Analyse
17:43 Uhr, 18.09.2019

EUR/GBP: Rückenwind für die Bank of England

Wegen der ungewissen Aussichten in Sachen Brexit hält die Bank of England seit längerem an ihrer Geldpolitik fest. Der geringere Preisdruck verschafft ihre dafür Rückenwind. Brexit-Chaos bzw. konjunkturelle Sorgen deuten dagegen auf Zinssenkungen hin.

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    Kursstand: 0,88630 £ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Anleger nutzten die jüngste Erholung des britischen Pfund, um Kasse zu machen. EUR/GBP kletterte am Mittwoch zeitweise wieder in Richtung von 0,89, nachdem das Pfund am Dienstag wegen Spekulationen auf ein Brexit-Abkommen in letzter Minute auf ein knappes Vier-Monats-Hoch gestiegen war. Zuletzt zeigte sich der Kurs fast unbewegt in der Nähe der Marke von 0,8860. Die Hoffnung auf eine Einigung bzw. eine erneute Verschiebung des Brexit-Termins verhindere derzeit größere Kursrücksetzer, schrieben die Analysten der Bank Mitsubishi laut Investing in einem Kommentar. Die Sorgen vor einem ungeordneten EU-Austritt Großbritanniens schwinde.

Der Ausgang des Brexit-Dramas über den 31.Oktober hinaus bleibt offen: Von einem Deal mit der EU, einem ungeregelten Austritt, einem zweiten Referendum bis hin zu einer endlosen Folge von Fristverlängerungen kann nichts ausgeschlossen werden. Das EU-Parlament hat am Mittwoch für einen weiteren Aufschub des Brexits gestimmt, um einen chaotischen Bruch Ende Oktober abzuwenden. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach erstmals offiziell von neuen „Verhandlungen" mit Großbritannien. Anzeichen für einen baldigen Kompromiss mit London gibt es aber nicht. „Das Risiko eines No-Deal bleibt sehr real", sagte Juncker.

Gemessen am politischen Chaos läuft die britische Konjunktur erstaunlich rund. Im zweiten Halbjahr dürfte die Wirtschaft zwar schwächeln und nur geringfügig wachsen, aber zumindest nicht einbrechen. Was abnimmt, ist der Preisdruck. Die Inflation in Großbritannien ist im August auf den tiefsten Stand seit 2016 gefallen. Die Jahresrate stieg im vergangenen Monat um 1,7 Prozent, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten einen Anstieg um 1,8 Prozent erwartet. Im Juli hatte die Teuerung mit 2,1 Prozent noch deutlich höher gelegen. Wegen der ungewissen Aussichten in Sachen Brexit hält die Bank of England seit längerem an ihrer Geldpolitik fest. Der geringere Preisdruck verschafft ihre dafür Rückenwind. Brexit-Chaos bzw. konjunkturelle Sorgen deuten dagegen auf Zinssenkungen hin.

Das Cross EUR/GBP sieht sich am Hoch vom 02. September 2019 bei 0,9089 einem Widerstand gegenüber. Die nächste Unterstützung liegt am Tief vom 05. Mai 2019 bei 0,8494.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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