PEPP gekauften Anleihen sollen bis 2024 reinvestiert werden. Bei den APP-Käufen sollen die Reinvestitionen für eine "längere Zeit" nach der ersten Zinserhöhung erfolgen.

Die Inflation in der Eurozone war auch im Februar auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,8 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat auf vorläufiger Basis mitteilte. Damit wurde erneut die höchste Inflationsrate seit Bestehen der Eurozone verzeichnet. Die EZB strebt im mittelfristigen Zeitfenster eigentlich eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Der Krieg in der Ukraine hat zu einem kräftigen Anstieg der Öl- und Gaspreise geführt und dürfte die Inflation weiter anheizen.

Hinweis: Zitate aus dem Statement der EZB sind aus der englischen Fassung des EZB-Statements übersetzt und basieren nicht auf der offiziellen EZB-Übersetzung, die erst mit zeitlicher Verzögerung bereitgestellt wird.)

Updates von der Pressekonferenz:

Auf der Pressekonferenz sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass der Ukraine-Krieg starke Auswirkungen auf die Wirtschaft haben werde. Das wirtschaftliche Umfeld sei sehr unsicher. Gleichzeitig werde die Wirtschaft von der nachlassenden Pandemie gestützt.

Der EZB-Rat sehe es als zunehmend wahrscheinlich an, dass sich die Inflation bei zwei Prozent stabilisieren werde. Es gebe Anzeichen dafür, dass die Engpässe in der Wirtschaft abnehmen. Kurzfristig werde die Inflation aber weiter steigen, auch wegen des Ukraine-Kriegs. Der erhöhte Inflationsdruck wegen gestiegener Öl- und Energiepreise werde durch Ersparnisse aus der Zeit der Pandemie und fiskalische Maßnahmen teilweise abgefedert, so Lagarde. Gleichzeitig könnten die höheren Energiepreise aber auch die Inflation anheizen und die Wirtschaft abbremsen.

Die Krieg stelle ein substanzielles Aufwärtsrisiko für die Inflation dar und habe für substanzielle Unsicherheit an den Finanzmärkten geführt. Die Risiken für den Wachstumsausblick seien deutlich gestiegen.

Die EZB erhöhte ihre Inflations- und senkte gleichzeitig ihre Wachstumsprognosen. Bei der Inflation werden für 2022 nun 5,1 Prozent (zuvor: 3,2 Prozent), für 2023 2,1 Prozent (zuvor: 1,8 Prozent) und für 2024 1,9 Prozent (zuvor: 1,8 Prozent) erwartet. Für die Wirtschaft der Eurozone wird nun für 2022 ein Wachstum um 3,7 Prozent (zuvor: 4,2 Prozent), für 2023 um 2,8 Prozent (zuvor: 2,9 Prozent) und für 2024 wie bisher um 1,6 Prozent erwartet.

Mit Blick auf den Zeitpunkt möglicher Zinserhöhungen wollte sich Lagarde nicht festlegen. Die Formulierung, dass diese "einige Zeit" nach dem Ende der Anleihenkäufe erfolgen solle, könne alles bedeuten, so Lagarde.

Mit Blick auf die Ukraine sei man dabei zu prüfen, wie man die Ukraine und die Menschen aus der Ukraine unterstützen könne, so Lagarde.

Marktreaktionen: Der Euro schoss unmittelbar nach der Veröffentlichung des EZB-Statements um 13.45 Uhr nach oben. Die Aktienmärkte tendierten etwas schwächer.

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