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12:20 Uhr, 02.12.2021

Erdogan entlässt ihm unangenehmen Finanzminister

Der Kurs der türkischen Lira ist am Donnerstagmorgen nach der Entlassung des Finanzministers gesunken. Die Währung verlor im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro jeweils mehr als ein Prozent an Wert, rutschte aber nicht auf neue Rekordtiefstände.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - In der türkischen Finanzpolitik geht es drunter und drüber. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nun kurzerhand den Finanzminister ausgetauscht. Hintergrund sind offenbar Meinungsverschiedenheiten in der Regierung über Erdogans geldpolitisches Verständnis und seiner Forderung weiterer Zinssenkungen in Zeiten hoher Inflation.

Lutfi Elvan wird nach etwas mehr als 12 Monaten im Amt ausscheiden und durch Nureddin Nebati ersetzt, wie aus dem offiziellen Amtsblatt hervorgeht. Der 57-jährige Nebati ist seit 2018 stellvertretender Finanzminister und gilt dem ehemaligen Wirtschaftszar Berat Albayrak nahestehend, einem Schwiegersohns von Erdogan.

Erdogan hatte erst am Dienstagabend abermals seinen Kurs verteidigt, mit sinkenden Zinsen gegen die steigende Inflation vorzugehen. Er drängt auf niedrige Zinssätze, weil diese seinen Worten zufolge das Wachstum antreiben, Arbeitsplätze schaffen und der für Deviseneinnahmen wichtigen Exportbranche helfen.

Elvan hatte sich gegen diese Zinssenkungen ausgesprochen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Bloomberg sagten. Zwei Tage bevor die Zentralbank am 18. November ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge senkte, habe Elvan „jede Institution aufgefordert, im Rahmen ihres eigenen Mandats ihren Beitrag zu leisten", um den Preisanstieg einzudämmen.

Einen Tag später wetterte Erdogan im Parlament gegen „Freunde, die die hohen Kreditkosten immer noch verteidigen“. In den sozialen Medien verbreitete sich ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie Elvan nicht in den Beifall für den Präsidenten einstimmt, als dieser spricht.

Erdogan vertritt regelmäßig sein unorthodoxes Mantra, dass hohe Kreditkosten die Inflation verursachen, anstatt sie zu dämpfen. Ökonomen halten das für kontraproduktiv und falsch. Aktuell beträgt der Leitzins in der Türkei 15 Prozent, nachdem er im März noch 19 Prozent betragen hatte. Eine weitere Senkung in diesem Monat wird erwartet.

Bevor er im November 2020 Finanzminister wurde, war Lutfi Elvan Vorsitzender eines Parlamentsausschusses, der für die Gesetzgebung im Bereich Wirtschaft und Staatshaushalt zuständig war. Er hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der University of Delaware und war unter drei Premierministern als Minister tätig: Erdogan, Ahmet Davutoglu und Binali Yildirim.

Die geldpolitischen Entscheidungen der türkischen Zentralbank, die Kreditzinsen seit September um vier Prozentpunkte zu senken, hat die inflationsbereinigten Renditen von Staatsanleihen weiter unter Null gedrückt, während sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Oktober auf 19,9 Prozent beschleunigte. Die türkische Lira ist in diesem Jahr um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Dollar eingebrochen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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