Droht eine neue Bankenkrise?
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- Deutsche Bank AG - WKN: 514000 - ISIN: DE0005140008 - Kurs: 10,658 € (XETRA)
Nach Problemen im Kryptosektor mit dem FTX-Betrug und der Schließung der Silvergate Bank erwischt es jetzt auch den Venture-Capital-Bereich: Die Aktien der auf die Finanzierung von Wachstumsunternehmen und Start-ups spezialisierten Bank SVB Financial aus dem Silicon Valley brachen am Donnerstag um 60 % ein, nachdem die Bank ein Anleiheportfolio mit Verlust veräußert hat und Branchengrößen wie Peter Thiel dazu aufriefen, Geld von der Bank abzuziehen.
Dass es jetzt den Kryptosektor und den Venture-Capital-Bereich besonders hart erwischt, kommt nicht von ungefähr. Denn beide Sektoren profitierten in den vergangenen Jahren enorm vom niedrigen Zinsniveau und der Liquidität im Überschuss, die von der US-Notenbank zur Verfügung gestellt wurde. Jetzt, wo die Fed die Zinsen angesichts der hohen Inflation bereits deutlich erhöht hat und den Finanzmärkten Liquidität entzieht, bekommen die Bereiche, die besonders auf niedrige Zinsen angewiesen sind, als Erstes Probleme.
Besorgniserregend ist jetzt allerdings auch, dass die Probleme von SVB Financial zu Kursverlusten im gesamten Bankensektor führen. Eigentlich gelten Banken als Profiteure eines höheren Zinsniveaus, denn Banken profitieren dann von deutlich höheren Zinseinnahmen bei vergebenen Krediten. Allerdings haben Banken auch einen großen Teil ihres Vermögens in Anleihen angelegt, bei denen es im Falle von steigenden Zinsen zu Kursverlusten kommt. Außerdem steigt das Ausfallrisiko bei Krediten und Anleihen, wenn Schuldner angesichts des gestiegenen Zinsniveaus immer größere Probleme bekommen, ihre Schulden zu bedienen.
Bei den US-Banken scheint ein besonderes Problem auch darin zu bestehen, dass diese Banken auf riesigen Verlusten mit Anleihen sitzen, diese Verluste allerdings in der Gewinn- und Verlustrechnung der Banken nicht auftauchen, solange die Anleihen nicht veräußert werden. Der Liquiditätsentzug durch die US-Notenbank könnte die Banken aber zunehmend zu Verkäufen solcher Anleihen und damit auch zur Realisierung der Buchverluste zwingen.
Auch die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank brechen am Freitag deutlich ein. Befürchtet wird offenbar ein Flächenbrand, bei dem die Probleme nicht auf einzelne, besonders zinssensitive Bereiche beschränkt bleiben, sondern zunehmend den ganzen Finanzsektor betreffen. Ob es dazu kommt, ist aber völlig offen.
Klar ist: Je stärker die Zinsen erhöht werden und je länger die Zinsen auf einem erhöhten Niveau bleiben, desto größer dürften die Probleme in den Sektoren werden, die eigentlich auf niedrige Zinsen angewiesen sind. Normalerweise geht man sogar davon aus, dass sich Veränderungen des Zinsniveaus erst mit einem Zeitverzug von bis zu zwei Jahren auf die Realwirtschaft auswirken. Die aktuellen Probleme könnten also tatsächlich erst die Vorläufer einer deutlich größeren Krise sein, die am Horizont aufzieht.
Für die Notenbanken könnte ein großes Dilemma entstehen: Die nach wie vor hohe Inflation zwingt sie eigentlich dazu, an Zinserhöhungen festzuhalten. Andererseits sprechen die zunehmenden Probleme in bestimmten Bereichen des Finanzsektors klar gegen eine Fortsetzung des Straffungskurses. Wie sich die Notenbanken in den kommenden Monaten und Quartalen entscheiden werden, könnte entscheidend dafür sein, ob eine neue Finanzkrise droht.
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in den Aktien der Deutschen Bank investiert.
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