Ein Krisenausbruch in Brasilien ist unwahrscheinlich
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London (GodmodeTrader.de) - Könnte Brasilien nach Argentinien und der Türkei das nächste Schwellenland sein, das in eine Krise gerät? „Die Entwicklungen in den Emerging Markets stehen in keinem Zusammenhang“, schreibt Erik Lueth, Global Emerging Market Economist bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar. Stattdessen habe jedes Land mit seinen spezifischen Schwächen zu kämpfen. „Für Brasilien sind die Herausforderungen vor allem das beachtliche Haushaltsdefizit und die Präsidentschaftswahlen im Oktober“, erklärt der Experte.
Mit Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei PT und dem Kongressabgeordneten Jair Bolsonaro hätten in den Umfragen bislang Kandidaten der extrem links- und rechtsgerichteten politischen Lager vorne gelegen. Während das oberste Wahlgericht den ehemaligen Präsidenten inzwischen aufgrund seiner Verurteilung wegen Korruption von den Wahlen ausgeschlossen habe, habe Bolsonaro, der bei einer Wahlkampfveranstaltung mit einem Messer angegriffen worden sei, seinen Vorsprung weiter ausbauen können. Geraldo Alckmin, der Präsidentschaftskandidat der konservativen Zentrumsparteien, sei im Rückstand. „Brasilien fehlt es an einem fiskalischen Anker“, sagt Lueth. Dieses Thema stehe im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen aus Anlegersicht im Zentrum. Das Haushaltsdefizit des Landes liege über einem tragfähigen Niveau. Gleichzeitig betrage die Staatsverschuldung fast 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und die Sozialausgaben stiegen rapide an.
„Investoren sind sich der Verschuldungsdynamik Brasiliens sehr bewusst. Trotzdem haben sie dem Land einen Vertrauensvorschuss gewährt, nachdem die gegenwärtige Regierung Maßnahmen zur Stabilsierung der öffentlichen Schuldenlast eingeleitet hatte“, analysiert Lueth. Nach Meinung des Experten haben diese nun die Hoffnung, dass die nächste Regierung die Haushaltskonsolidierung erfolgreich abschließt, vor allem durch eine umfassende Rentenreform. „Da die meisten Staatsschulden von Brasilianern gehalten werden und das in Landeswährung, ist das Ausfallrisiko gering. Sollte die neue Regierung jedoch die Rentenreform nicht verabschieden, könnten Anleger, die eine Monetarisierung der Schuldenlast befürchten, Investitionen in großem Stil abbauen“, erklärt Lueth. Dies sei zum Beispiel im Jahr 2015 geschehen, als der brasilianische Real die Hälfte seines Wertes verloren habe.
Dennoch gelte es als unwahrscheinlich, dass sich eine solche Krise wiederhole. Denn das Wahlsystem sei so gestaltet, dass es den Zentrumsparteien Vorteile biete: Öffentliches Wahlkampfgeld und TV-Werbezeiten für Parteien würden nach Parlamentssitzen verteilt, und die Wahlen würden in zwei Runden ausgetragen. „Als Präsidentschaftskandidat der größten Koalition konnte sich Joachim Alckmin eine vergleichsweise lange Werbesequenz sichern. In den Umfragen sollte er deshalb bald aufholen und könnte sich in der abschließenden Wahlrunde durchsetzen“, sagt Lueth.
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