Nach der Stichwahl in Brasilien: Was erwartet uns?
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Frankfurt am Main (GodmodeTrader.de) - Ein Sieg des als Favorit gehandelten Jair Bolsonaro von der Sozialliberalen Partei (PSL) bei den Stichwahlen in Brasilien dürfte brasilianischen Sach- und Vermögenswerten nach Einschätzung von Thomas Rutz, Fondsmanager des MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced, Aufschwung verleihen. Rutz rechnet für dieses Szenario konkret mit einer Erholung des brasilianischen Reals und der Verengung der Credit Spreads brasilianischer Staatsanleihen.
„Wir sehen positive Indikatoren, die für einen nachhaltigen Konjunkturaufschwung in Brasilien sprechen“, schreibt Rutz in einem aktuellen Marktkommentar. Aktuelle Umfragen, etwa vom Brazilian Institute of Public Opinion and Statistics, prognostizierten für die Stichwahlen am 28. Oktober einen Sieg Bolsonaros gegen Fernando Haddad von der Arbeiterpartei (PT), heißt es weiter.
Eine erster Aufschwung an den Märkten habe sich bereits kurz vor den Wahlen abgezeichnet und weiter bestätigt, nachdem Bolsonaro beim ersten Wahlgang Anfang Oktober mit 46 Prozent der Stimmen nur knapp die Mehrheit verpasst und sich seine PSL zur zweitgrößten Partei im Parlament entwickelt hab. Der brasilianische Real (BRL) habe sich seitdem gegenüber dem US-Dollar (USD) bereits von 4,2000 Anfang September auf 3,7000 bis Mitte Oktober erholt, während sich Brasiliens Credit Spread (JP Morgan CEMBI Z-Spread to Worst) um rund 70 Basispunkte von 430 auf 360 gesenkt habe, heißt es weiter.
Rutz geht davon aus, dass die Kursspanne zwischen USD und BRL bis zum Jahresende ähnlich eng bleiben wird. Auch die brasilianischen Vermögenswerte hätten sich seit dem ersten Wahlgang schnell wieder erholt – eine Korrektur der Übersteuerung der letzten Monate. „Wir dürften weitere Preisanpassungen erleben, da viele Shorts inzwischen ausgeglichen sind und Geldflüsse zurückkehren könnten", fügt Rutz hinzu.
Der Emerging-Market-Experte sieht zudem weiteres Potenzial im Konjunkturzyklus. „Die brasilianische Wirtschaft hat in den letzten Jahren stark korrigiert, die Inflation ist niedrig, die Währung billig, die externen Bilanzen gesund. Brasilien ist daher reif für einen langen und nachhaltigen Aufschwung im Konjunkturzyklus, der die brasilianischen Märkte noch lange nach dem Ende der Turbulenzen um die Wahl unterstützen könnte", betont der Fondsmanager. Das Wirtschaftswachstum Brasiliens werde sich im dritten Quartal voraussichtlich auf 1,8 Prozent im Jahresvergleich und rund ein Prozent im Quartalsvergleich beschleunigen. Die aktuelle Prognose für 2018 gehe von einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von rund 1,5 Prozent aus. Noch positiver sei die Prognose für 2019, die über drei Prozent Wachstum in Aussicht stelle, heißt es weiter.
Die Märkte sähen Bolsonaro positiv, da er, wenn er gewinne, wahrscheinlich seinem Spitznamen „Trumpinho" (kleiner Trump) alle Ehre machen, starke Allianzen mit der Wirtschaft eingehen und wirtschaftliche Freiheit schaffen werde. Gleichzeitig werde er weitere Maßnahmen gegen Korruption und vor allem gegen Kriminalität ergreifen. Er verfüge über ein starkes Wirtschaftsteam unter der Leitung von Paulo Guedes, ein renommierter Ökonom, der sich für die Rentenreform und die Privatisierung von Staatsunternehmen einsetze, heißt es weiter. Rutz fügt hinzu: „Die überraschend hohen Ergebnisse der Verbündeten von Bolsonaro und der Rechten im Allgemeinen bei den Kongresswahlen am 7. Oktober bedeuten, dass die Rentenreform und andere Veränderungen in Reichweite sein sollten."
Dies sei besonders wichtig, da die Rentenreform aus Investorensicht das mit Abstand dringendste Thema in Brasilien sei, weil die massiven Kosten des Defizits ein Loch im Haushalt (von rund drei Prozent des BIP pro Jahr) verursachten. Das Thema werde daher nach der Wahl sicherlich wieder im Mittelpunkt stehen, heißt es weiter. „Bolsonaro hat das Glück, sowohl eine Wirtschaft zu erben, die sich in einem zyklischen Aufschwung befindet, wie auch eine Reforminitiative zur sozialen Absicherung, die weit genug fortgeschritten ist, dass sie schwer aufzuhalten sein sollte", so Rutz.
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